Schmuck- und Uhrenindustrie: Warum die starken Außenhandelszahlen täuschen können

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Steigende Edelmetallpreise und volatile Märkte: Rohstoffe, Uhrenkomponenten und Schmuckelemente stehen sinnbildlich für die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche im dritten Quartal 2025. © Freepik/KI

Der Bundesverband Schmuck-, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BVSU) hat seine Statistik für das dritte Quartal 2025 veröffentlicht. Die offiziellen Zahlen wirken beeindruckend. Doch sie zeichnen ein Bild, das ohne Einordnung leicht fehlinterpretiert werden kann.



Exportwachstum durch Edelmetallpreise, nicht durch reale Nachfrage

Die Schmuckindustrie erzielte im dritten Quartal Warenexporte im Wert von 1,58 Milliarden Euro. Das entspricht zwar einem deutlichen Plus von 23,6 Prozent zum Vorjahr, liegt aber 11 Prozent unter dem sehr starken zweiten Quartal 2025. Insgesamt summieren sich die Exporte bis Jahresende des dritten Quartals auf 4,98 Milliarden Euro, ein nominelles Wachstum von 29,1 Prozent gegenüber 2024. Auch bei Uhren zeigt sich ein Euro-basiertes Wachstum: Im dritten Quartal 2025 wurden 501,9 Millionen Euro exportiert – 6,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Doch der Verband warnt: Diese Steigerungen spiegeln nicht in erster Linie eine anziehende Nachfrage wider, sondern vor allem die massiven Preissteigerungen bei Gold, Silber und Platin seit der Covid-Ära. Allein der Goldpreis ist in fünf Jahren um fast 80 Prozent gestiegen. „Edelmetallpreise in immer neuen Höhen lassen die Ergebnisse unserer Branche deutlich schöner aussehen, als sie sind“, sagt BVSU-Hauptgeschäftsführer Guido Grohmann. „Hoch bewertete Lagerbestände erhöhen Kosten für Finanzierung und Versicherungen und sorgen für Druck in den Betrieben.“

Importe steigen ebenfalls stark, vor allem bei Rohstoffen

Der Schmuckimport lag in den ersten drei Quartalen 2025 bei 4,7 Milliarden Euro, ein Anstieg von 44,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auffällig ist, dass der Import von Rohstoffen und Halbzeugen deutlich dynamischer wächst als der fertiger Schmuckwaren. Im Uhrensektor hingegen zeigt sich ein weitgehend stabiles Bild: Die importierten Waren wiesen mit 1,856 Milliarden Euro nahezu den gleichen Wert wie 2024 auf.

Verunsicherung trotz positiver Statistik

Die Stimmung in Werkstätten und Ateliers ist weit weniger positiv als die Außenhandelszahlen vermuten lassen. Neben hohen Rohstoffkosten belasten geopolitische Konflikte, Handelsstreitigkeiten, eine schwache Binnenkonjunktur und die Kaufzurückhaltung auf internationalen Märkten die Betriebe. „Die Welt steckt fest in politischen Krisen und einem zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Das schlägt auch auf die Stimmung in unserer Branche“, so Grohmann. Besonders seit dem Ende der Frühjahrsmessen sei der Handel zurückhaltend geblieben.

Der deutliche Rückgang vom zweiten zum dritten Quartal zeigt zudem, dass der Aufschwung fragil ist. Für das vierte Quartal 2025 und das Jahr 2026 rechnet der Verband daher mit einer spürbaren Abkühlung. Grohmann mahnt: „Wir dürfen uns nicht von den glänzenden Außenhandelszahlen blenden lassen. Der Anpassungsdruck für unsere Unternehmen wächst.“

Juweliere hoffen auf ein starkes Jahresendgeschäft

Trotz aller Unsicherheiten hat die Branche zuletzt viel unternommen, um Konsumenten zu aktivieren: Events, Kooperationen, Aktionen und gezielte Sortimentsfokussierungen sollen zusätzliche Impulse schaffen. Das Weihnachtsgeschäft bleibt damit ein entscheidender Faktor für die Jahresbilanz. Viele Hersteller und Juweliere blicken daher vorsichtig optimistisch auf die kommenden Wochen, wohl wissend, dass echte Erholung erst dann eintritt, wenn Preis- und Nachfrageentwicklung wieder im Gleichgewicht stehen.

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