Cornelia Gruber-Ruesch, Geschäftsführerin, Brüder Nowotny KG. © Collection Ruesch
Für die Zukunft muss man offen sein, betont Cornelia Gruber-Ruesch, Geschäftsführerin der Brüder Nowotny KG, es kommt jedoch auf den Einsatz der „Lab grown Diamonds“ an. Kritisch sieht sie den extremen Preisverfall und den gegen Null tendierenden Wiederverkaufswert.
BLICKPUNKT JUWELIER: Das Thema synthetische Diamanten ist nun offensichtlich in Europa angekommen. Wie stehen Sie dazu, besonders im Hinblick auf das Thema Eheringe?
CORNELIA GRUBER-RUESCH: Mir ist bewusst, dass jetzt einige Mitbewerber auf diesen Zug aufspringen, aber gerade der Ehering steht für das Echte und die wahre Liebe. Und dazu passt ein echter Diamant.
BPJ: Sie sprechen hier den Faktor „Werterhalt“ an?
GRUBER-RUESCH: Ja. Was meiner Meinung nach komplett vergessen wird, ist, dass es einen extremen Wertverfall bei synthetischen Diamanten gibt. Die Preise für diese Steine gehen so sehr in den Keller und man hat dadurch überhaupt keinen Wiederverkaufswert. Das muss man auch aus der Sicht der beschenkten Person sehen.
BPJ: Bedeutet das eine grundsätzliche Ablehnung von synthetischen Diamanten?
GRUBER-RUESCH: Nein, man muss für die Zukunft offen sein. Aber es ist etwas anderes, wenn Schmuckmarken eigene Schmuckkollektionen mit „Lab grown Diamonds“ machen oder sie in bestehende Trauringmarken integrieren.
BPJ: Die Branche führtaktuell in der Argumentation sehr stark das Thema Nachhaltigkeit, das für synthetische Diamanten sprechen würde Wie sehen Sie das?
GRUBER-RUESCH: Marketing-technisch ist es durchaus interessant, aber wie mehrere Studien und Wissenschaftler vorrechnen, braucht die Erzeugung synthetischer Diamanten viel Energie.
Diese ist zum überwiegenden Teil kein grüner Strom, daher geht für mich die Rechnung nicht auf.
BPJ: Was bedeutet das für Schmuckproduzenten?
GRUBER-RUESCH: Um es auf den Punkt zu bringen: Man kann sich dem Thema nicht verschließen, aber wir nehmen im Moment Abstand davon, weil wir derzeit anders ausgerichtet sind.
BPJ: Wie gehen Sie in Bezug auf eine Verwechslungsgefahr vor?
GRUBER-RUESCH: Das ist für uns derzeit kein Thema, aber es gibt Prüfgeräte, die den Unterschied feststellen können.
BPJ: Wie schätzen Sie folglich die Auswirkungen ein?
GRUBER-RUESCH: Ich glaube, viele Juweliere sehen zuerst den Mehrumsatz aber nicht die aufwendige Beratungszeit. Hier muss viel Zeit und Expertise investiert werden.