Labordiamanten: Bedrohung oder Chance für den Markt?

LGD Labordiamanten Synthetische Diamanten Guido Grohmann BVSU

Diamanten im Wandel: Synthetische Steine erobern den Markt – ein Funken Hoffnung oder der Verlust von Wert? © BVSU/ Shutterstock.com

Der weltweite Markt für Diamantenschmuck boomt, doch die wachsende Beliebtheit synthetischer Diamanten wirft Fragen auf. Während in Nordamerika Labordiamanten zu Schnäppchenpreisen angeboten werden, bleibt der deutsche Markt skeptisch. Warum bevorzugen viele Juweliere natürliche Steine und wie wirkt sich der Preiswettbewerb auf die Wahrnehmung von Wert und Nachhaltigkeit aus? Ist die Zukunft des Diamantschmucks tatsächlich grün oder nur ein glänzender Trugschluss?



Der globale Markt für Diamantenschmuck wächst rasant und hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Im Jahr 2023 entfielen 12 Milliarden Dollar des weltweiten Umsatzes auf künstliche Diamanten, während es 2018 nur 3 Milliarden waren. Der größte Teil des Geschäfts konzentriert sich auf Nordamerika, insbesondere im Bereich von Trau- und Verlobungsringen. Dort sind die im Labor gezüchteten Steine deutlich günstiger als natürliche Diamanten. Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des BSVU, berichtete von einem extremen Preiswettbewerb auf der Schmuckmesse in Las Vegas, wo synthetische Diamanten für nur 99 Dollar pro Carat verkauft wurden, während natürliche Diamanten je nach Qualität das Sieben- bis Neunfache kosten.

In Deutschland ist der Markt für künstliche Diamanten jedoch noch sehr klein und kaum messbar. Viele große Juweliere, wie die Wempe-Gruppe, lehnen es ab, synthetische Steine in ihr Sortiment aufzunehmen, da sie die Wertbeständigkeit der natürlichen Diamanten bevorzugen. Auch die Schweizer Marken Chopard und Bucherer bieten ausschließlich natürliche Diamanten an, während CHRIST eine eigene Linie mit künstlichen Diamanten unter dem Label „grüner Schmuck“ führt.

Grohmann kritisiert die Vermarktung von Schmuck mit synthetischen Steinen als nachhaltig und ethisch unbedenklich. Er ist der Meinung, dass die Diamantenbranche nicht so schlecht ist, wie ihr Ruf, und dass die Herstellung von synthetischen Diamanten nicht notwendigerweise umweltfreundlicher ist.

Wir sehen die Zukunft von Diamantsynthesen eher bei Modeschmuck.

Kim-Eva Wempe, Inhaberin Wempe

„Die Synthese – egal, mit welchem der beiden Verfahren gearbeitet wird – ist nie energiearm“, betont auch Peter Knittel, Chemiker beim Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik. Schätzungen zufolge braucht man für die Herstellung eines Carats circa 750 Kilowattstunden Strom, etwa so viel wie ein deutscher Zweipersonenhaushalt in drei Monaten verbraucht. Die CO2-Intensität relativiere sich aber, wenn man mit erneuerbaren Energien produziert und zumindest muss man nicht tief ins Erdreich graben.

Peter Knittel Labordiamanten
Peter Knittel, Chemiker Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik © Netzwerk-Südbaden

Welchen Wert besitzen Labordiamanten? 

Jeanette Fiedler, Geschäftsführerin des Deutschen Diamanten Instituts (DDI) in Pforzheim, hebt die Einzigartigkeit natürlicher Diamanten hervor, die aufgrund ihrer Seltenheit langfristig an Wert gewinnen. Obwohl sie synthetische Diamanten, die seit Jahrzehnten in verschiedenen Industrien verwendet werden, nicht ablehnt, gibt es im Schmuckbereich Vorbehalte. Fiedler bemerkt, dass synthetische Edelsteine wie Rubine und Saphire bereits weit verbreitet sind, jedoch beim Diamanten eine besondere Skepsis herrscht. Sie stellt fest, dass der Markt für synthetische Steine zwar wachsen wird, aber deren Wert vermutlich weiter sinken wird.

Grohmann wiederum sieht in synthetischen Diamanten die Möglichkeit, neue Kunden anzusprechen, jedoch keinen Wert als Geldanlage. Er betont, dass synthetische Diamanten nicht als Ersatz für natürliche Diamanten betrachtet werden sollten, sondern als eigenständige Alternative, die die Preislücke zwischen teuren natürlichen und günstigen Glassteinen schließen könnte.

Wichtig ist dabei eine klare Kommunikation, da viele Händler nicht transparent sind. Grohmann kritisiert, dass es keine einheitlichen Regelungen gibt, wie synthetische Diamanten bezeichnet werden dürfen, was zu Verwirrung führt. Der Unterschied zwischen natürlichen und synthetischen Diamanten ist für Laien oft nicht erkennbar, was die Bedeutung von Echtheitsprüfungen unterstreicht. Zudem darf man nicht vergessen, dass der Kauf eines echten Diamanten auch mit Emotionen und Vertrauen verbunden ist. (Quelle: Netzwerk-Südbaden.de)


Jeanette Fiedler DDI
Jeanette Fiedler, Geschäftsführerin DDI © Netzwerk-Südbaden
Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

DER NEUE ZEITUNGSBEZUG

Jetzt auf erweiterten Blickpunkt·Juwelier Bezug PRINT UND DIGITAL umsteigen und noch mehr relevante Informationen aus der Branche sichern!

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?
Werden sie BRANCHEN-INSIDER! Und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News, Vorteilen und Branchen-Insights, die es NUR im geschützten Insider-Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.