Kleinere Uhrenhersteller klagen über das neue „Swissness“-Gesetz, das seit Anfang 2017 in Kraft ist. Die Exportzahlen belegen diese Vermutung: Uhren unter 200 CHF sind rückläufig, Luxusuhren steigen inzwischen wieder.
Die Zahl der exportierten Uhren aus dem mittleren und oberen Preissegment, also zwischen 500 und 3.000 CHF EK, hat 2017 um mehr 110.000 Stück zugenommen. In der Luxusklasse, ab 3.000 CHF, wurden 23.000 Stück mehr exportiert als im Jahr 2016. Bei günstigeren Uhren sieht dies ganz anders aus. Modelle, die für weniger als 200 CHF ab Werk verkauft werden, sind seit 2014 rückläufig. Im vergangenen Jahr schrumpften die Exporte dieser Preisklasse um 1,4 Millionen Stück.
„Das Leben für Marken im unteren und mittleren Preisfeld, wie wir es sind, wird schwieriger“, sagte André Bernheim, Verwaltungsratspräsident und Mitinhaber von Mondaine Watch, der unter anderem mit der „Bahnhofsuhr“ einer der größten Produzenten preisgünstiger Uhren in der Schweiz ist. Die verschärften Ursprungsregeln würden eine Klassenteilung in der Schweizer Uhrenindustrie unterstützen. Ein paar Modelle, deren Kalkulation durch die neuen Ursprungsregeln an der 60-Prozent-Hürde gescheitert sind, hat Bernheim inzwischen aus dem Sortiment genommen. Seit Anfang 2017 ist das „Swissness“-Gesetz in Kraft. Wer nicht nachweisen kann, dass die Herstellkosten einer Uhr nicht zu mindestens 60 Prozent schweizerischen Ursprungs sind, darf nicht mehr mit „Swiss Made“ werben. Davor genügte schon ein inländischer Wertanteil von 50 Prozent am Uhrwerk sowie Montage und Schlusskontrolle in der Schweiz.
Der Kritik widerspricht der Geschäftsführer des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie FH, Jean-Daniel Pasche. Die Exportstatistiken ließen keine Aussage zu, ob das Swissness-Gesetz Hersteller von günstigen Uhren und deren Zulieferer benachteiligen. Pasche verweist auf Firmen, die erst mit dem Swissness-Gesetz in die Schweiz gekommen seien, beispielsweise die Firma Wolf Manufacture in Biel, die im Februar 2017 eine hochautomatisierte Fabrik in Biel in Betrieb genommen hat. 600.000 Uhrengehäuse sollen dort pro Jahr hergestellt werden – mit gerade mal sechs Mitarbeitern.
Zuletzt hatte der Chef der Baselworld in einem Interview für Aufsehen gesorgt. René Kamm, Geschäftsführer des Messebetreibers MCH, sagte der Wirtschaftszeitung „Finanz und Wirtschaft“ angesichts der Halbierung der Aussteller der Messe, dass der Schrumpfungsprozess weiterzugehen werde. Kamm glaubt, dass es in der Schweiz bald nur noch 50 Uhrenmarken geben wird. Es waren einmal mehr als 600.
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