Mia.Creations: Kerstin Tappmeyer über die Zukunft von Private Label

Mia Creations Kerstin Tappmeyer Private Label

Kerstin Tappmeyer spricht im Interview mit Blickpunkt·Juwelier offen und ehrlich über die Herausforderungen des Fachhandels, wie etwa Markenabhängigkeiten, mangelnde Vergleichbarkeit und niedrige Margen, und präsentiert gleichzeitig durchdachte Lösungen. © MIA.CREATIONS

Die Inhorgenta 2025 hat gezeigt: Die Nachfrage nach Private Label wächst, doch viele Juweliere zögern noch. Warum sich die eigene Marke lohnt, welche Fehler die Branche bisher gemacht hat und wie Juweliere unabhängiger von Konzessionsmarken werden können, erklärt Kerstin Tappmeyer, verantwortlich für Marketing & Vertrieb von MIA.CREATIONS in Deutschland, im Interview.



Wachsende Abhängigkeit von Konzessionsmarken, steigende Kosten und ein verändertes Kaufverhalten setzen den Fachhandel unter Druck. Die Inhorgenta 2025 hat deutlich gemacht, dass das Interesse an Private Label rasant zunimmt – doch noch gibt es Unsicherheiten. Wie Juweliere diese Hürden überwinden, ihre Eigenmarke strategisch aufbauen und langfristig profitieren können, erläutert Kerstin Tappmeyer von MIA.CREATIONS im Gespräch mit Blickpunkt·Juwelier.

BLICKPUNKT·JUWELIER: Welche Erkenntnisse nehmen Sie von der Inhorgenta 2025 mit?

KERSTIN TAPPMEYER: Die Inhorgenta 2025 hat eindrucksvoll gezeigt: Das Interesse an Private Label wächst rasant. Besonders gefragt war unser ganzheitliches Konzept als strategischer Partner für Design, Fertigung und Marketing. Viele Juweliere suchten gezielt Informationen, doch es besteht noch Zurückhaltung und Aufklärungsbedarf – insbesondere zur Abgrenzung von White Label. Intensive Beratungen führten jedoch schnell zur Begeisterung und dem Erkennen des Potenzials für das eigene Geschäft. Unsere erstklassige Qualität wurde bestätigt, insbesondere in Handwerkskunst, Materialverarbeitung und Detailgenauigkeit. Zudem zeigte sich, dass Ethik und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen – unser Engagement nach RJC-Standards wurde besonders geschätzt. Die Messe verdeutlichte den Trend zur Individualisierung und Eigenmarken. Entscheidend bleibt weiterhin über Vorteile und den Mehrwert von Private Label aufzuklären.

BPJ: Was sind die größten Herausforderungen für Juweliere in der aktuellen Marktsituation?

TAPPMEYER: Juweliere stehen vor drei zentralen Herausforderungen: die wachsende Abhängigkeit von Konzessionsmarken, steigende Kosten bei sinkenden Margen und das wandelnde Kaufverhalten mit zunehmender digitaler Konkurrenz. Die Uhrenbranche zeigt, wie riskant die Abhängigkeit von Marken ist – viele Fachhändler verloren ihre Konzessionen, während Marken durch eigene Stores und Online-Vertrieb den Fachhandel zunehmend verdrängen. Auch im Schmucksegment sind erste Anzeichen dieser Entwicklung sichtbar. Wer sich langfristig absichern will, sollte frühzeitig Strategien zur Unabhängigkeit entwickeln. Gleichzeitig geraten Juweliere durch steigende Betriebskosten wie Mieten, Personal und Energie zunehmend unter Druck. Da Marken klare Preisvorgaben machen und Kunden verstärkt online vergleichen, sinken die Margen. Wer weiterhin auf Standardprodukte setzt, verliert an Rentabilität. Hinzu kommt das wandelnde Kaufverhalten der jüngeren Generation: Individualität ist wichtiger als große Markennamen, Nachhaltigkeit und ethische Produktionsstandards gewinnen an Bedeutung. Zudem verstärken digitale Anbieter den Wettbewerb, indem sie direkt an Endkunden verkaufen. Juweliere müssen diesen Entwicklungen aktiv begegnen – mit Eigenmarken, exklusiven Kollektionen und nachhaltigen Konzepten, um sich klar vom Wettbewerb abzuheben und langfristig erfolgreich zu bleiben.

BPJ: Welche Fehler haben Juweliere in den letzten Jahren gemacht, und wie können sie sich zukünftig besser positionieren?

TAPPMEYER: Ein großer Fehler war die zu starke Abhängigkeit von etablierten Marken. Viele Juweliere haben sich darauf verlassen, dass große Namen automatisch Kunden anziehen, anstatt ihre eigene Marke aufzubauen. Doch wer identische Ware verkauft, wird austauschbar und kann nur über den Preis konkurrieren – eine gefährliche Strategie in Zeiten wachsender Online-Konkurrenz. Zudem wurden digitale Themen, insbesondere Social Media, unterschätzt. Dadurch fehlte es oft an einer klaren Differenzierung und emotionaler Kundenbindung. Das Ergebnis: Kunden wanderten entweder zu Online-Plattformen oder direkt zur Marke ab. Die große Chance liegt in der Differenzierung. Juweliere müssen sich von der reinen Produktorientierung lösen und ein einzigartiges Einkaufserlebnis bieten. Dazu gehören: Exklusive Beratung, die den Mehrwert gegenüber Online-Händlern klar macht. Private-Label-Kollektionen, um unverwechselbare Produkte anzubieten. Storytelling und Emotionalisierung, denn Schmuck ist mehr als nur ein Produkt – er steht für besondere Momente. Personalisierung und Service, um Kunden ein individuelles Erlebnis zu bieten. Wer nur verkauft, verliert. Wer Erlebnisse schafft, gewinnt!

Mia.Creations Private Label
Alleinstellungsmerkmal. Es braucht keine zehn Juweliere mit dem gleichen Angebot in einer Stadt. Kundenwünsche sind individuell, so sollte auch der Juwelier sein Sortiment gestalten. © MIA.CREATIONS

Wer identische Ware verkauft, wird austauschbar und kann nur über den Preis mit anderen konkurrieren.

Kerstin Tappmeyer, Vertrieb & Marketing MIA.CREATIONS

BPJ: Warum setzen Juweliere lieber auf vorgefertigte Marken, statt eigene zu entwickeln?

TAPPMEYER: Viele Juweliere scheuen den Aufwand, eine eigene Marke zu entwickeln, weil sie glauben, dass dies mit hohen Kosten, Risiken und Zeitaufwand verbunden ist. Zudem fehlt oft das Know-how und personelle Ressourcen, eine Marke strategisch aufzubauen. Dabei bieten Private-Label-Konzepte wie von MIA.CREATIONS eine einfache Möglichkeit, eine exklusive Kollektion mit voller Kontrolle über Design und Qualität zu realisieren – sogar neben dem zeitlich anspruchsvollen Tagesgeschäft. 

BPJ: Was wäre passiert, wenn Juweliere Ihre eigene Marke proaktiver gefördert hätten?

TAPPMEYER: Juweliere, die frühzeitig in ihre Eigenmarke investiert hätten, würden heute von höheren Margen, stärkerer Kundenbindung und größerer Unabhängigkeit von Konzessionsmarken profitieren. Sie hätten sich klarer im Wettbewerb differenziert und ihr gesamtes Geschäft wäre weniger von den Entscheidungen großer Markenhersteller abhängig.

BPJ: Wie können Juweliere ein eigenes Must-have kreieren?

TAPPMEYER: Ein echtes Must-have entsteht durch exklusive Designs, die eine emotionale Geschichte erzählen. Eine erfolgreiche Eigenmarke zeichnet sich durch mehrere entscheidende Faktoren aus: Einzigartige Designs mit hohem Wiedererkennungswert sorgen dafür, dass sich das Produkt von der Masse abhebt. Hochwertige und ethisch einwandfreie Materialien unterstreichen die Qualität und Nachhaltigkeit der Marke. Zudem ist eine starke Markenbotschaft essenziell – sie weckt Emotionen und schafft eine tiefere Verbindung zum Kunden. Abgerundet wird der Erfolg durch professionelles Branding und eine ansprechende Verpackung, die das gesamte Markenerlebnis perfekt inszeniert.

BPJ: Wie ist Ihr Eindruck zur Ideenfindung für eigenständige Kreationen?

TAPPMEYER: Juweliere haben beim Aufbau einer Eigenmarke ganz unterschiedliche Ausgangssituationen. Einige bringen konkrete Designs und Visionen mit, stoßen aber auf Herausforderungen wie fehlende Produktionskapazitäten, komplizierte Zusammenarbeit mit Herstellern oder hohe Mindestbestellmengen. Andere haben den Wunsch nach einer Eigenmarke, aber keine konkreten Ideen und benötigen Unterstützung bei Design, Materialauswahl, Preiskalkulation und Vermarktung. Für diese Juweliere entwickeln wir individuelle Designvorschläge basierend auf Markttrends, helfen bei der Zielgruppenansprache und unterstützen sie professionell in Branding und Marketing. Eine dritte Gruppe hat eine grobe Vorstellung, aber kein klares Konzept – hier helfen wir, Details zu schärfen und eine umsetzbare Strategie zu entwickeln. Was wir nicht empfehlen, ist die bloße Kopie bestehender Erfolgsmodelle. Plagiate bergen nicht nur rechtliche Risiken, sondern schaden auch langfristig dem Markenimage. Wer sich nicht differenziert, bleibt austauschbar. Eine erfolgreiche Eigenmarke braucht Individualität, Exklusivität und Einzigartigkeit – nur so entsteht nachhaltiger Erfolg. Unser Ziel ist es, Juweliere sicher und erfolgreich auf dem Weg zur Eigenmarke zu begleiten – mit echtem Mehrwert und langfristiger Differenzierung.

Juweliere, die früher in ihre Eigenmarke investiert hätten, würden heute von höheren Margen profitieren.

Kerstin Tappmeyer, Vertrieb & Marketing MIA.CREATIONS

BPJ: Wie kann man Ängsten und Bedenken im Fachhandel begegnen?

TAPPMEYER: Viele Juweliere haben Bedenken hinsichtlich Investitionsrisiken, fehlendem Know-how und möglichem Misserfolg. Diese lassen sich durch klare Planung, professionelle Unterstützung und ein schrittweises Vorgehen minimieren. Strategische Heranführung & Beratung: Statt eines Schnellschusses setzen wir auf eine strukturierte Entwicklung. Durch persönliche Beratung, Bedarfsanalyse und Marktbewertungen helfen wir Juwelieren, die richtige Design- und Materialwahl zu treffen. Maximale Sicherheit durch Feedbackschleifen: Mehrere Korrekturschleifen und detaillierte Visualisierungen – von CAD-Modellen bis zu 3D-Drucken – ermöglichen eine realistische Einschätzung des Designs, bevor investiert wird. Transparente Planung & volle Kontrolle: Renderings, digitale Materialsimulationen und Musteranfertigungen sorgen für Planungssicherheit. So wissen Juweliere genau, was sie erhalten – ohne Überraschungen. Durch diesen kalkulierbaren Prozess wird das Risiko minimiert und eine sichere Basis für den Erfolg geschaffen.

BPJ: Der Fall des Bulgari B0-1-Rings – Zeit für eine neue Strategie?

TAPPMEYER: Die geringe Marge des Bulgari-Rings zeigt, dass Juweliere dringend alternative Strategien brauchen, um die stetig steigenden Kosten zu decken. Eine gute Strategie – die bereits einige erfolgreiche Juweliere umsetzen – ist die eigene Kollektion mit einer besseren Kalkulation (z. B. Faktor 2,5 – 3,0 statt 1,8) zu entwickeln. Diese Strategie hat gleich mehrere wesentliche Vorteile – sie ermöglicht höhere Gewinne, reduziert die Abhängigkeit von großen Marken, schafft Differenzierung und stärkt die eigene Marke nachhaltig.

BPJ: Zukunftsaussichten?

TAPPMEYER: Angesichts der steigenden Konkurrenz und der Unsicherheiten mit Konzessionsmarken ist die eigene Private Label Marke für Luxusjuweliere strategisch wichtig und zukunftsentscheidend, denn sie ermöglicht höhere Margen, mehr Unabhängigkeit und eine langfristige Kundenbindung.

Markenprofil

MIA.CREATIONS

MIA.CREATIONS

MIA.CREATIONS Marktveränderungen erfordern neue Strategien: Steigende Kosten und direkte Verkaufsaktivitäten großer Marken setzen Juweliere unter Druck. MIA.CREATIONS bietet die Lösung: Gestalten Sie Ihre Zukunft mit Ihrer Eigenmarke in Form individueller...

Mehr lesen

GESCHÜTZTER BRANCHENINSIDER-BEREICH

Als Brancheninsider lesen Sie weiter!
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos, um alle Inhalte, tägliche Branchen-News und Insider-Infos als erstes zu erhalten.

Sie sind bereits ein Branchen-Insider? Hier anmelden

Noch kein Branchen-Insider? Jetzt registrieren!

Registrierung

Registrieren Sie sich jetzt kostenlos,
besondere Inhalte – nur für besondere Insider!
IHRE VORTEILE
als BRANCHEN-INSIDER

Sichern Sie sich jetzt Ihre
Branchen-Poleposition!

Ihre Vorteile
als Branchen-Insider

Sichern Sie sich jetzt Ihre
Branchen-Poleposition!

Ohne Registrierung

für Besucher

Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

VORTEILSCLUB IST MEHR

Profitieren Sie jetzt von neuen Benefits: Aktionsplan für das ganze Jahr, BPJ-Zeitungsbezug, Reader’s Lounge, B2B-Kommunikation und noch viel MEHR!

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?

Registrieren Sie sich jetzt und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News und Insights, die es NUR im geschützten Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.