
Dr. Guido Grohmann, Geschäftsführer BV Schmuck & Uhren: „Synthetische Diamanten sind längst im Markt angekommen – als Ergänzung, nicht als Ersatz.” BVSU
Die zunehmende Marktdurchdringung synthetischer Diamanten stellt die deutsche Schmuck- und Uhrenbranche vor neue Herausforderungen – wirtschaftlich, rechtlich und kommunikativ. In einem aktuellen Appell richtet sich die Vereinigung der Bundesverbände des deutschen Schmuck- und Silberwarengewerbes gemeinsam mit dem Weltschmuckverband CIBJO an alle Marktakteure. Der Appell fordert eine verantwortungsvolle, sachliche Kommunikation sowie die konsequente Einhaltung internationaler Standards – zum Schutz von Verbrauchern und der Branche selbst.
Zwei Produkte, klare Unterscheidung
Der Markt kennt mittlerweile zwei legitime Diamantprodukte: den natürlichen, in Minen gewonnenen Edelstein – und den industriell hergestellten synthetischen Diamanten. Beide Produkte bedienen unterschiedliche Zielgruppen und Preissegmente. Dennoch warnen die Verbände eindringlich vor Vermischung, Verharmlosung oder bewusster Irreführung: Eine klare Kennzeichnung sei zwingend notwendig – sowohl im Verkauf als auch in der Werbung. Fantasiebezeichnungen wie „Man-Made-Diamonds“ oder verkürzte Abkürzungen wie „LGD“ seien zu vermeiden, ebenso Begriffe wie „echt“ oder „ursprünglich“ für synthetische Steine, da sie Verbrauchererwartungen untergraben und zu juristischen Risiken führen.
Greenwashing und Negativwerbung schaden dem gesamten Markt
Ein weiterer Kritikpunkt: Die zunehmend aggressive Marketingstrategie einiger Anbieter synthetischer Diamanten. Wer mit angeblicher Nachhaltigkeit oder pauschaler Kritik am Diamantenabbau argumentiert, müsse diese Aussagen belegen können. Der Energieverbrauch für die Herstellung von Labordiamanten, die Nutzung fossiler Rohstoffe und die Umweltauswirkungen industrieller Verfahren würden in vielen Fällen unterschätzt oder bewusst verschwiegen, so die Verbände. Gleichzeitig werde der natürliche Diamant häufig unzulässig negativ dargestellt – eine Praxis, die langfristig das Vertrauen in die gesamte Branche untergrabe.

Fachkompetenz als Differenzierungsmerkmal
Für Juweliere und Goldschmiede bedeutet das: Fachwissen und Transparenz werden zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Nur qualifizierte Fachhändler können ihren Kunden die nötige Orientierung bieten und sie zuverlässig über Herkunft, Eigenschaften und Werteinschätzung der Produkte aufklären. Die Branche ruft daher ihre Mitglieder auf, sich zur Einhaltung internationaler Standards zu verpflichten – etwa der CIBJO-Leitlinien zur Produktkennzeichnung – und sich von unfairen Marktpraktiken abzugrenzen.
Ziel: EU-weite Regelung gegen Irreführung
Begleitend zum Appell setzen sich die unterzeichnenden Verbände dafür ein, auf europäischer Ebene einheitliche und verbindliche Vorgaben zu etablieren. Ziel ist ein klares, durchsetzbares Regelwerk, das Verbrauchertäuschung, Greenwashing und unlauteren Wettbewerb unterbindet. Dabei sollen auch Wettbewerbs- und Strafrecht stärker zur Anwendung kommen.

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