Labor-, synthetischer, oder “kopierter” Diamant? Ein Appell an die Branche!

Sarina Haniffa richtet einen Appell an die Branche. ©Nayhera

Sarina Haniffa richtet einen Appell an die Branche. ©Nayhera

Labordiamant, synthetischer Diamant oder lab-grown Diamant? Eine hitzige Debatte in der Schmuckbranche geht in die nächste Runde. Sarina Haniffa, Gründerin der Marke Nayhera, richtet einen gezielten Appell an die Branche.



Zu hitzigen Diskussionen in der Schmuckbranche hat die immer größere Beliebtheit von Labordiamanten in den vergangenen Monaten geführt, die nicht abreißen wollen. Derzeitiger Aufreger: die Nomenklatur.

Synthetischer Diamant, Labordiamant oder vielleicht gar „kopierter Diamant“? Welche Bezeichnung sollte die Branche verwenden, oder geht es in der entstandenen Diskussion eher darum, womit die Branche besser umgehen kann?

Zwischen Emotion und Expertise

Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des BV Schmuck & Uhren, findet harte Worte in dem kürzlich erschienenen Beitrag der Pforzheimer Zeitung: “Vom Menschen hergestellte Diamanten sind als synthetische Diamanten zu bezeichnen und dürfen in keinem Fall als echt deklariert werden. Begriffe wie Labordiamanten, Abkürzungen wie lab-grown Diamanten und Werbung mit einer vermeintlichen Nachhaltigkeit dieser Kopien nähren potenzielle Verbrauchertäuschung und sind aus unserer Sicht zu unterlassen.”

Entstanden sind diese Worte, da Sarina Haniffa, Gründerin der Marke Nayhera („Neuer Diamant“), die – wie der Name schon vermuten lässt – sich in ihren Schmuckstücken auf den Labordiamant (dürfen wir diesen Namen nun noch verwenden?) fokussiert. In einer Schulungsveranstaltung in den Pforzheimer Schmuckwelten präsentierte sie ihre Kollektionen und fand sich auch gleich in einem sehr ansprechenden und professionellen Gespräch mit Christine Köhle-Wichmann, der DSU-Geschäftsführerin, und den Schmuckwelten vorstehend wieder.

Die Auseinandersetzung mit ihrem und dem Standpunkt des Verbandspräsidenten in der Pforzheimer Zeitung und der damit noch intensiver ausgelösten Diskussion gaben Sarina Haniffa den Anlass einen Appell an die gesamte Branche zu richten:

Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer BV Schmuck & Uhren ist die Nomenklatur dieser Steine ein Anliegen. @Gohmann/LinkedIN
Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer BV Schmuck & Uhren ist die Nomenklatur dieser Steine ein Anliegen. @Gohmann/LinkedIN

Ein Appell an die Einheit!

Meine Perspektive auf die Zukunft des Schmucks

Als Gründerin von Nayhera und leidenschaftliche Vertreterin der Schmuckbranche habe ich in den letzten Wochen mit Interesse – und auch ein wenig Verwunderung – die Reaktionen auf die Berichterstattung in der Pforzheimer Zeitung verfolgt. Über mein Projekt wurde viel geschrieben und dabei zeigte sich, dass einige Handelsverbände und einzelne Juweliere in hitzigen, fast schon aggressiven Wortgefechten agieren. Ihre Argumente wirken oft gefühlsbetont und polemisch, als hätten sie in einem verzweifelten Versuch, an veralteten Traditionen festzuhalten, den Blick für das Wesentliche verloren.

Zwischen Emotion und Expertise – Die Herausforderung unserer Kommunikation

Ich muss zugeben, dass ich mit einem kleinen, durchaus selbstbewussten Augenzwinkern feststelle: Es liegt an uns, als Fachleute und Branchenvertreter, zu differenzieren, was wir intern besprechen und was wir nach außen kommunizieren. In der internen Diskussion sind präzise, rationale Argumente unabdingbar. Doch wenn wir nach außen treten, müssen wir geschlossen und selbstbewusst die Faszination für Schmuck transportieren – unabhängig davon, ob es sich um Wunder der Natur oder der Technik handelt. Denn was nützt es, wenn wir uns gegenseitig kleinreden, statt gemeinsam zu zeigen, was wir zu bieten haben?

Tradition, Wandel und die Vielfalt der Wünsche

Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, in denen mein Vater im Schmuckgeschäft tätig war – Zeiten, in denen es selbstverständlich war, dass Männer ihren Frauen zu besonderen Anlässen mit einem Schmuckstück eine Freude bereiten. Heute hat sich die Welt des Konsums grundlegend verändert: Neben einem edlen Schmuckstück konkurrieren unzählige andere Wünsche – von traumhaften Reisen über Designertaschen bis hin zu den neuesten Smartphones. Die Vielfalt der Konsumwelt ist grenzenlos, und auch die Bedürfnisse und Werte der Menschen wandeln sich. Es heißt nicht, dass die neue Welt besser oder schlechter ist – sie ist eben anders.

Natürliche Diamanten und Labordiamanten – Ein Gewinn für alle

In diesem Spannungsfeld wird oftmals behauptet, dass Labordiamanten seelenlose, unendlich produzierbare Steine seien, die weder nachhaltig noch wertstabil seien. Auf der anderen Seite wird manchmal argumentiert, dass Minendiamanten als Blutdiamanten die dunklen Seiten der Globalisierung verkörpern. Ich frage: Was gewinnen wir alle mit solch radikalen Standpunkten? Eine Branche, die sich in endlosen Debatten verliert, schadet sich selbst und dem Vertrauen unserer Kunden. Stattdessen sollten wir den Mehrwert beider Welten anerkennen – natürliche Diamanten als Wunderwerke der Natur und Labordiamanten als Zeugnisse beeindruckender technologischer Innovationen.

Aus meiner Erfahrung können und sollten beide Varianten nebeneinander existieren. Der Kunde wählt letztlich das, was zu seinen individuellen Bedürfnissen passt – wenn es ihm offen und transparent präsentiert wird. Verschließen wir die Augen vor dieser Realität, weil wir zu sehr an unserer eigenen Meinung festhalten, so riskieren wir, den Anschluss an eine neue Generation von Konsumenten zu verlieren, die anders denkt und fühlt.

Einheit statt Spaltung – Unser gemeinsamer Weg nach vorn

Ich appelliere an alle Branchenvertreter: Lassen Sie uns den Blick über den Tellerrand wagen und unsere internen Differenzen zugunsten eines gemeinsamen Auftritts nach außen beiseitelegen. Es geht nicht darum, wen wir als besser oder richtiger ansehen – es geht um die Wiederbelebung des Vertrauens in unsere Produkte, in die Magie des Schmucks und in die Kunst, Menschen mit funkelnder Schönheit zu verzaubern.

Wir verkaufen Illusionen, Träume und Emotionen. Dabei dürfen wir nicht zulassen, dass uns veraltete Vorurteile und polemische Rhetorik in ihrer Wirkung einschränken. Stattdessen sollten wir die Chance nutzen, gemeinsam zu zeigen, dass unser Schaffen – ob naturgegeben oder im Labor gewachsen – ein Fest der Vielfalt und der Innovation ist. Denn letztlich entscheidet der Kunde: Er will wählen dürfen, er will Vielfalt und er will die Gewissheit, dass wir, die wir diese Kunstwerke erschaffen, fest hinter unseren Produkten stehen.

Was haben wir also zu befürchten? Lassen Sie uns den Mut aufbringen, den Wandel zu umarmen, und als vereinte Stimme auftreten – für den Schmuck, für die Branche und für die Menschen, die in jedem funkelnden Stein ein kleines Wunder entdecken.


Wie stehen Sie zu Labordiamanten? Finden Sie den Begriff missverständlich oder gar völlig irreführend? Was wären Ihre Alternativen? Die Redaktion des Blickpunkt Juwelier ist gespannt auf Ihren Input – alle Meinungen haben ihre Berechtigung! Aber auch wir appellieren an ein Miteinander auf Augenhöhe!

Sarina Haniffa richtet einen Appell an die Branche. ©Nayhera
Sarina Haniffa richtet einen Appell an die Branche. ©Nayhera
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