Watches & Wonders 2026: Warum Audemars Piguet die Bühne sucht und Montblanc sie meidet

Watches & Wonders 2026 Audemars Piguet Montblanc

Audemars Piguet feiert Comeback, Montblanc verabschiedet sich von Watches & Wonders. © AP/ Montblanc / Watches & Wonders

Die Genfer Leitmesse der Haute Horlogerie wächst weiter: Mit 66 Marken wird die Watches & Wonders 2026 so groß wie nie. Besonders aufhorchen lässt die Rückkehr von Audemars Piguet, während Montblanc überraschend den Rückzug antritt. Ein Überblick mit wirtschaftlicher Einordnung.



Audemars Piguet: Rückkehr nach fünf Jahren Pause

Die Entscheidung von Audemars Piguet (AP), wieder Teil der Watches & Wonders zu sein, markiert einen Wendepunkt. Noch 2019 hatte die Marke Messen als „überholt“ erklärt, da der Fokus damals stark auf Fachhändler und Journalisten beschränkt war. Seither hat sich das Konzept jedoch fundamental gewandelt: Heute öffnet sich die Messe verstärkt dem Publikum, integriert kulturelle Formate in der Stadt Genf und setzt damit auf eine breitere Markenwahrnehmung.

Für AP ist der Zeitpunkt strategisch geschickt gewählt: 2026 feiert die Marke ihr 150-jähriges Bestehen. Neben dem Stand im Palexpo, dessen Kosten auf rund 20 Millionen CHF geschätzt werden, wird AP in der Innenstadt mit einer großen Ausstellung präsent sein. Dort wird insbesondere das historische System des Établissage gewürdigt – jenes Kooperationsnetzwerks von Handwerkern, auf dem die Marke aufgebaut wurde.

Wirtschaftlich bedeutet die Rückkehr allerdings nicht, dass Audemars Piguet von seiner Strategie abrückt. Das Vertriebsmodell bleibt strikt auf eigene Boutiquen und sogenannte „AP Houses“ ausgerichtet, ohne Rückkehr in den Multimarkenhandel. Mit aktuell 85 Verkaufsstellen weltweit und einem Umsatzplus von 12 Prozent im laufenden Jahr sieht sich AP bestätigt. Dennoch zeigt die Präsenz in Genf, dass auch eine Marke mit ikonischer Strahlkraft wie die Royal Oak eine starke Plattform benötigt, um Markenwahrnehmung und Kundenbindung zu vertiefen.

Audemars Piguet Genf Boutique
Audemars Piguet Salon in Genf. Audemars Piguet feiert 2026 sein 150-jähriges Bestehen und nutzt die Messe für eine große Rückkehr. © AP

Montblanc: Ein kalkulierter Rückzug aus der Sichtbarkeit

Während AP mit großem Paukenschlag zurückkehrt, zieht sich Montblanc zurück. Für die Richemont-Marke, die neben Schreibgeräten auch Uhren fertigt, ist das ein deutliches Signal: Ressourcen sollen offenbar stärker auf profitablere Kernsegmente und selektive Uhrmacherei fokussiert werden. Montblanc war in den letzten Jahren stets präsent, konnte sich aber in der Wahrnehmung gegenüber Schwergewichten wie IWC, Jaeger-LeCoultre oder Cartier – ebenfalls Teil des Richemont-Portfolios – nicht im gleichen Maße profilieren.

In einem Umfeld, in dem Markenauftritte bei der Watches & Wonders mit erheblichen Kosten verbunden sind, scheint die Entscheidung aus wirtschaftlicher Sicht rational. Montblanc-Uhren wie die 1858 Geosphere oder Heritage Chronométrie verfügen zwar über eine treue Sammlerschaft, erreichen aber nicht die gleiche Marktdurchdringung wie andere Richemont-Marken. Für Branchenkenner bedeutet der Rückzug vor allem eines: Die Gruppe setzt auf klare Differenzierung ihrer Maisons, und Montblanc soll künftig selektiver auftreten.

Montblanc Watches & Wonders 2026 gecancelt
Montblanc Iced Sea Automatic Date 0 Oxygen. Montblanc zieht sich zurück: Die Marke will ihre Ressourcen künftig selektiver einsetzen. © Montblanc

Machtspiele in Genf

Mit 66 teilnehmenden Marken, darunter auch Neuzugänge wie Credor (Seiko-Gruppe), Sinn Spezialuhren oder Charles Girardier, ist die Watches & Wonders 2026 die größte Ausgabe in der Geschichte. Der Mix aus traditionellen Schwergewichten (Rolex, Patek Philippe, Cartier, Hermès) und unabhängigen Herstellern macht die Messe zum wichtigsten Branchentreffpunkt.

Für den Fachhandel bedeutet das: Die Watches & Wonders bleibt das zentrale Schaufenster, um Trends, Neuheiten und Markenstrategien zu erfassen. Während Swatch-Group-Marken wie Omega, Longines oder Breguet weiterhin fernbleiben, zeigt die Rückkehr von Audemars Piguet, dass die Plattform unverzichtbar geworden ist. Auch für jene Marken, die vermeintlich stark genug für den Alleingang waren.

Watches and Wonders 2026
Palexpo in Genf: Die Watches & Wonders 2026 wird mit 66 teilnehmenden Marken die größte Ausgabe ihrer Geschichte. © Watches & Wonders

Wer ist dabei und wer nicht?

Teilnehmende Marken (Auszug):
Rolex, Tudor
Patek Philippe
Cartier, Van Cleef & Arpels, Piaget, Vacheron Constantin, IWC, Jaeger-LeCoultre, Panerai, A. Lange & Söhne
Chopard, Hermès, Chanel
Bulgari, TAG Heuer, Hublot, Zenith
Audemars Piguet (neu)
Grand Seiko, Credor (Seiko-Gruppe)
Nomos Glashütte, Sinn Spezialuhren
Corum, Parmigiani Fleurier, Frederique Constant, H. Moser & Cie., Laurent Ferrier
Zahlreiche unabhängige Manufakturen im „Carré des Horlogers“

Nicht vertreten:
Marken der Swatch Group (u. a. Omega, Longines, Breguet, Blancpain)
Breitling
Richard Mille
Montblanc (Richemont-Gruppe)
Bell & Ross, Hysek, Meistersinger, Speake Marin

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