Monika Kaden (rechts im Bild), Inhaberin von Kutter 1825 in Stuttgart und ihr Team sind Feuer und Flamme für Nanis und Laura Bicego (links im Bild).
Das passt zusammen. Für das Team von Kutter 1825 aus Stuttgart war es „Liebe auf den ersten Blick“, berichtet Inhaberin Monika Kaden. Nanis hat verzaubert. Der erste Kontakt zum Produkt war so außergewöhnlich wie das Kennenlernen der Inhaberin Laura Bicego. Selbstredend, dass sich längst auch geschäftlicher Erfolg eingestellt hat.
Blickpunkt Juwelier: Frau Kaden, Sie haben Nanis neu in Ihr Schmucksortiment aufgenommen. Wie entscheidend ist Ihnen die persönliche Komponente bei der Aufnahme einer Marke?
Monika Kaden: Sie ist wichtig. Die persönliche Begeisterung muss vorhanden sein, sonst macht es keinen Sinn. Marken oder Produkte müssen etwas bei uns auslösen.
BJ: Wie sind Sie auf Nanis aufmerksam geworden?
Kaden: Auf der Baselworld auf dem Flur kam uns Norbert Jensen entgegen, den wir seit Jahrzehnten kennen. Er zog aus seiner Sakkotasche dieses faszinierende Armband hervor, das sich vergrößert und vergrößert und schließlich ein Collier ist. Wir alle waren fasziniert! Dies war der Auslöser – dann folgte die Vorstellung bei Laura und Ihrem Ehemann am nächsten Tag. Ich bin selten so herzlich empfangen worden. Das war Liebe auf den ersten Blick.
BJ: Welche Rolle spielen Ihre Mitarbeiter bei Neuaufnahmen?
Kaden: Sie sind extrem wichtig. Wenn nur wir Inhaber eine Marke klasse finden, wäre das zu wenig. Jede Marke braucht Mitarbeiter, die hinter ihr stehen. Im Fall von Nanis waren unsere wichtigsten Mitarbeiter und Schmuck-Markenverantwortlichen beim ersten Treffen dabei und genau so angezündet, berührt, begeistert. Wir saßen da, haben so ziemlich jedes Vorlagetablett durchgesehen, sind aus dem Staunen nicht hinaus gekommen und haben ein heilloses Durcheinander hinterlassen. Auch beim Produkt ist der Funke übergesprungen.
BJ: Gibt Ihnen die persönliche Beziehung zur Inhaberin ein größeres Sicherheitsgefühl, als beispielsweise bei Konzernmarken?
Kaden: Ja, immer. Family to Family ist das Beste, was uns passieren kann. Im Schmuckbereich können wir das Familiy-Business noch finden, bei den Uhren wird es immer seltener.
BJ: Müssen Sie regelmäßig auf Suche nach neuen Marken gehen, damit sich Ihre Kunden nicht „satt sehen“?
Kaden: Nein, im Gegenteil. Wir haben 35 Marken und müssen eher abbauen als erweitern. Aber auch da sind wir Family-Business – sind emotial bei der Sache und halten Lieferanten eher, auch wenn die aktuellen Umsätze nicht ganz stimmen. Neuaufnahmen gibt es eigentlich nur, wenn uns die Marke fasziniert, wenn es etwas Neues gibt, wenn es zum bestehenden Sortiment passt, gleichzeitig keiner bestehenden Marke Umsatz wegnimmt. Nanis ist komplett neu, komplett anders.
BJ: Gibt es Überlappungen mit der Pomellato-Kundin, der Tamara Comolli-Kundin?
Kaden: Kein bisschen. Nanis ist matt, weich, volumig. Pomellato ist bunt, bei uns eher Nudo-geprägt. Auch bei Comolli gibt es kaum Berührungspunkte.
BJ: Der Style ist ebenfalls lässig, leger.
Kaden: Lässig, leger sind viele. Ole Lynggaard auch. Es ist die Kundin von heute. Sie sucht eben nicht Schmuck für den Opernball, sondern Schmuck passend zur Jeans für jede Stunde des Tages. Glücklicherweise ist unser Business ein Stammkunden-Business. Viele unserer Kundinnen sind nicht markenfixiert und gern bereit, sich auf etwas Neues einzulassen.
BJ: Suchen Sie derzeit aktiv neue Marken?
Kaden: Nein. Es ist gerade keine Zeit, neue Pferdchen zum Laufen zu bringen.
BJ: Geht es derzeit ums Risiko-Minimieren? Die Erfahrungen von Schoeffel oder De Grisogono sind ja noch im Hinterkopf.
Kaden: Was das Risiko angeht, bin ich in erster Linie Schwäbin. Ich mache grundsätzlich nur Sachen, die ich überschauen kann. Ich will nicht bei allen Dingen, die ich mache, die Kuh quer fliegen lassen. So war das auch bei Schoeffel oder De Grisogono, wo wir in beiden Fällen ein positives Fazit ziehen. Schoeffel waren tolle Jahre. Aus heutiger Sicht hat er vielleicht einfach zur richtigen Zeit aufgehört. Bei De Grisogono war es trauriger. Ich war der größte Fan der Marke, und sie fehlt mir. Aber wir wussten vom ersten Tag an, dass es keine Stückzahlen, sondern außergewöhnliche Einzelstücke gibt, die wir gut verkaufen konnten. Das Kapitel ist beendet – zu früh, aber ohne negative Erfahrungen.
BJ: Sie führen die Geschäfte gemeinsam mit Ihrem Bruder Jochen Möhrle. Haben Sie eine „klassische“ Aufteilung: Er macht Uhren, Sie Schmuck?
Kaden: Nein, ganz und gar nicht. Bei uns ist das anders (lacht). Er macht die Klassiker, ich die verrückten Sachen. Aber ganz im Ernst. Die Entscheidung, ob wir eine neue Marke aufnehmen, treffen wir immer gemeinsam – bis auf De Grisogono. Im Fall von Nanis ist mein Bruder ebenfalls begeistert.
BJ: Spielen Sie das Norbert-Jensen-Spiel mit dem Armband „Trasformista“ auch im Verkaufsgespräch?
Kaden: Aber selbstverständlich. So etwas muss man zeigen. Das erklärt sich ja nicht im Schaufenster. Solch einen handwerklich perfekt umgesetzten Zauber hat noch niemand gezeigt.