Luxus im Wandel: Metropole vs. Kleinstadt (Teil 1)

Metropole vs Kleinstadt Luxus Premium

Rolex zog sich aus kleineren Städten wie Bad Homburg und Hanau zurück und stärkt stattdessen seine Präsenz in zentraleren Städten wie Darmstadt und Aschaffenburg. Diese Verschiebung reflektiert die strategische Fokussierung großer Marken auf Städte mit höherer Kaufkraft. © BPJ

Luxus in Bewegung: Metropolen locken, Kleinstädte ringen – Wer behauptet sich im Wandel? Hier geht es weiter zum zweiten Teil der großen Story!



Metropolen wie Frankfurt, Hamburg und München ziehen zunehmend Luxusmarken und wohlhabende Kunden an. Diese Städte bieten nicht nur eine hohe Dichte an potenziellen Kunden, sondern auch die notwendige Infrastruktur, um große Marken und ihre exklusiven Produkte zu präsentieren. Frankfurt als eine der bedeutendsten Finanzmetropolen Deutschlands ist dabei besonders hervorzuheben. Die Stadt ist ein bedeutendes Zentrum für internationale Geschäfte und beherbergt zahlreiche Banken und Unternehmen, die hohe Kaufkraft und eine Nachfrage nach Luxusgütern schaffen. Frankfurt ist nicht nur ein wirtschaftlicher Hotspot, sondern auch ein wichtiger Knotenpunkt im globalen Flugverkehr, was die Stadt für internationale Kunden besonders attraktiv macht. Während viele wohlhabende Personen im umliegenden malerischen Taunusgebiet wohnen, leben etwa 750.000 Menschen direkt in Frankfurt. Die angrenzenden Städte wie Oberursel, Bad Homburg und Königstein erweitern das Einzugsgebiet auf insgesamt eineinhalb Millionen Menschen. Diese Dichte an potenziellen, kaufkräftigen Kunden und die hohe Lebensqualität ziehen Luxusmarken an und stärken die Position Frankfurts als bedeutendes Luxuszentrum.

Kleinstädte im Schatten der großen Markenflucht

Die Abwanderung von Kaufkraft und Kunden in größere Städte setzt lokale Juweliere in kleineren Städten zunehmend unter Druck. Während Metropolen wie Frankfurt, Hamburg und München aufgrund ihrer hohen Dichte an wohlhabenden Kunden und der umfassenden Infrastruktur, die große Luxusmarken benötigen, florieren, kämpfen kleinere Städte oft mit deutlichen Nachteilen. Diese Städte können häufig nicht mit der Vielfalt und dem Umfang der Angebote in Metropolen konkurrieren, was es ihnen schwieriger macht, Luxusmarken und ihre exklusiven Produkte zu halten.

Der Luxusmarkt erfährt einen klaren Trend zur gewollten Verknappung, weil große Marken wie Rolex oder Patek Philippe ihre Präsenz in kleineren Städten wie etwa Hanau und Bad Homburg zugunsten von Metropolen wie Frankfurt gezielt aufgeben. Dieser Rückzug hat für lokale Juweliere weitreichende Konsequenzen: Der Verlust solcher prestigeträchtigen Marken bedeutet nicht nur einen Umsatzrückgang, sondern auch einen signifikanten Verlust an Anziehungskraft und Marktwert. In vielen Fällen kann dies zur Aufgabe des Geschäftsbetriebs an diesen Standorten führen. Betroffene Juweliere sind gezwungen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und innovative Wege zu finden, um den Kunden weiterhin hochwertige Angebote zu präsentieren.

Ein weiteres Problem für kleinere Städte ist der enorme Druck, den große Metropolen mit ihrer immensen Kaufkraft und ihrem breiten Luxusangebot ausüben. In Frankfurt profitieren Juweliere von einer internationalen Klientel, die durch die starke Wirtschaftsstruktur und den globalen Flugverkehr in die Stadt strömt. Im Gegensatz dazu kämpfen kleinere Städte wie Bad Homburg oder Hanau, die früher als Anlaufstellen für Luxusmarken galten, nun um die verbleibende Kundschaft. Viele renommierte Marken wie Louis Vuitton und Hermès folgen dem Trend, sich in größere Städte zurückzuziehen, und hinterlassen damit in kleineren Städten eine spürbare Lücke.

Satellitenstädte wie Wiesbaden oder Potsdam befinden sich hingegen in einer besonderen Position. Dank ihrer Nähe zu Metropolen wie Frankfurt und Hamburg können sie von der Kaufkraft der nahegelegenen Großstädte profitieren. Dennoch sind sie gefordert, innovative Strategien zu entwickeln, um als eigenständige Luxusstandorte attraktiv zu bleiben. Ein möglicher Erfolgsfaktor liegt in der Fokussierung auf exklusive, regionale Angebote oder einzigartige Erlebnisse, die in der hektischen Atmosphäre der Metropolen oft schwer zu finden sind.

Luxusmarken im Rückzug Patek PhilippeHermes
© BPJ

Der Rückzug großer Marken – Ein bedeutender Einschnitt

Der Entzug der Lizenzen von Uhren-Marken wie Patek Philippe oder Rolex hat erhebliche Auswirkungen auf betroffene Juweliere. Denn in den meisten Fällen waren diese Marken nicht nur Umsatzträger, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des Markenimages und der Kundenakquise. Der Verlust solcher prestigeträchtigen Marken stellt betroffene Juweliere vor die unumgängliche Herausfordeurng, ihre Geschäftsstrategien neu zu überdenken und zu adaptieren, um ihre Marktposition (weiterhin) zu sichern.

Während Kleinstädte oft unter dem Rückzug großer Marken leiden, können Satellitenstädte wie Ludwigsburg oder Bergisch Gladbach durch ihre Nähe zu Metropolen wie Stuttgart und Köln strategische Vorteile nutzen. Diese Städte haben die Chance, die abwandernden Marken durch maßgeschneiderte Anreize zurückzugewinnen. Darüber hinaus können sie gezielt in lokale Infrastruktur und Marketing investieren, um ihre Attraktivität zu erhöhen.

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Von der Straffung des Luxusmarktes

Hermès hat seine Verkaufspunkte drastisch reduziert – von 34 auf nur noch acht Städte: Berlin, Stuttgart, München, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Baden-Baden und Kampen auf Sylt bilden nun das solide Fundament des deutschen Luxusmarktes. Hier wird Luxus tatsächlich gelebt und konsumiert. Patek Philippe zog nach und kündigte vielen Konzessionären, da Städte wie Nürnberg und Hannover als offensichtlich nicht mehr zukunftsträchtig gelten. Patek Philippes strategische Neuausrichtung ist besonders markant: War die Marke einst in über 40 Standorten in Deutschland vertreten, so wird sie heute nur noch in 16 Städten angeboten. Diese gezielte Verknappung, die auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird, ist Teil einer bewussten Positionierung im Luxussegment. Diese Entwicklung lässt vermuten, dass Patek Philippe künftig vor allem in eigenen oder von Franchise-Nehmern geführten Boutiquen erhältlich sein wird, wodurch der Vertrieb über Juweliere zunehmend an Bedeutung verlieren wird.

Schmuck als Zukunft: Warum Juweliere umdenken müssen

Der Rückzug großer Uhrenmarken aus dem stationären Juwelierhandel kann für Juweliere nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine bedeutende Chance darstellen. Indem sie etwa ihren Fokus verstärkt auf das Schmucksegment richten, können Juweliere neue Kundengruppen erschließen und ihre Exklusivität (möglicherweise auch im Luxussegment) ausbauen. Dass sich Schmuck generell großer Marktnachfrage erfreut und enormes Wachstumspotenzial aufweist, beweisen etwa die Zahlen von LVMH – der Konzern verzeichnet mit der Luxus-Schmuckmarke Bulgari ein profitables Gewinn-Wachstum. Richemont wiederum erzielt mit Cartier als Top-Schmuckmarke beeindruckende Erfolge und hat kürzlich erst das italienische Schmucklabel Vhernier in´s eigene Markenportfolio zugekauft. Das lässt erkennen: Renditen und Wachstum sind zunehmend in Schmuck zu finden, selbst für Luxusgüterkonzerne. Und die wären wohl keine Weltkonzerne, wenn sie nicht genau wüssten, was sie tun …

Handel im Umbruch: Wieviel Uhr braucht Schmuck wirklich noch?

Tatort Vorarlberg: Hollfelder trotzt Herausforderungen

Das österreichische Bundesland Vorarlberg, mit einer Fläche von etwa 2.601 km² und einer Bevölkerung von etwa 400.000 Menschen, ist das zweitkleinste des Landes. Obwohl Bregenz mit rund 29.500 Einwohnern die Hauptstadt ist, hat Dornbirn mit etwa 51.000 Einwohnern eine weit größere Zugkraft und ist die bedeutendste Einkaufsstadt des Rheintals. Dornbirn war lange das Zentrum des Vorarlberger Luxusmarkts, insbesondere im Bereich der hochwertigen Uhren, wozu auch Juwelier Präg maßgeblich beigetragen hatte. Dabei profitierte die Stadt nicht nur von ihrer Größe, sondern auch von ihrer geografischen Nähe zur Schweiz, den wirtschaftlichen Vorteilen durch den Tax-Free-Vorteil für Schweizer Kunden und dem günstigen Währungsvergleich zum Schweizer Franken, der in den letzten Jahren zahlreiche kaufkräftige Schweizer nach Vorarlberg gelockt hat. Unter der neuen Führung von Anna-Lena Hollfelder, die aus einer angesehenen deutschen Juwelierfamilie stammt und den Dornbirner Juwelier 2019 übernahm, blieb Präg einer der führenden Anbieter von Luxusmarken. Familie Hollfelder ist seit Generationen im Juweliergeschäft tätig und hat sich in der Branche einen exzellenten Ruf erarbeitet. Anna-Lena Hollfelder führte am neuen Standort Dornbirn die Tradition ihrer Familie fort und brachte dabei frische Impulse in das Unternehmen ein. Unter ihrer Leitung konnte Präg seine exklusive Kollektion, die renommierte Namen wie Cartier, IWC und Omega umfasste, erfolgreich weiterentwickeln und sich als einer der Top-Anbieter in der Region behaupten.

Präg Dornbin Umbau neu
Präg in Dornbirn: Mit Stärke und neuem Design den Herausforderungen der Luxusbranche begegnet. © Präg Dornbirn

Doch dann kam Huber

Kurz nach der Übernahme von Präg durch Anna-Lena Hollfelder geriet der Standort Dornbirn in eine Krise. Denn Unternehmer Norman J. Huber, ein etablierter Luxusjuwelier und Rolex-Konzessionär mit Standorten in Vaduz und dem Arlberger Nobel-Skiort Lech, überraschte die Branche mit der Entscheidung, eine neue Filiale in Bregenz zu eröffnen. Bregenz hatte in den letzten fünf Jahrzehnten keine bedeutende Rolle im Luxusmarkt gespielt – weder die renommierten Festspiele noch der Status als Landeshauptstadt haben daran etwas geändert. Doch die Ankündigung, dass Huber dort mit der begehrten Rolex-Konzession vertreten sein würde, veränderte die Marktbedingungen schlagartig. Die Strahlkraft der Marke Rolex und die Bedeutung dieser Nachricht führten zu einem Dominoeffekt: Präg verlor die langjährigen Markenrechte für Cartier, IWC und Omega, die bisher das Herzstück ihres Luxusangebots bildeten. Die Abwanderung dieser Marken drohte, das Ende Dornbirns als Inbegriff des Luxussegments in Vorarlberg einzuläuten.

Luxus im Wandel Metropole Kleinstadt
In Vorarlberg in Österreich konkurrieren Bregenz und Dornbirn um die prestigeträchtigsten Luxusmarken. Juwelier Huber brachte Marken wie Rolex, IWC, OMEGA und Cartier in seine Geschäfte. © BPJ

Starke Kämpfernatur

Doch Anna-Lena Hollfelder, eine entschlossene Kämpfernatur, ließ sich von diesen Rückschlägen nicht entmutigen. Statt in Stillstand zu verfallen, nutzte sie die Situation, um Präg strategisch komplett neu aufzustellen. Sie trennte die Optik-Abteilung vom Hauptgeschäft und nutzte nunmehr zwei Etagen ausschließlich für den Juwelierbereich. Sie ließ den Laden auf internationales Spitzenniveau umbauen, was viele in der Branche überraschte, da der davor bestehende Laden bereits als äußerst ansehnlich galt. Besonders interessant aber war: Hollfelder verstärkte ihren Sortiments-Fokus auf hochwertige Schmuckstücke. Ein Umstand, der nicht nur Hollfelders rasche Anpassungsfähigkeit bewies, sondern auch das Geschäft in eine neue, vielversprechende Richtung lenkte.

Hier geht es weiter zum zweiten Teil der großen Story!


Anna Lena Hollfelder
Anna-Lena Hollfelder, CEO von Präg, bewies Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft, indem sie den Verlust großer Uhrenmarken nutzte, um den Laden neu auszurichten und den Fokus auf Schmuck zu legen.

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