Ladendiebstahl im Fokus: HDE fordert konsequentere Strafverfolgung

Ladendiebstahl Juwelier Schmuck

Viele Juweliere fühlen sich mit der steigenden Kriminalität zunehmend alleingelassen. © Freepik

Trotz eines leichten Rückgangs der angezeigten Fälle bleibt Ladendiebstahl ein Milliardenproblem im deutschen Einzelhandel. Besonders Juweliere sind betroffen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert nun klare gesetzliche Rahmenbedingungen, damit Täter künftig spürbar sanktioniert werden.



Kaum Entlastung trotz sinkender Fallzahlen

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2024 ist die Zahl der registrierten Ladendiebstähle im Vergleich zu 2023 leicht gesunken – der einfache Diebstahl um 4,9 Prozent, der schwere Ladendiebstahl um 6,8 Prozent. Der Handelsverband Deutschland warnt jedoch vor falscher Sicherheit: Der Rückgang spiegle nicht weniger Kriminalität, sondern eine wachsende Resignation im Handel wider. Viele Geschäfte zeigten Delikte nicht mehr an, weil sie angesichts geringer Erfolgsaussichten keinen Nutzen mehr in einer Anzeige sähen.

Laut HDE entsteht dem Einzelhandel jährlich ein Schaden von rund zwei bis drei Milliarden Euro durch Diebstahl. Tendenz steigend, wenn man die hohe Dunkelziffer berücksichtigt. Hinzu kommen Präventions- und Sicherungskosten von rund 3,1 Milliarden Euro pro Jahr, die Händlerinnen und Händler investieren, um ihre Waren und Mitarbeiter zu schützen. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth warnt: „Wenn Straftaten nicht konsequent verfolgt werden, schwächt das das Vertrauen in den Rechtsstaat und führt zu einer gefährlichen Normalisierung von Kriminalität im Alltag.“

Ladendiebstahl ist keine Bagatelle: Kritik an der Justizpraxis

Im Mittelpunkt der Kritik steht die übermäßige Einstellungspraxis der Justiz nach §§ 153, 153a StPO. Diese erlaubt es Staatsanwaltschaften und Gerichten, Verfahren bei geringem öffentlichen Interesse oder aus Effizienzgründen einzustellen. Ein Vorgehen, das laut HDE in der Praxis zu häufig angewandt wird. „Selbst wenn der Täter mit Unterstützung des Händlers identifiziert werden kann, werden Verfahren viel zu oft eingestellt“, kritisiert Genth.

Diese juristische Nachsicht konterkariere jede Präventionsmaßnahme. Der HDE fordert daher, die Möglichkeiten zur Verfahrenseinstellung deutlich einzuschränken. Nur eine spürbare Sanktionierung könne die Abschreckungswirkung wiederherstellen und das Vertrauen des Handels in den Rechtsstaat stärken. Genth fordert die Bundesregierung auf, die geplante Reform der Strafprozessordnung zu nutzen, um klare gesetzliche Rahmenbedingungen für eine konsequente Strafverfolgung zu schaffen. Spätestens bis Ende 2026 soll die vom Bundesjustizministerium eingesetzte Expertenkommission einen Reformvorschlag vorlegen. „Ladendiebstahl darf nicht länger als geringfügiges Vergehen behandelt werden. Wer klaut, muss mit einer realen Strafe rechnen – alles andere ist ein falsches Signal an die Täter und eine Zumutung für die Wirtschaft“, so Genth.

Besonders betroffen: Schmuck- und Uhrenhandel

Im Schmuck- und Uhrenhandel bleibt die Lage angespannt. Nach Angaben des Internationalen Juwelier-Warndienstes wurden 2023 346 Straftaten gegen Juweliergeschäfte registriert – ein Anstieg um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch wenn für die letzten Monate noch keine vollständigen Zahlen vorliegen, deuten erste Auswertungen darauf hin, dass das Risiko weiter hoch bleibt. Besonders betroffen sind Einzelhändler in Innenstadtlagen, wo hohe Frequenz und Personalmangel Diebstähle begünstigen. Zudem investieren Juweliere jährlich erhebliche Summen in Sicherheitsmaßnahmen – von Videoüberwachung über Alarmtechnik bis hin zu Personaltraining.

Für Juweliere bedeutet die aktuelle Situation, dass Sicherheitsmanagement zur betriebswirtschaftlichen Pflichtaufgabe geworden ist. Entscheidend sind drei Ebenen: a) Technische Sicherung: Hochwertige Videoüberwachung, elektronische Warensicherung und transparente Präsentation im Verkaufsraum erschweren spontane Delikte. b) Mitarbeiterschulung: Sensibilisierte Mitarbeiter erkennen verdächtiges Verhalten frühzeitig und wissen, wie sie im Ernstfall reagieren müssen. Und c) Dokumentation und Kooperation: Eine schnelle und strukturierte Meldung an Polizei und Versicherer erhöht die Chance auf Strafverfolgung und Schadenersatz.

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