Kommentar: Gut gepoltert

Zur Weko/ETA-Entscheidung kommentiert Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.


Man kann denken über Nick Hayek was man will. In diesem Fall hat er gut gepoltert. Kurz vor der öffentlichen Bekanntmachung der Weko im Dezember 2019 hatte sich der gern mal hemdsärmelig und mit brennender Zigarre auftretende Sohn des Swatch-Gründers Nicolas Hayek medienwirksam in Stellung gebracht, die Branche zittern lassen und für sein Thema sensibilisiert. Nick Hayek hatte dazu das kräftige Wort „Lieferstopp“ verwendet. Er ist es leid, Werke-Ausstatter der gesamten Schweizer Uhrenbranche zu sein.

Erst jüngst hatte er sich mokiert über angebliche Swiss-made-Marken, die – öffnet man einmal den Deckel – kaum ein Bauteil selbst hergestellt hätten. Viel mehr aber ärgerte ihn, dass dem Beben seines Vaters von 2003, als dieser verkündet hatte, künftig nicht mehr Fremdfirmen beliefern zu wollen, kaum Reaktionen gefolgt waren. Selbst 2019 waren die ETA-Kunden davon ausgegangen, dass sie für immerdar beliefert würden. Deswegen ließ Nick Hayek im Dezember 2019 Rauch rein. Und hat gewonnen. Nach derzeitigem Stand (die heutige Entscheidung der Weko kann ans Bundesverwaltungsgericht weiterverwiesen werden) hat Hayek nun freie Hand.

Dass er Richemont und LVMH nicht mehr beliefern will, hatte er bereits angekündigt (hier). Wer sonst noch betroffen ist, wird sich zeigen. Sicherlich werden es die oben beschriebenen Marken der Mechanik-Einstiegsklasse sein – und somit die Tissot- und Longines-Mitbewerber. Klar ist, dass Hayek von derzeit 500.000 auf 350.000 bis 450.000 Werke reduzieren und „anspruchsvollere und teurere Uhrwerke produzieren“ will, wie er im Januar gesagt hatte (hier).

Hayek hat aus seiner Sicht alles richtig gemacht und seine Hausaufgaben erledigt, indem er den ETA-Marktanteil an mechanischen Uhren wie mit der Weko vereinbart seit 2013 von 2 Mio. Stück auf 500.000 im Jahr 2019 reduziert hat. Dass die anderen Firmen nun ein Problem haben, muss ihm egal sein, wird mindestens mal seine Aktionäre freuen. Mal sehen was der Aktienkurs der Swatch Group in den nächsten Tagen macht.

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