Verweil- und Erlebniszonen erhöhen die Besuchsdauer von Kunden und lassen den Einkauf beim Juwelier zu einem echten Erlebnis werden. Beispiele: Juwelier Kutter in Stuttgart mit eigener Rolex-Lounge (oben), das Diamantlabor bei Juwelier Kopf (u.l.), gemütliche Lounge-Atmosphäre bei Juwelier Präg in Dornbirn (u.m.) oder eine Gin-Bar bei Juwelier SamanthaFa in Lörrach (u.r.). © Juwelier Kutter 1825 Jonathan Sage; @ jonathansage_archfoto
In der heutigen Zeit reicht es für Juweliere nicht mehr aus, lediglich ein Sortiment an hochwertigen Uhren und Schmuckstücken anzubieten. Vielmehr steht das Erlebnis, die Experience, im Vordergrund, die durch gezielte Positionierung und innovative Konzepte geprägt wird.
In einem hart umkämpften Markt, in dem auch immer mehr Online-Anbieter ihren Platz suchen, ist es besonders für den stationären Einzelhandel entscheidend, dass Verweil- und Erlebniszonen geschaffen werden, um Einzigartigkeit und Besonderheit des Persönlichen hervorzuheben. Es gibt bereits zahlreiche gute Beispiele innerhalb der Branche, die beweisen, dass solche Positionierungen im Ladenbau tatsächlich Erfolge bringen und den Juwelier damit konkurrenz- und zukunftsfähig machen. Solche Verweil- oder Erlebniszonen können beziehungsweise sollen sogar ganz auf die individuelle CI (Corporate Identity) des Juweliers abgestimmt sein. Denn es gilt immer noch das große Credo der Authentizität. So kann beispielsweise das handwerkliche Können der Uhrmacher und/oder Goldschmiede ins Rampenlicht gerückt werden, neue Angebote wie Diamantlabore die Kompetenz des Juweliers unterstreichen oder gastronomische Bereiche in Sachen Service und Kundenzufriedenheit punkten. Was immer es auch ist, auf welche Positionierungen der Fokus gerichtet ist, eines ist allen gemeinsam: Der Gesamtauftritt muss stimmig sein und zum Juwelier passen.
Verweil- und Erlebniszonen: Ein Muss?
Verweilzonen sind heute für den stationären Handel fast unerlässlich, da sie den Kunden Raum geben, sich zu entspannen, die Atmosphäre des Geschäfts zu genießen und eine tiefere Verbindung zur Marke aufzubauen. Diese Zonen sind nicht nur Ruhepunkte, sondern bieten auch die Möglichkeit, sich mit den angebotenen Produkten und Dienstleistungen intensiver auseinanderzusetzen. Erlebniszonen wie interaktive Schmuckpräsentationen oder Beratungsinseln schaffen eine emotionale Bindung zu Produkt und dem Einkaufserlebnis. Der Kunde soll sich nicht nur als Käufer, sondern als Teil eines exklusiven Erlebnisses fühlen.
Ein Quadratmeter bringt wie viel Erlebnis? Es gilt, neue Formeln für den Handel zu finden. Denn es geht nicht mehr um Umsatz/m2, sondern um Erlebnis/m2.
Handwerk im Fokus
Das traditionelle Handwerk, insbesondere Arbeiten von Uhrmachern und Goldschmieden, sind wertvolle Differenzierungsmerkmale, die dem Juwelier eine einzigartige Positionierung am Markt ermöglichen. Frei nach dem Motto „Das habe ich für dich gemacht” wird dem Kunden damit Exklusivität und Wertschätzung entgegengebracht. Durch das Sichtbarmachen der Werkstätten, in denen Uhrenreparaturen oder individuelle Schmuckanfertigungen durchgeführt werden, wird das Vertrauen der Kunden gestärkt. Der transparente Einblick in handwerkliche Prozesse weckt Interesse und schafft Authentizität. Kunden, die den Uhrmacher bei seiner filigranen Arbeit beobachten oder den Goldschmied bei der Anfertigung eines einzigartigen Schmuckstücks erleben können, schätzen nicht nur das fertige Produkt, sondern auch den Prozess dahinter. Dies hebt die handwerkliche Kompetenz des Juweliers hervor und schafft ein unverwechselbares Einkaufserlebnis. Dabei muss es nicht immer eine sogenannte „gläserne Werkstatt” sein, wie Detlef Becker von Heikaus Architektur berichtet. Unter seiner Federführung wurden auch schon Projekte umgesetzt, die Uhrmacher oder Goldschmiede auf Screens im Geschäft zeigen – eine Art „versteckter Blick“ in die Werkstatt sozusagen. Denkbar sind auch einzelne Tage, an denen die Mitarbeiter im Geschäftsraum sitzen – oder Kunden werden einfach mit in die Werkstatt genommen. Alles ist möglich.
Diamantlabor: Erlebnis und Kompetenz vereinen
Ein weiteres Konzept, das Juweliere nutzen können, um sowohl Erlebnis als auch Expertise zu vereinen, ist das Angebot eines Diamantlabors. Hier kann der Kunde beispielsweise lernen, wie Diamanten bewertet werden und welche Qualitätsmerkmale entscheidend sind. Dieses Erlebnis kann gleichzeitig als Verkaufs- und Beratungsplattform genutzt werden. Indem der Juwelier die komplexen Prozesse der Diamantbewertung erklärt, hebt er seine Fachkompetenz hervor und schafft Vertrauen in die Beratung. Der Kunde erlebt nicht nur den Kauf eines Diamanten, sondern wird in die Welt der Edelsteine eingeführt, was die Wertschätzung für das Produkt erhöht.
Obwohl mehrfach angesprochen: Der Mehrwert eines Diamant- labors im Geschäft ist bei Juwelieren noch nicht so angekommen.
Service durch Gastrobereiche
Ein moderner Juwelier sollte in Erwägung ziehen, einen Gastrobereich oder eine Bar zu integrieren, da diese Elemente immer mehr zu einem unerlässlichen Bestandteil des stationären Handels werden. Ein gut gestalteter und hochwertig betriebener Gastrobereich bietet Kunden die Möglichkeit, ihren Aufenthalt zu verlängern, was letztendlich auch die Kaufbereitschaft steigern kann. Dies kann eine Kaffee-Lounge oder eine kleine Bar sein – siehe dazu als Beispiel auf S.50 Gin-Bar bei Juwelier Samantha Fa – die idealerweise stilvoll in das Gesamtkonzept des Geschäfts integriert wird. Wichtig ist jedoch, dass Gastro-Qualität und -Service dem hohen Anspruch des Juweliergeschäfts entsprechen. Eine schlecht geführte Bar könnte das gesamte Einkaufserlebnis beeinträchtigen und sollte daher mit der gleichen Sorgfalt geplant und betrieben werden wie der restliche Laden.
Gesamtheitliches Erlebnis
Im Grunde genommen geht es darum, ein gesamtheitliches Erlebnis zu schaffen, das den Kunden abholt, anspricht und ihm die Exklusivität widerspiegelt, die die hochwertigen Produkte versprechen. Nutzen Sie diese Chance und machen Sie den Einkauf in Ihrem Geschäft zum unvergesslichen Erlebnis!
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