Vor acht Jahren hat sich Heidi Boxbücher in der stark umkämpften Juwelier-Stadt Bochum selbstständig gemacht und ist im vergangenen Jahr umgezogen. Was ist der Newcomerin wichtig in Bezug auf die Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten? Wir haben nachgefragt.
BLICKPUNKT JUWELIER: Frau Boxbücher, wie haben sich Ihre Lieferanten in der Zeit des ersten Lockdowns bewährt?
HEIDI BOXBÜCHER: Meine Lieferanten haben sich alle von ihrer positiven Seite gezeigt. Einige hatten zu Beginn des Lockdowns von sich aus angeboten, die Zahlungsziele der gerade gelieferten Ware zu verlängern. Mit meinen wichtigsten Lieferanten stand ich ständig in Kontakt und wir konnten gemeinsam das künftige Vorgehen nach dem Lockdown besprechen. Diese Erfahrung hat mir viel bedeutet – und mich darin bestärkt, meinen Weg ohne Uhren weiter zu gehen.
BJ: Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie sich Ihre Marken herausgesucht?
BOXBÜCHER: Ich führe ein straff zugeschnittenes Schmucksortiment und arbeite eng mit meinen Marken zusammen. Die Flexibilität des Lieferanten ist mir sehr wichtig. Wenn mir jemand Pakete verkaufen will, lehne ich grundsätzlich ab. Pakete schränken mich im Einkauf ein. Auch die Zusammenarbeit mit Konzernen habe ich seit dem Beginn meiner Selbstständigkeit vor acht Jahren Schritt für Schritt reduziert. Ich bin individuell, persönlich und nicht systemorientiert wie viele größere Juwelierhäuser.
BJ: Gibt es ein Frühwarnsystem, ab wann eine Zusammenarbeit mit einem Lieferanten nicht mehr passt?
BOXBÜCHER: Jede Partnerschaft ist ein Prozess. Die Lieferanten, die ich habe, habe ich von Anfang an. Ab dem Moment, in dem die Erwartungshaltung des Konsumenten nicht erfüllt wird und der Lieferant nicht mitzieht, ist es der falsche Lieferant.
BJ: Geht die Entwicklung mit einer Marke und den verkauften Produkten immer nach oben oder kann es auch mal beim Status Quo bleiben?
BOXBÜCHER: Wir streben immer eine Entwicklung nach oben an. Bisher ist uns dies gelungen, aber nicht um jeden Preis. Ich merke, dass mir Loyalität und Gelassenheit von Jahr zu Jahr wichtiger werden.
BJ: Ole Lynggaard beispielsweise würde prima in Ihr Sortiment passen. Reizt Sie diese Marke?
BOXBÜCHER: Die Marke würde schon passen. Aber ich würde derzeit ablehnen, weil mir Flexibilität nicht garantiert scheint. Ich würde zu sehr im Einkaufsdruck stehen.
BJ: Gibt es eine Schmuckmarke, die Sie gern hätten?
BOXBÜCHER: Nein. Da fällt mir gerade keine Marke ein. Aber einer kleinen, interessanten Manufaktur mit Alleinstellungsmerkmal würde ich immer eine Chance geben.
BJ: Ist die Reduktion der Marken und Lieferanten eine beständige, fast tägliche Arbeit?
BOXBÜCHER: Bei mir nicht. Ich schätze meine bestehenden Partnerschaften sehr und werde sie nicht eben mal aufs Spiel setzen für eine Marke mit vermeintlich klangvollerem Namen. Auch wenn die Wettbewerbssituation derzeit hart umkämpft ist.
BJ: Haben Sie eine Lieblingsmarke?
BOXBÜCHER: Gemeine Frage (lacht). Aber ich habe sie. Es sind letztlich die Marken, mit denen ich selbst am liebsten zusammenarbeite. Bron, Noen, Niessing sind für mich mehr als Lieferanten, sie sind Freunde des Hauses.
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