Top oder Flop: Einkaufszentren in Deutschland wurden von ihren Mietern bewertet. Der Shoppingcenter Report 2022 liefert Ergebnisse. © Shutterstock
Der Shoppingcenter Performance Report hat die stärksten Einkaufszentren Deutschlands gewählt. Wir haben mit den Juwelieren gesprochen, die dort ansässig sind. Ein Stimmungsbild beim Juwelier.
Starker Norden: Die besten Einkaufszentren Deutschlands liegen in Kiel, Oldenburg und Schwerin. Das hat der Shoppingcenter Performance Report 2022 ergeben. Blickpunkt Juwelier hat bei den Juwelieren aus den jeweiligen Einkaufszentren nachgehakt.
Der Shoppingcenter Performance Report
Bei dem Bericht können Mieter in den Einkaufszentren ihre Läden bewerten. In die Wertung werden nur Einkaufszentren aufgenommen, in denen mindestens fünf Mieter eine Note gegeben haben. In diesem Jahr haben 231 Teilnehmer ihre Bewertung abgegeben.
Teilnehmen dürfen auch nur Mieter, die in mindestens drei Einkaufszentren der 400 bewerteten Shoppingmeilen vertreten sind.
In diesem Jahr haben 90 Filialunternehmen aus Handel, Dienstleistung und Gastronomie teilgenommen und 3375 Einzelbewertungen abgegeben. Die Umfrage lief von Juni bis Anfang September.
Platz 1: Citti Park Kiel
Das stärkste Einkaufszentrum Deutschlands ist der Citti Park Kiel. Das Einkaufszentrum in Kiel mit seinen 50.000 Quadratmetern Fläche gewinnt bereits zum dritten Mal beim Ranking. Etwa 100 Mieter sind dort auf den Geschäftsflächen tätig.
Dazu gehören auch eine Filiale der Juwelierkette Christ und ein Pandora-Store sowie der dort ansässige Juwelier Happe.
Blickpunkt Juwelier hat bei Juwelier Happe nachgefragt. Kleiner Dämpfer zu Beginn, gleich beim Gewinner des Shoppingcenter Reports: Der Juwelier Happe wird zum Jahresende die Filiale im Citti Park aufgeben und sich stattdessen auf das Geschäft in der Dänischen Straße, drei Kilometer entfernt in der Kieler Altstadt konzentrieren.
Weg vom Einkaufszentrum, hin zur klassischen Einkaufsstraße – und zu Hochwertigen. Hier sitzt die Uhrmeisterwerkstatt des Juweliers, umgeben von Marken wie Nomos Glashütte, Longines, Junghans und Tissot.
In der Auskunft, die Cornelius Happe Blickpunkt Juwelier gab, erklärt er, das Frequenzgeschäft mit der Trendware sei zu stark zurückgegangen, der Hype um Marken wie Thomas Sabo, Trollbeads und Nomination ist schlicht vorbei. Die Kunden, die im Citti Park verkehren, sind möglicherweise ein anderes Publikum. Die Wertschätzung für das echte alte Uhrmacherhandwerk fehle dort – denn Juwelier Happe macht etwa den Service für Uhren nur in der Meisterwerkstatt in der Dänischen Straße, ein Weg, den viele Kunden offenbar nicht extra in Kauf nehmen wollen. Die Abwendung vom Trendschmuck mit verstärktem oder erneuertem Fokus auf Hochwertiges ist eine Entwicklung, die nun schon seit einiger Zeit in der Branche spürbar ist. Auch der starke Online-Handel während und durch die Pandemie ist nach Angaben von Cornelius Happe nicht ganz unbeteiligt an der Filialaufgabe.
Platz 2: Famila Einkaufsland Wechloy, Oldenburg
Das zweitstärkste Einkaufszentrum Deutschlands steht in Oldenburg. Es ist das Famila Einkaufsland Wechloy.
Hier hat der Juwelier Schröder eine Filiale. Auf Anfrage berichtet man hier, es läuft gut. Man ist sehr zufrieden. Bei dem Ort mit ca. 170.000 Einwohnern finden viele Einkäufer ihren Weg in die Filiale im Einkaufsland. Der Juwelier Schröder betreibt sechs Filialen im Umkreis von Oldenburg, darunter in Leer, Brake und Edewecht.
Offenbar profitiert man am Oldenburger Standort ganz gut vom nahegelegenen Kurort Bad Zwischenahn, der nur 24 Minuten mit dem Auto entfernt liegt – vom Famila Einkaufsland sogar nur 19 Minuten.
Platz 3: Sieben-Seen-Center, Schwerin
Laut dem Ranking des Shoppingcenter Reports soll das Sieben-Seen-Center in Schwerin auf Platz 3 der stärksten Einkaufszentren liegen.
Beim Anruf des ortsansässigen Juweliers Karsten erfährt man: „Das Sieben-Seen-Center ist tot, Sie müssen das Schlosspark-Center meinen!“ – Das Schlosspark-Center, ebenfalls in Schwerin, liegt zwölf Autominuten entfernt auf der anderen Seite des Ostorfer Sees. Auch hier hat der Juwelier Karsten eine Filiale – genau wie in Rostock und in Neubrandenburg.
Sieben-Seen-Center oder Schlosspark-Center? Möglicherweise handelt es sich hier um einen Fehler oder eine Verwechslung bei den Urhebern des Shoppingcenter Reports (Quelle: Textilwirtschaft.de). Möglicherweise geht aber auch – ähnlich wie im Fall von Juwelier Happe aus Kiel – die Stärke des Einkaufszentrum an sich nicht mit dem Geschäftserfolg der dort ansässigen Juweliere einher.
Juwelierin Birgit Karsten war unterdessen noch nicht für eine Stellungname zu erreichen. Sie pendelte zum Zeitpunkt der Recherche gerade zwischen den Filialen in Schwerin und Neubrandenburg.
Tendenz: Einkaufsstraßen punkten
Der Shoppingcenter Report zusammengefasst: Trotz des starken Nordens haben Einkaufszentren in Deutschland insgesamt schlechter abgeschnitten als in Vorjahren. 2015 erhielten die Einkaufszentren eine Durchschnittsnote von 2,69. Nun liegt sie bei 2,99.
Die Zufriedenheit mit den Einkaufszentren im Vergleich zu den Einkaufsstraßen ist geschrumpft. Die Einkaufsmeilen in den Innenstädten haben sich nach der Pandemie schneller wieder erholt. Nur bei jedem zehnten Unternehmen läuft es im Einkaufszentrum besser als auf der Straße.
Das vollständige Ranking des Shoppingcenter Reports finden Sie hier.
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