Richemont-Chairman Johann Rupert lobt Konkurrenz

Johann Rupert, Chairman Richemont

Marktanpassung als Zeichen von Stärke: Richemont-Chef Johann Rupert hebt verantwortungsvolle Produktionspolitik hervor. © Richemont

Die weltweit spürbare Konsumzurückhaltung in China hat die Schweizer Uhrenindustrie in den vergangenen Monaten erheblich unter Druck gesetzt – auch Branchenführer Richemont blieb davon nicht verschont. Doch anstatt den Preisdruck durch aggressive Lagerfüllung zu verschärfen, setzte die Branche auf eine koordinierte Reaktion: Produktionskürzungen zur Stabilisierung des Markts. Für Richemont-Präsident Johann Rupert ist das ein positives Signal – und ein Beleg für die Reife der Branche.



Verantwortung statt Volumen: Produktionsdisziplin als strategischer Vorteil

Im Rahmen der jüngsten Analystenkonferenz nach der Veröffentlichung der Jahreszahlen machte Rupert deutlich, dass viele führende Hersteller – darunter laut seinen Angaben auch Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet – ihre Produktion gedrosselt hätten, um auf die rückläufige Nachfrage im asiatisch-pazifischen Raum zu reagieren. Diese marktgerechte Anpassung verhindere ein Überangebot und stütze den Markenwert langfristig, so Rupert.

Auch Richemont selbst reagierte auf die veränderten Rahmenbedingungen: Die Produktionsmengen bei einigen Marken wurden zurückgefahren, Beschäftigte zeitweise über das Kurzarbeitsmodell freigestellt und Lagerbestände bei Partnern in China zurückgekauft. „Die Industrie zeigt sich vernünftig und verantwortungsvoll“, so der Richemont-Präsident.

Nicolas Bos Richemont
Nicolas Bos, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gruppe © Richemont

Neue Struktur zur Effizienzsteigerung

Trotz starker Entwicklungen in der Schmuckabteilung – insbesondere bei Cartier und Van Cleef & Arpels – musste Richemont im Uhrenbereich einen deutlichen Rückgang hinnehmen: Der Umsatz der Uhrensparte sank im abgelaufenen Geschäftsjahr um 13 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, der operative Gewinn brach um 69 Prozent auf 175 Millionen Euro ein. Besonders stark fiel der Rückgang in der Region Asien-Pazifik ohne Japan aus – hier lagen die Umsätze 27 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Zur Effizienzsteigerung wurde im Zuge einer internen Umstrukturierung die bisherige Führungsebene der Sparte aufgelöst. Künftig ist jeder CEO der jeweiligen Uhrenmarke eigenständig für Performance, Umsatz und Rentabilität verantwortlich. Damit will Richemont seine Organisation straffen und die Verantwortung klar in die Markenführung legen.

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Spitzenmarken trotzen dem Trend

Einzelne Marken konnten sich dem Abwärtstrend entziehen: Die Performances von Cartier Watches, Vacheron Constantin und A. Lange & Söhne lagen über Marktschnitt, wie Richemont-Manager betonten. Insbesondere Cartier zählt laut Branchenschätzungen mittlerweile zu den fünf umsatzstärksten Schweizer Uhrenmarken – ein deutliches Zeichen für die Stärke integrierter Markenportfolios.

Richemont Cartier Schmuck Uhren Umsatz Wachstum
Die Cartier-Aktie steigt zweistellig. © Cartier

Marktveränderung als Branchenchance

Für Rupert ist die aktuelle Phase mehr als eine Krise – sie ist eine Chance zur strategischen Neuausrichtung. Bereits im Vorjahr hatte er auf der Hauptversammlung für eine gesamtheitliche Betrachtung der Marktaufnahmekapazität plädiert und die Branche zur Disziplin aufgerufen. Seine Einschätzung: Nur wer Wertschöpfung vor Volumen stellt, wird auf Dauer erfolgreich bleiben.

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