Christ ist jetzt Echtschmuck-Anbieter. © Shutterstock.com
Ist die Grenze zwischen Modeschmuck und Echtschmuck wirklich so einfach zu ziehen? Muss eine 375er-Legierung automatisch ‚Modeschmuck‘ bedeuten? Wenn Christ das Comeback des Echtschmucks an 14 Karat Gold koppelt, ist das ein Zug mit Breitenwirkung für die ganze Branche. Man könnte es als generelle Aufwertung des 585er-Schmucks als neuen Standard sehen, unter dem im Schmuck-Segment sozusagen nichts mehr geht.
Gold mit 14 Karat hat seit jeher Klang und Stellenwert im Schmuckfachhandel. Die Qualität ist definiert und anerkannt. Bei 585er-Schmuck braucht es keine Erläuterungen, ob „echt“ oder nicht. Hingegen bei 375er-Gold schwingt immer ein bisschen der Aspekt der Minder-Legierung mit. Wenn nicht einmal die Hälfte, sondern nur weit weniger tatsächlich Gold ist, kann sich psychologisch folgender Eindruck ergeben: Das Stück tut so als wäre es Gold – ist es aber nur zu gut einem Drittel.
Das ist für viele, die sich vorab (online) über Gold-Schmuck-Angebot und Preise informieren, vielleicht gar nicht so relevant. Sie sehen aber im Angebot, dass sich etwas verschiebt. Dass ein Schwerpunkt dort liegt, wo er vorher nicht war. Bei manchem mag sich dann ein Eindruck einstellen, mit dem 375er-Goldschmuckstück vielleicht doch nicht das ‚ganz‘ so große Stück Gold erworben zu haben. Die Kunden dürfen motiviert werden, doch vermehrt auf Wertbeständigkeit und auf 14 Karat Gold zu setzen.
Investition sinnvoll bei Hochpreisniveau?
Für den Handel ergibt sich in der aktuellen Situation die Frage, was tun? Der (Gold-)Preis steigt und damit auch die Unsicherheit bei vielen Fachhändlern: Wenn die Einkaufspreise und damit ebenso die Preise für den Endverbraucher steigen, wie werden die Kunden reagieren?
Wenn die aktuelle geopolitische Lage geeignet ist, Anleger zu Investitionen in „sichere“ Produkte zu motivieren, so darf Gold eine tragende Rolle spielen. Auf einen dynamisch bewegten Markt aufzuspringen, birgt aber immer ein gewisses Risiko: Lohnt sich ein Investment bei hohem Preisniveau? Wie gehe ich mit dem Lagerbestand im Sinne von Erweiterung oder Reduzierung um? Fragen nach einer Risiko-Abwägung, wie beispielsweise später auf teuer gekaufter Ware sitzen zu bleiben, stellen sich da zwingend ein. Denn 25 Jahre lang pendelte der Goldpreis ab 1980 im Bereich von 300 bis 500 Euro je Unze Feingold, seither hat sich der Goldpreis kontinuierlich auf das derzeit etwa Vierfache des Wertes von 2007 entwickelt.
Neue Konzepte gefragt, persönlich am Kunden
Flexibilität als unternehmerische Standard-Tugend ist in einer derart dynamischen Situation einmal mehr gefragt. Es hat sehr viel mit Branchenkenntnis und den darauf ansetzenden Entwicklungsmöglichkeiten zu tun, wenn Unternehmensberater Alexander Schmidt gerade jetzt die neue ‚INITIATIVE: JUWELIER ZUKUNFT‘ startet. Tatsächlich hat der Handel mit Frequenzrückgängen zu tun – Schmidt setzt sich hier mit „Kompensation durch höheren Durchschnittspreis“ für die Rückbesinnung des Fachhandels zu seinen ureigensten Qualitäten ein – Aufklärung & Kommunikation.
Da geht es nicht um „ein paar Prozente“, sondern steht hier ein hochwertiges Angebot im Zentrum, das auch „gut angeboten werden will“, so Alexander Schmidt. Er rückt (von Unternehmensseite) auch die professionelle Schulung des Personals in den Vordergrund. Denn natürlich informieren sich Interessenten zuerst und meist online über Angebot und Preis, wo sie u.a. auf Christ & ‚Echtschmuck‘ stoßen. Der Fachhandel ist aber gerade hier gefordert, seine Kompetenz herauszustreichen, dem Kunden Entwicklungen zu erklären und richtig aufzuzeigen.
Bewusster Imagewandel?
Wenn Christ jetzt auf „Echtschmuck“ mit zumindest 14 karätigem Gold setzt – was heißt das dann in Bezug auf das 9 Karat Goldangebot?
Der Bergiff ‚Echtschmuck‘ ist eine Ansage – und wohl mit der Absicht gewählt, das Attribut ‚echt‘ hervorzuheben. Wenn 14 karätig Echtschmuck bedeutet, ist dann der Umkehrschluss zulässig (oder gar zwingend), dass 9 Karätiges ‚unecht‘ sei?
Schon gar nicht von Silberschmuck zu sprechen, der selbst wenn er vergoldet ist, laut ‚Echtschmuck‘-Ansage zwar funkelt, aber wohl sicher kein Gold ist? Was aber sicherlich bleibt ist, dass der Markteinstieg für jüngere Kunden so gut funktioniert.
Das wissen wohl auch Marketing-Experten: Konsumenten orientieren sich lieber in Richtung ‚Jetzt & Zukunft‘, als die Qualitäten der Vergangenheit nachzuprüfen. In ‚Echtschmuck‘ klingt Zuverlässigkeit mit, und das klingt doch ‚echt‘ gut, oder etwa nicht?
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