Der WDR-Bericht verdeutlicht ein grundlegendes Problem: Die Juwelierbranche steht unter wachsendem Druck, ihre Preisgestaltung gegenüber kritischen Konsumenten besser zu kommunizieren. Quelle: WDR - Screenshots aus „Abzocke Verlobungsring - Die Wahrheit über Diamanten“.
Eine Sendung des WDR unter dem Titel „Abzocke Verlobungsring – Die Wahrheit über Diamanten” lässt die Branche köcheln. Es geht um einen Vergleich, was Verlobungsringe beim Juwelier kosten – und was deren tatsächlicher Materialwert ist. Die Schere klafft naturgemäß weit auseinander. Doch ist das nicht ein hinkender Vergleich? Und was braucht es, um solchen Argumenten entgegenzuwirken?
Eine kürzlich ausgestrahlte Reportage des WDR (auch auf YouTube aufrufbar) unter dem Titel „Abzocke Verlobungsring – Die Wahrheit über Diamanten“ sorgte für erheblichen Unmut in der Fachwelt. Vor allem im Facebook-Forum des Blickpunkt Juwelier entbrannte eine lebhafte Diskussion. Der Beitrag hinterfragte den Wert von Verlobungsringen, die bei renommierten Anbietern wie Wempe oder Tiffany & Co. gekauft wurden, und rückte die Preisgestaltung der Schmuckbranche in den Fokus.
Die Frage nach dem Wert: Was bleibt von 2.500 Euro?
Im Mittelpunkt der Reportage stand die Frage, wie viel ein Verlobungsring tatsächlich wert ist, wenn man ihn auf den reinen Materialwert reduziert. Zwei Paare, die sich kürzlich verlobt hatten, erwarben ihre Ringe für jeweils rund 2.500 Euro bei Wempe und Tiffany. Um den Rückkaufswert dieser Schmuckstücke zu ermitteln, zog der Sender zwei Gutachter von „Bares und Wahres“ hinzu. Diese bewerteten die Ringe ausschließlich anhand von Gewicht und Material – ohne Berücksichtigung der Markenwerte. Die Ergebnisse: Ernüchternd. Als Materialwert der Ringe wurde gerade mal zwischen 250 und 400 Euro genannt. Die betroffenen Pärchen waren fassungslos – erkannten aber an, dass man wie im Fall von Tiffany „natürlich schon für die Marke zahlt“, so die zukünftige Braut.
Die Ergebnisse sorgten im Forum für hitzige Debatten: Ist es wirklich gerechtfertigt, den Preis eines Rings allein am Materialwert zu messen? Viele Fachhändler empfinden diesen Ansatz als unangebracht, da er die komplexen Herstellungsprozesse und die Bedeutung der Marke außer Acht lässt.
Ist die einseitige Betrachtung gerechtfertigt?
In der Reportage wurde das Thema Marke – und damit ein entscheidender Aspekt des Preisgefüges – kaum behandelt. Die Bewertung der Gutachter beschränkte sich auf Material und Gewicht, während die symbolische und emotionale Bedeutung eines Rings, insbesondere eines Markenprodukts, unberücksichtigt blieb. Juweliere, wie Christoph Mommen aus Köln, der ebenfalls in der Sendung zu Wort kam, betonten gegenüber der Moderatorin Svenja Kellershohn die Wichtigkeit der Marken und des damit verbundenen Handwerks.
Der Fachhandel kritisiert besonders, dass die Kostenstruktur von Juwelieren – etwa für qualifizierte Goldschmiede, Design, Gutachten, Ladenmieten und Marketing – in der Reportage weitgehend unberücksichtigt blieb. Von Tiffany und Wempe gab es auf Anfrage des Senders keine Kommentare dazu. Lediglich CHRIST gab eine Stellungnahme ab, in der die Notwendigkeit dieser hohen Aufschläge verteidigt wurde.
Diese Prozesse erfordern qualifizierte Goldschmied:innen, Gutachter:innen und Designer:innen, deren Expertise, Arbeit und Zeit entsprechend vergütet werden muss.
Ärger für Juweliere
Das Fazit der WDR-Reportage lautete: „Nur Juweliere verdienen.“ Eine Behauptung, die viele Fachhändler als stark verkürzt empfinden. Diese Sichtweise mag zwar für Medien eine zugkräftige Schlagzeile liefern, wird jedoch der komplexen Realität des Fachhandels nicht gerecht. Die Diskussion um hohe Gewinnspannen und die Preisgestaltung von Diamantschmuck bleibt in der Branche ein heißes Thema, und der Ärger über die einseitige Darstellung wird sich wahrscheinlich weiter zuspitzen.
Die Herausforderung: Kommunikation und Aufklärung
Der WDR-Bericht verdeutlicht ein grundlegendes Problem: Die Juwelierbranche steht unter wachsendem Druck, ihre Preisgestaltung gegenüber kritischen Konsumenten besser zu kommunizieren. Gerade jüngere Käufer – allen voran die Generation Z – sind sensibilisiert und hinterfragen die Wertschöpfungskette. Sie informieren sich häufig online und vergleichen Angebote. Hier bieten Internetplattformen oft nur unzureichende Erklärungen, was hinter den Preisen für hochwertigen Schmuck steckt. Der Fachhandel läuft Gefahr, durch mangelnde Aufklärung ins Hintertreffen zu geraten.
WDR Sendung und Inhalt
„Abzocke Verlobungsring – Die Wahrheit über Diamanten” wurde am 26.9.2024 ausgestrahlt. Auf YouTube ist das Video ebenfalls verfügbar und hat bereits über 270.000 Aufrufe. Es geht darum, wieviel Verlobungsringe kosten – und was deren tatsächlicher Materialwert ist. Und warum das so weit auseinanderklafft. In der Sendung ist man sich einig: Der Bestverdiener ist der Juwelier.
Was braucht der Fachhandel?
Der Fachhandel braucht Argumente, Argumente, Argumente. Denn auch wenn diese Vergleiche hinken ist es doch so, dass Konsumenten genau mit diesen Fragen ins
Geschäft kommen könnten. Und dann braucht es Transparenz und Erklärung, warum die Preise im stationären Handel so gestaltet sind, wie sie sind. Und welche Vorteile der Konsument daraus ziehen kann, beim Experten zu kaufen.
Ladenmiete, Gehälter und Weiterbildungen, Innovationen und Marketing sowie Transportkosten etc. Diese Kosten sind für unsere Handelsstrukturen erforderlich und müssen entsprechend `{`…`}` bedacht und addiert werden.
Fachhändler müssen umdenken
Juweliere stehen vor der Herausforderung, ihren Mehrwert klarer herauszustellen. Ein Verlobungsring ist mehr als nur die Summe seiner Materialkosten. Die Beratung, das Ambiente im Laden und die handwerkliche Qualität müssen ihren Preis haben – und das sollte besser kommuniziert werden. Ein Vorbild für den Umgang mit der steigenden Kritik liefert die kürzlich von Leo Wittwer ins Leben gerufene Diamant-Akademie. Diese bietet Fachhändlern und ihren Mitarbeitern gezielte Schulungen an, um die Kompetenz im Umgang mit Diamanten zu stärken und so dem wachsenden Informationsbedarf der Konsumenten gerecht zu werden.
Vier Argumente, die es braucht © Niessing/ Juwelier Kopf/ Shutterstock/ BPJ
Der Weg in die Zukunft: Mehr Transparenz und Fachwissen
Der Fachhandel darf nicht nur reagieren, sondern muss proaktiv den Wert seiner Arbeit und der Produkte vermitteln. Dies erfordert eine klare und transparente Kommunikation – sowohl im direkten Kundenkontakt als auch online. Der Verbraucher muss verstehen, dass der Wert eines Rings nicht nur im Edelmetall und Diamanten liegt, sondern auch in der Expertise, der Handwerkskunst und der emotionalen Bedeutung, die hinter jedem Schmuckstück stehen.
Letztlich zeigt die WDR-Reportage, dass die Juwelierbranche sich verstärkt um eine bessere Aufklärung der Konsumenten bemühen muss. Nur so können Missverständnisse ausgeräumt und das Vertrauen in den Fachhandel langfristig gestärkt werden. Und das ist nicht das einzige Beispiel, das für aufklärende Gespräche sorgen kann. Die Online-Plattform diamondsfactory.de propagiert auf ihrer Homepage beispielsweise mit horrenden Preisunterschieden auf ihrem Portal und beim traditionellen Juwelier – und nennt sogenannte „Mittelsmänner” (also Groß- und Einzelhändler) als eines der Teuerungs-„Probleme”. Auch hierzu äußert sich die Community in der Blickpunkt Juwelier Facebook-Gruppe äußerst negativ (mehr dazu im kommenden Beitrag) – doch: Was hilft? Transparente Kommunikation und vor allem ein aktives auf-den-Konsumenten-Zugehen ist gefragt. Denn Erklärungen müssen sein – und das kann ja auch ein Vorteil für den Fachhandel sein. Denn wer erklären kann, warum seine Produkte vermeintlich teurer sind, geht auf Argumente wie bessere Qualität bei Ringen und/oder Diamanten ein, erklärt dem Kunden letztendlich, dass auch Beratung im Fachhandel, deren Expertise und Know-How etwas kosten dürfen und müssen. Und schließlich geht es um Vertrauen – in beide Richtungen. Das Vertrauen des Konsumenten zum Juwelier, das beste Produkt zu erhalten – und das Vertrauen der Verlobten zu ihrem Liebsten, das Beste für sie zu wollen.
Es braucht Argumente beim Juwelier
Das große Fazit: Es braucht Argumente – ob beim Verlobungsring-Kauf (siehe dazu unsere große YES-DAY-Kampagne) aber auch bei anderen Sortimenten und Produkten. Der Blickpunkt·Juwelier ist der Meinung, dass der Fachhandel immer noch zählt – sofern er sich erklären kann und gute Argumente liefert. Dazu braucht es natürlich auch die richtigen Partner und Lieferanten, die mit Angeboten, Unterstützungen und ihren Produkten mit dabei sind.
Finden Sie deshalb in der Kampagne GEHT DOCH – GEHT WEITER jene Marken, mit denen Sie nicht nur das wichtige vierte Quartal bestreiten können, sondern die Ihnen auch Argumente liefern, um Ihren Kunden gegenüber kompetent und mit bester Expertise aufzutreten. Kommunikation ist Trumpf!
Keine Kommentare