Das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) beschreibt in seinem aktuellen „Handelsszenario 2030“ eine dramatische Zukunft für den Einzelhandel. Corona könnte dabei als Beschleuniger fungieren.
Vor allem durch geänderte Kaufgewohnheiten und den Siegeszug des Onlinehandels werde es starke Veränderungen in der Handelslandschaft geben, schätzen die Experten des IFH. Aktuell gibt es laut IFH bundesweit noch rund 226.000 Einzelhandelsunternehmen. Bis zum Jahr 2030 werde sich die Zahl der Unternehmen noch um bis zu 64.000, die der Verkaufsstellen um bis zu 80.000 sinken. Mit der Coronavirus-Epidemie habe das Ladensterben eigentlich nichts zu tun. Doch betonte IFH-Geschäftsführer Boris Hedde: „Die Coronavirus-Krise könnte dafür sorgen, dass die Entwicklung nun im Zeitraffer abläuft.“
Bereits seit 2005 sinkt die Zahl der Einzelhandelsunternehmen in Deutschland, und zwar um 39.000. Die Geschwindigkeit des Ladensterbens hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter erhöht, so IFH. Zu den Verlierern im Markt gehören vor allem die Modebranche, der Buchhandel und die Spielwarenläden, aber auch der Handel mit Wohnaccessoires. Um die Entwicklung des Einzelhandels bis 2030 zu prognostizieren, entwarfen die Handelsexperten vier mögliche Szenarien. Unterschiedlich wird die Rolle bewertet hinsichtlich Ausgabenbereitschaft, Bedeutung des Online-Handels und die Frage, ob die Verbraucher künftig den Einkauf als Teil der Freizeit betrachten oder ihn einfach nur möglichst schnell und preiswert hinter sich bringen wollen.
Wenn die Ausgabebereitschaft weiter steigt und die Verbraucher zunehmend Wert auf ein angenehmes Einkaufserlebnis legen, dürften nach Einschätzung des IFH auch in Zukunft noch an vielen Orten vitale Innenstädte mit einem umfangreichen Angebot an Handel, Gastronomie und Freizeitangeboten zu finden sein. In diesem Fall schätzen die Experten „nur“ mit rund 26.000 Unternehmen weniger, also mit einem Rückgang von rund 13%. „Noch immer ist das wichtigste Motiv, in die Innenstadt zu kommen, das Shoppen. Und ausgerechnet dieser Kundenmagnet verliert an Kraft”, warnte Hedde. Hier müssten alle Beteiligten zusammenarbeiten, um die lokale Identität zu stärken und gemeinsam Besucher besser ansprechen.
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