Mit einem eindrücklichen Apell hat sich Time Mode (Julie Julsen) an seine Handelspartner gewandt. Denn die Produktionsfirma in Asien kann nur überleben, wenn der Plan B aufgeht, der Verkauf von Masken, der nun statt dem Schmuck produziert wird.
Die Komplexität einer Lieferkette wird an diesem Beispiel deutlich. Wenn der Juwelier nicht bestellt, kann dies möglicherweise zum Jobverlust führen. Darauf weist das Team von Time Mode hin, die sich genau diesem Punkt derzeit ausgesetzt sehen. Denn viele Produktionsbetriebe in Asien stehen vor der Schließung, da keine neuen Aufträge aus Westeuropa oder Amerika getätigt werden und es damit keine Arbeit gibt. Viele Unternehmen haben bereits endgültig geschlossen oder stehen vor dem Aus. Dem Produzenten für Schmuck von Julie Julsen droht dieses Schicksal noch nicht – wenn der Plan B aufgeht.
Der Produzent von Julie Julsen ist ein verhältnismäßig kleines Unternehmen mit 70 Mitarbeitern und Sitz in Bangkok. 50 % der angefertigten Schmuckstücke werden für Time Mode produziert. Nachdem seit zwei Monaten keine neuen Aufträge platziert werden konnten, andere Kunden auch nur sehr wenig ordern, stand die Firma vor der Schließung und der Kündigung aller Mitarbeiter. Für Time Mode wäre dieser Schritt katastrophal, da man für neue Aufträge einen neuen Lieferanten bräuchte. Und hier die richtige Firma zu finden, mit allen Ansprüchen, die man als Qualitäts-Marke hat, kann Monate dauern.
Der Plan B: Um eine Schließung zu verhindern und neue Aufträge platzieren zu können, haben sich Time Mode gemeinsam mit dem Produzenten entschlossen Masken nähen zu lassen – ausschließlich damit die Arbeiterinnen in der Firma weiter beschäftigt werden können, nicht gekündigt werden und die Firma im eingeschränktem Rahmen weiterproduzieren kann.
„Wir sind sicher kein Gewinner der Krise. Unsere Umsätze sind im April um 84 % eingebrochen“, sagt Time Mode-Chef Rudi Moser. „Die Masken helfen uns ein wenig mehr Beschäftigung in der Firma zu haben – sowohl für den Innendienst als auch für den Außendienst.“
Im Innendienst ist vor allem das Marketing stark gefragt, damit die Produkte gut in Szene gesetzt sind und kommuniziert werden können. Der Außendienst hat die Möglichkeit andere Vertriebskanäle anzusteuern, beispielsweise Friseure, Modehäuser oder Kosmetikstudios. Dies muss nicht persönlich vor Ort geschehen, sondern kann per E-Mail Rundschreiben, Telefonaten etc. funktionieren. Rudi Moser: „Das große Geld verdienen wir hier nicht, aber es macht Spaß, etwas Neues aktiv zu gestalten und zu wissen, dass wir jedem in der Lieferkette die Möglichkeit geben, etwas zu tun.“
Für den Händler kann dieses Produkt die Möglichkeit sein, einen kleinen Zusatzumsatz zu tätigen. Schließlich besteht Maskenpflicht. Beispielsweise können Masken auch an Mitarbeiter verschenkt werden, damit das Team einheitlich auftritt. Zudem handelt es sich bei den Masken um einen Zusatzartikel wie die Batterie, der Federsteg oder das Reinigungsmittel. Manche Friseure haben ihre Dekoköpfe mit Masken ausgestattet und verkaufen ausgezeichnet, berichtet Rudi Moser. Viele Time Mode-Juweliere präsentieren die Masken an der Kasse oder im Schaufenster und verkaufen diese. Denn die Masken sind nicht zur Zusatzumsatz, sondern retten auch Jobs.
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