Die Ambitionen von Cornelia Gruber-Ruesch, ins Unternehmen einzutreten, wuchsen auch durch die Nähe zur Familie.
Cornelia Gruber-Ruesch, Geschäftsführerin der Brüder Nowotny KG – Trauringhersteller aus Wien in 5. Generation – wusste früh, was sie wollte. Ein Gespräch über Ambitionen und die Rolle der Familie.
Früh übt sich: Cornelia Gruber-Ruesch zeigte bereits als Kind Interesse am Unternehmen ihrer Familie, das sie inzwischen leitet. Die Firma Brüder Nowotny in Wien wurde bereits 1881 gegründet und wird nun erfolgreich in der vierten Generation geführt. Der Markenname Collection Ruesch ist europaweit bekannt. An der Spitze des eigentümergeführten Unternehmens stehen die 4. Und die 5. Generation Cornelia Gruber-Ruesch als Geschäftsführerin neben ihrem Vater, dem Goldschmiedemeister Friedrich Ruesch.
Im Interview mit Blickpunkt Juwelier spricht sie über ihre frühen Ambitionen, die Rolle, die die Familie für das Unternehmen spielt und warum es sich lohnt, beim Unternehmen in der Produktion hinter die Kulissen zu schauen.
Blickpunkt Juwelier: Frau Ruesch, schildern Sie uns bitte Ihren Werdegang von Ihren Anfängen in der Branche bis jetzt.
Cornelia Gruber-Ruesch: In einem Familienunternehmen bekommt man viele Dinge mit der Muttermilch mit. Ich war natürlich schon immer auch als Kind mit in der Firma und auf Messen mit dabei. Dadurch kam es, dass ich meinem Vater die Frage gestellt habe: Was muss ich denn machen, damit ich die Firma übernehmen kann?
Mein Vater hat damals gesagt, am besten wäre es, wenn du Wirtschaft studierst. Und so ist es dann auch gekommen.
Beruflich habe ich vorher auch etwas anderes gemacht. Dann kam die Entscheidung, welchen Weg möchte man gehen – auch im Hinblick auf Familiengründung und so weiter.
Schließlich hat sich dann die Chance ergeben und ich habe gesagt, ich möchte sie wahrnehmen und das Unternehmen genauso weiterführen wie die Generationen vor uns. Ich bin nun etwa seit 2009 fest im Unternehmen – natürlich mit Karenz dazwischen.
BPJ: Ist Ihnen die Entscheidung leichtgefallen, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten?
Gruber-Ruesch: Ja, es ist mir leichtgefallen. Das lag aber auch daran, dass ich überhaupt keinen Druck dabei hatte. Die Familie wollte es mir ausreden bis zu einem gewissen Grad, im Hinblick auf eigene Kinder und so weiter. Aber genau das war eigentlich der Ansporn. (lacht)
BPJ: Was waren Ihre größten Herausforderungen dabei?
Gruber-Ruesch: Ich glaube, die wahren Herausforderungen werden erst dann kommen, wenn die letzte Generation vor mir wirklich in Pension geht und gar nicht mehr im Unternehmen ist. Dadurch gibt es immer einen Schnitt.
Corona war natürlich sehr herausfordernd – wobei wir das Glück hatten, dass wir nicht schließen mussten als Produktion und einen stabilen Markt haben. Der Markt rund um Eheschließungen ist immer vorhanden. Wir mussten nicht um diesen Markt kämpfen. Er ist nicht zusammengebrochen, sondern hat sich nur verschoben. Aber natürlich verkaufen wir Business-to-Business. Uns geht es so gut wie es unseren Kunden geht.
BPJ: Wie würden sie ihren Einfluss auf den Charakter des Unternehmens beschreiben?
Gruber-Ruesch: Ich glaube, wir haben es geschafft, eine durchgängigere Marketingstrategie zu fahren, vielleicht mit einem emotionaleren Touch und nicht zu technisch.
Es ist gut, dass in der Unternehmensführung beide Geschlechter vertreten sind. Ich glaube, nur so funktioniert es. Die Stärke der Familie liegt generell darin, dass man immer versucht, alle gleichzeitig zu sehen, alle Mitarbeiter im gleichen Ausmaß zu berücksichtigen und eine Partnerschaft zu leben. Egal, ob kleine oder große Kunden: Wir wollen langfristig zusammenarbeiten, und mir persönlich ist dieser Servicegedanke sehr, sehr wichtig.
BPJ: Haben sie eine Lieblings-Story aus ihrer Zeit im Unternehmen, die sie erzählen können?
Gruber-Ruesch: Es gibt verschiedene Stories, aber interessant sind die Verwechslungen mit meinem Namen, bzw. unserem Firmennamen in unserem Familienunternehmen. Ich war schon meine eigene Großmutter, meine Mutter, meine Tochter und noch die zweite Frau meines Vaters. Ich habe also alle Positionen im Unternehmen durchgemacht. (lacht) Besonders finde ich, dass langjährige Mitarbeiter meinen Werdegang im Unternehmen seit ich ein Kind war, mitbekommen haben.
BPJ: Was motiviert Sie, wenn Sie einmal einen richtig schlechten Tag haben?
Gruber-Ruesch: Mich motiviert am meisten, wenn wir wieder eine Kleinigkeit geschafft haben. Wenn wir eine Lösung für ein Problem gefunden und einen Kunden zufriedengestellt haben.
PBJ: Gibt es eine Frau innerhalb der Branche, die Ihnen als Vorbild gedient hat bei dem was Sie tun?
Gruber-Ruesch: Es war tatsächlich meine Großmutter. Leider ist sie verstorben, bevor ich angefangen habe, mich mehr im Unternehmen zu involvieren. Sie ist gestorben als ich gerade mit der Schule fertig war. Damals hatte ich andere Prioritäten und wir haben uns nicht so intensiv ausgetauscht. Daran denke ich manchmal noch, weil sie ja einmal in der gleichen Situation war wie ich.
BPJ: Die Nachfolge ist sicherlich auch bei Ihnen ein Thema. Gibt es vielleicht schon jemanden, der in den Startlöchern steht?
Gruber-Ruesch: Meine Kinder sind schon gerne auch dabei und wollen immer mitgenommen werden. Meine ältere Tochter hat schon gemeint, Schule ist fad – arbeiten ist viel lustiger. Na, warte mal ab! (lacht)
Ich habe durch Corona schon gesehen, wie schnell sich die Gegebenheiten ändern können und wie sehr wir in den letzten Jahren in einer friedlichen Zeit gelebt haben. Ich glaube, ich bin mittlerweile sehr offen dafür geworden, auch andere Möglichkeiten zu sehen.
Natürlich werden wir versuchen, weiterzumachen. Aber wenn der Punkt gekommen ist, an dem wir sagen, es geht nicht mehr, dann möchte ich das Unternehmen nicht auf Krampf weiterführen. Ich möchte meinen Kindern außerdem vermitteln, dass es keinen Druck gibt. Man weiß nicht, was kommt und alles kann sich sehr schnell ändern. Es wäre der falsche Ansatz, so weit vorauszudenken.
BPJ: Wie gut hat es letztendlich geklappt, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren?
Gruber-Ruesch: Ich glaube, diese Frage müssen sie dann meiner Familie stellen. (lacht) Ich glaube, es funktioniert nur deswegen, weil wir wirklich noch den Austausch mit der älteren Generation haben und die Eltern oder Großeltern einspringen können. Es funktioniert nur so: als Familie. Ein Familienunternehmen funktioniert nur als Familie.
PBJ: Ihrer Meinung nach: Wie weiblich ist Schmuck im Jahr 2023?
Gruber-Ruesch: Der Schmuck ist immer so, wie es der Träger oder die Trägerin empfindet.
BPJ: Gibt es etwas, dass im Zusammenhang mit Ihrem Unternehmen nicht genug kommuniziert wird und das sie noch erwähnen möchten?
Gruber-Ruesch: Wir möchten gerne mehr Kunden zu uns in die Produktion einladen. Man bekommt dadurch einfach ein viel besseres Verständnis, weil man dann sehen kann, welche Arbeit in Wahrheit hinter allem steckt.
Es ging mir selbst so, als ich in die Branche kam. Man muss sich klar machen: Wir haben ein Produkt, das wirklich noch gefertigt wird. Viele junge Leute haben die Vorstellung, man drückt auf einen Knopf, alles ist sofort verfügbar und man liefert am nächsten Tag.
Unser Produkt wird in Österreich produziert, es stehen Menschen dahinter. Die Wertigkeit eines solchen Produktes muss stärker kommuniziert werden. Der Fokus dafür muss zurückkommen – gerade in dieser schnelllebigen Zeit und in einer Wegwerfgesellschaft, die sich Gott sei Dank gerade ein bisschen verändert.
Neulich hatte ich die Tochter einer Freundin für Berufstage im Unternehmen. So etwas ist die einmalige Chance, die einzelnen Arbeitsschritte zu sehen und am Ende ein Produkt in der Hand zu halten, das nicht aus China kommt. Das Bewusstsein für diese Arbeit muss zu den Menschen zurückkommen.
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