Die Branche nach dem Shutdown: Was passiert für Juweliere und Goldschmiede, wenn die Ladentüren wieder aufgehen? Wer wird Gewinner, wer Verlierer? Eine Einschätzung von Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.

Die Frage, wie es nach Corona weitergeht, hängt stark vom Sortiment ab. Gewinner sind zum einen die, die ein individuelles Angebot haben, beispielsweise Goldschmiede und servicestarke Unternehmen. Ihr Auftrag im Markt und damit ihre Daseinsberechtigung ändern sich auch mit Corona nicht. Gleiches gilt für die Luxushändler, die ihre Kunden kennen und nicht zu sehr auf Touristen gesetzt haben. Hier werden die Schweizer Kollegen größere Probleme haben, ebenso Bucherer, Rüschenbeck etc in Deutschland. Doch auch in Zeiten von Kurzarbeit und schlechtem Konsumklima wird der Kunde Werte wollen und investieren. Die Nachfrage nach Gold wird steigen, ebenso die nach der Wertanlage Rolex. Der Kunde wird sich etwas gönnen wollen, nachdem er schon auf den Urlaub verzichten muss. Da der Luxusjuwelier in dieser Hinsicht seine Hausaufgaben in der Vergangenheit erledigt und eine enge Kundenbindung aufgebaut hat, wird er anknüpfen können.

Weiterer Gewinner wird das beratungsintensive Geschäft der Trauringe sein. Auch hier gibt es mittlerweile genügend Erfahrung, dass man sagen kann: Der Online-Mitbewerb ist zwar da, schadet aber den starken, den fokussierten stationären Händlern nicht. Der Trauring als einer der wenigen Bedarfsartikel unserer Branche wird weiterhin stark nachgefragt sein. Wenn die Hochzeit auch verschoben wird, sie wird stattfinden. Dies lässt sich niemand von Corona nehmen. Vermutlich wird die Anzahl an Hochzeiten wieder steigen, wie immer in Krisenzeiten.

Das große Sorgenkind für die Branche ist ein alter Bekannter: das Trend- und Lifestyle-Sortiment. Hier schlägt Kurzarbeit am stärksten rein, hier wird die Verwirrung von Sale-Aktionen im Rest des Handels am größten sein, hier sind Mieten hoch, Abschriften groß und Renditen klein, hier gibt es Mitbewerb aus dem Online-Handel und von Smartwatches.

Fazit: Gewinn-Barometer ist die Kundenbindung. Wer sie hat, wird schneller starten können.