Gold hat an Wert zugelegt, der Diamant-Preis sinkt. (Bild: Solitär-Ringe aus der Meteor-Kollektion von © Marion Knorr)
Die große Liebe ist unbezahlbar und der Verlobungsring damit per se wertvoll. Für die Diamanten, die darauf funkeln, gilt das aber nur bedingt. Den „echten“ Wert bestimmt in erster Linie die goldene Ringschiene.
Gold und Diamanten werden seit Langem als sichere Anlageformen propagiert. Im Fall des Edelmetalls trifft das auch weitgehend zu. Bestimmt wird sein Preis bereits seit 1919 täglich durch die London Bullion Market Association (LBMA), dem weltweit größten Marktplatz für Gold aber auch Silber. Zum Handel zugelassen sind nur Mitglieder – derzeit 84 Vollmitglieder und 76 Affiliate Members. Sie kommen aus allen mit der Edelmetallbranche verbundenen Sektoren, von Bergbau über Handel und Logistik bis Finanzwesen. Für das eigentliche Goldfixing sind aber nur die (derzeit elf) Market Maker zuständig, allesamt Großbanken wie etwa Goldman Sachs, BBN Paribas, Merill Lynch oder USB. Im wesentlichen basiert deren Preisfestlegung auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage, daneben spielen auch geopolitische Faktoren, die Wechselkurse des US-Dollars und die Leitzinspolitik der großen Zentralbanken eine wesentliche Rolle. Ob der Komplexität dieses Systems sind Vorhersagen immer mit Vorsicht zu genießen, vor allem auch, da das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren nicht auf unveränderlichen Naturgesetzen beruht. Bestes Beispiel: Über Jahrzehnte konnten Analysten auf eine enge Korrelation zwischen US-Leitzins und Goldpreis vertrauen – steigen die Zinsen, sinkt der Goldpreis und umgekehrt. Seit 2023 gilt diese Mechanik nicht mehr. Auf lange Sicht und trotz zum Teil großer Schwankungen hat Gold kontinuierlich an Wert zugelegt – allein seit Anfang 2024 um rund 25%. Und derzeit scheint nichts darauf hinzudeuten, dass sich dieser Trend umkehren wird.
Noch schwieriger sind Prognosen für Diamanten. Die beeinflussen zwar die Optik des Verlobungsrings maßgeblich, aber nicht so sehr den tatsächlichen Wert. Anders als beim Gold gibt es für die Edelsteine kein verbindliches Preissystem, aber die Daten großer Handelsplattformen wie Idex oder RapNet geben recht verlässlich Auskunft über bisherige Entwicklungen und Status-Quo. Zudem lassen sich aus dem Agieren großer Minengesellschaften Markttrends ablesen. Und das Bild ist ernüchternd. Seit Jahren geht es mit den Preisen kontinuierlich nach unten. Schuld daran haben einerseits Labordiamanten, die sich als noch weniger werthaltig entpuppt haben, was aber den Endverbraucher offenbar nicht weiter stört. Wie sich die Preise für beide Varianten weiter entwickeln, ist ungewiss. Dass einige große Diamantenminen in absehbarer Zeit erschöpft sein werden und das dadurch geringere Angebot die Preise wieder nach oben drückt, klingt plausibel. Allerdings sind die Diamantenlager – ob mit Rohware oder geschliffenen Steinen – wegen der schwachen Nachfrage voll. Daneben spielt auch die wirtschaftliche Entwicklung eine Rolle – besonders in den großen Absatzmärkten USA, China und Indien – so wie auch Änderungen im Geschmack der Käufer. In China zum Beispiel, einst ein Boom-Markt, ist die Nachfrage nach Naturdiamanten um rund die Hälfte zurück gegangen. Einerseits aus wirtschaftlichen Gründen, andererseits, weil Käufer reinen Goldschmuck bevorzugen. In den USA hingegen ist ein schöner Auslandsurlaub als Geschenk beliebter als Diamantschmuck. Ein vermeintlich banaler Umstand, der allerdings auch Mitschuld an dem Preisrückgang bei Diamanten trägt.