Luxus im Wandel: Metropole vs. Kleinstadt (Teil 2)

Metropole vs Kleinstadt Luxus Premium

Rolex zog sich aus kleineren Städten wie Bad Homburg und Hanau zurück und stärkt stattdessen seine Präsenz in zentraleren Städten wie Darmstadt und Aschaffenburg. Diese Verschiebung reflektiert die strategische Fokussierung großer Marken auf Städte mit höherer Kaufkraft. © BPJ

Luxus in Bewegung: Metropolen locken, Kleinstädte ringen – Wer behauptet sich im Wandel? Hier können Sie den ersten Teil der Story nachlesen. 



Erfolgreicher Wandel durch Schmuck-Fokus

Obwohl Uhrenmarke wie Glashütte oder Breitling weiterhin zum Sortiment von Juwelier Präg gehören, hat sich der Schwerpunkt deutlich in Richtung Schmuck verschoben. Die Abhängigkeit von Uhrenmarken wurde reduziert, stattdessen wird die Strahlkraft von Präg durch Präsentation eigener Kreationen und großer Schmuckmarken wie etwa Wellendorff kontinuierlich gesteigert. Diese Neuausrichtung eröffnet nicht nur neue Chancen, sondern auch bessere Margen. Als Juwelier und Vermittler von Werten positioniert sich Präg nun klarer denn je, indem es die Begehrlichkeit von Schmuck und die enge Zusammenarbeit mit führenden Schmuckmarken in den Mittelpunkt stellt.

Anna Lena Hollfelder
Anna-Lena Hollfelder, CEO von Präg, bewies Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft, indem sie den Verlust großer Uhrenmarken nutzte, um den Laden neu auszurichten und den Fokus auf Schmuck zu legen.

Nach dem verlust der Uhrenmarke – Wie geht´s weiter?

Die Zahl an Premium-Juwelieren in Deutschland hat das Potenzial, weiter zu wachsen – insbesondere durch richtige Strategien und das richtige Sortiment. Während Marken wie Rolex, Patek Philippe oder Hermès sich zunehmend auf Metropolen konzentrieren und kleinere Städte aufgeben, eröffnet sich dadurch eine bedeutende Chance für (Premium-)Schmuckmarken. Die Geschichte von Rolex verdeutlicht: Statt einer breiten Verteilung auf zahlreiche Verkaufsstellen in Deutschland konzentriert sich die Marke immer mehr auf größere Städte. Diese Konzentration auf Metropolen reflektiert eine strategische Anpassung an die steigende Nachfrage nach Luxusprodukten und stellt ein Modell dar, das durch Verknappung und lange Anfahrtswege das Erlebnis Luxusuhr noch erhöhen soll. Für Schmuckmarken eine besondere Gelegenheit, um das dadurch entstehende Marktvakuum – sowohl in Großstädten, im Besonderen allerdings in kleineren Städten – zu füllen. Durch innovative Ansätze, exklusive Angebote, starke Partnerschaften mit dem statiönären Fachhandel können Schmucklabes neue Marktsegmente erschließen und von der veränderten Marktdynamik profitieren. Durch die Fokussierung auf hochwertige Schmuckstücke und maßgeschneiderte Angebote – sowohl für Händler als auch Konsumenten – können sie nicht nur bestehende Märkte stärken, sondern vollkommen neue erobern. Schmuckmarken wie Nanis, Recarlo, SCHAFFRATH, Leo Wittwer, Niessing oder Gellner, um nur einige zu nennen, haben bereits vor längerem die übermäßge Konzentration von (zu vielen) Juwelieren auf Uhren als Chance für sich erkannt. Sie nehmen zunehmend an Bedeutung und Begehrlichkeit zu – und jene Juweliere, die das rechtzeitig erkannt haben, ziehen nun Ihren Profit daraus. Gerade in vielen kleineren Städten erweisen sich exklusive Schmuckmarken für Juweliere als wesentlicher Schlüssel zum Erfolg.

Flexibilität & Innovation als Garant für Erfolg

Die Ausrichtung auf Schmuckmarken, die ihren Fokus auf hochwertige, exklusive, beständige Materialien richten, nimmt für den lokalen Juwelier eine besondere Rolle ein. Denn hochwertigen Ressourcen sind zeitlos, von herausragender Qualität und bieten Potenzial für Werterhalt und Wertsteigerung – Aspekte, die dem Kunden einfach vermittelt werden können, und vom Kunden gesucht werden. Vor allem, wenn es um den Nicht-Luxuskunden geht, für den ein Schmuckkauf eine nicht allzu häufige Besonderheit darstellt und der mehr als nur Schönheit kaufen möchte. Juweliere, die renommierte, qualitative Schmuck-Marken in ihrem Sortiment führen, können dank dessen eine womöglich noch loyalere Kundenbasis aufbauen. Exzellenter Service und individuelle Kundenansprache dürfen dadurch selbstverständlich nicht untergehen und sind entscheidend – persönliche Beratung ist stets groß zu schreiben. Exklusive Events und Schmuckpräsentationen in gehobenem Ambiente tun dazu ihr übriges: sie verstärken die Kundenloyalität und fördern direkte Verkäufe.
Der Juwelier als Gewinner von morgen muss flexibel und innovativ sein, um in einem sich ständig verändernden Marktumfeld zu bestehen. Der Wandel von Uhren zu Schmuck, die Anpassung an neue Konsumgewohnheiten und die Entwicklung starker, eigenständiger Marken (Stichwort Juwelier ICH) sind entscheidend für den zukünftigen Erfolg. Dabei spielen auch gezielte Kooperationen und die richtige Standortwahl eine zentrale Rolle, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig ist es unerlässlich, eigene Identität zu bewahren und die Präsenz großer Marken geschickt zu nutzen.

Schaffrath Schaufenster
Die Schaufenstergestaltung von Schaffrath präsentiert exklusive Schmuckkreationen, die durch ihre Raffinesse und Qualität beeindrucken. Eine kluge Präsentation, die den Umsatz fördert. © Schaffrath

Herausforderungen und Chancen für Juweliere

Kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück: Große Marken konzentrieren sich zunehmend auf Großstädte, entziehen Konzessionen, die Luxusbranche erlebt also einen starken Wandel. Doch was des einen Leid, kann bekanntlich des anderen Freud´ sein. Vor allem Freud´ eines Juweliers in einer kleineren Stadt. Es gilt nur, die richtigen Schlüsse (aus dem Rückzug von Luxusmarken zu ziehen) und entsprechend zu reagieren. Denn Kleinstädte bieten mehr Möglichkeiten als man vielerorts behaupten würde.
Vielfach verfügen sie über eine solide Infrastruktur, die Juweliere nutzen können, um ein ansprechendes Einkaufserlebnis zu schaffen. Moderne Verkaufsräume, effiziente Logistik und erstklassiger Kundenservice sind auch in kleinen Städten realisierbar. Durch Investitionen in die Ladengestaltung und digitale Verkaufsplattformen können Juweliere ihre Attraktivität erhöhen und sich von der Konkurrenz abheben.
In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass gerade in Kleinstädten die lokale Gemeinschaft besonders gut miteinander vernetzt ist. Durch Partnerschaften mit anderen lokalen/regionalen  Unternehmen und die Unterstützung von Gemeindeveranstaltungen können sie ihre Sichtbarkeit erhöhen und sich als wertvoller Bestandteil der Stadt etablieren. Eine starke lokale Präsenz schafft Glaubwürdigkeit, Authentizität und fördert die Kundenbindung.

Wir behaupten uns in der Kleinstadt durch starke Kundenbindung, lokale Präsenz und gezielte Veranstaltungen erfolgreich gegen die Konkurrenz der Metropolen.

Marius Schafelner, GF Vogl, Depperich, CWM

Kleinstädte als unterschätzte Oasen für Einkaufserlebnisse

Nicht zuletzt haben Juweliere in Kleinstädten die Möglichkeit, durch ein einzigartiges Einkaufserlebnis und hochwertige Präsentation ihres Sortiments hervorzustechen. Die Schaffung eines einladenden und stilvollen Ambientes im Geschäft kann dazu beitragen, dass auch Kunden aus benachbarten Städten den Weg zu ihnen finden. Ein ruhiger Standort mit guter Verkehrsanbindung und ausreichenden Parkmöglichhkeiten bietet Kunden Beruhigung und ermöglicht ein ungetrübtes Einkaufserlebnis. Ein starkes visuelles und emotionales Erlebnis im Geschäft kann Kunden dazu anregen, auch längere Wege auf sich zu nehmen. Gute Erreichbarkeit ist Grundlage eines richtigen Standortes. Apropos Standort und Standortwahl: Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, geradere in kleineren Städten, sollte sich jeder Juwelier regelmäßig selbstkritisch die Frage stellen: Wie hat sich mein umliegendes Einkaufs- und Geschäftsumfeld in der jüngeren Vergangenheit entwickelt? Ist mein aktueller Standort, sei es in der Fußgängerzone oder im Einkaufszentrum, überhaupt noch zeitgemäß? Möglicherweise liegt (bessere) Zukunft in einem neuen, innovativen Geschäftsmodell mit gar neuer Geschäftsadresse? Das Sicherheitsgefühl eines neuen Standortes sollten dabei im Mittelpunkt stehen. Denn der Faktor Sicherheit ist ein wesentlicher Vorteil, den kleinere Städte gegenüber Metropolen bieten. In vielen Großstädten gibt es unsichere, verrufene Gegenden, in denen man ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr sein möchte. Herrscht in den Zentren von Großstädten tagsüber noch reges Treiben, wirken sie ab den Abendstunden vielerorts wie ausgestorben. Sei es, weil dort (Sicherheits-)Probleme auftreten können, die es in Kleinstädten schlicht nicht gibt, oder weil ein Metropol-Zentrum nicht unbedingt jener Ort ist, der (Abends nach getaner Arbeit) zum Flanieren einlädt.

Juwelier Krebber Leo Wittwer Schaufenster
Das Leo Wittwer-Schaufenster bei Juwelier Krebber zeigt zeitlose Eleganz. Hochwertige Schmuckstücke in klassischem Design ziehen anspruchsvolle Kunden an und sichern stabile Umsätze. © Juwelier Krebber

Strategische Entscheidungen: Kampf oder Neuausrichtung?

Gerade in Ortschaften und kleineren Städten sind gezielte, proaktive Maßnahmen der Schlüssel zum Erfolg, um sich (noch) erfolgreich(er) zu positionieren. Eine präzise Planung und die Umsetzung durchdachter Strategien sind dabei unerlässlich, um sich im wettbewerbsintensiven Markt zu behaupten. Während Anna-Lena Hollfelder eindrucksvoll zeigte, wie man sich nach Rückschlägen durch entschlossene Maßnahmen behaupten kann, entschied sich der renommierte Juwelier Wempe in Mannheim nach dem Verlust von Patek Philippe dazu, den Standort zu schließen (Lesen Sie dazu mehr auf Seite 12). Diese Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedlich Juweliere auf Veränderungen reagieren können – der eine nimmt den Kampf auf, der andere zieht die Reißleine. Doch in beiden Fällen geht es darum, den Wandel als Chance zu begreifen und sich langfristig erfolgreich zu positionieren.

Erfolgreich abseits der City: Wie Juweliere neue Wege gehen

Einige Juweliere, wie Juwelier Laerbusch in Mühlheim oder das Ehepaar Michels in Dinslaken, zeigen eindrucksvoll, dass Juwelier selbst in überschaubaren Wohngegenden abseits der Zentren von Kleinstädten funktionieren kann. Selbst im Luxus-Segment. Denn, diese Standorte bieten sicherlich eines, das in der Luxusbranche entscheidend ist: Vertrauen und Sicherheit. Der Juwelier abseits der City wird oft übersehen, doch genau hier liegt eine ungenutzte Chance. Juwelier Michels in Dinslaken, der sich bewusst abseits des sterbenden Stadtzentrums positioniert hat, macht es vor. Während die Innenstadt an Attraktivität verliert und nur noch von Preisdumping geprägt ist, hat sich Michels in einer guten, aber doch entlegeneren Wohngegend etabliert. Durch exzellenten Service und eigene Kundenparkplätze baut er eine treue Kundschaft auf. Diese Strategie zeigt, dass selbst abseits  vom Zentrum gelegene Standorte mehr bieten können – Nachhaltigkeit und Kundennähe statt Preiskampf in der Innenstadt. Der Erfolg von Michels könnte Schule machen, denn in Zeiten sinkender Attraktivität von Innenstädten erweist sich der Weg des Einzelkämpfers als lohnender und langfristig erfolgreicher.

Juwelier Laerbusch in Mülheim
Juwelier Laerbusch in Mülheim demonstriert, dass Luxus-Juweliere selbst in kleineren Gemeinden florieren können. © Juwelier Laerbusch

Die Balance zwischen Eigenmarke und Luxus-Label

Der Rückzug großer Uhrenmarken eröffnet Juwelieren also eine Chance, ihre Geschäftsmodelle neu zu definieren und sich klarer im Wettbewerb zu positionieren. Der Markt zeigt: Premium-Schmuck ist keine Nische mehr, sondern wird zum wichtigsten Umsatzträger. Dieser Bereich bietet eine Stabilität, die Juweliere brauchen, um ihre Marktposition zu festigen und langfristig zu wachsen – besonders in Zeiten eines schwächeren Uhrenmarktes.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Balance zwischen eigener Identität und dem Angebot renommierter Marken. Denn eine starke Eigenmarke, vereint mit nahmhaften Labels, schafft Kundenbindung und Differenzierung. Wer diese Balance hält und flexibel auf Marktveränderungen reagiert, kann gestärkt aus dem Wandel der Luxusbranche hervorgehen. Der Rückzug von Luxusmarken in Richtung Metropole eröffnet gerade Juwelieren in kleineren Städten eine nicht dagewesene Möglichkeit. Die Möglichkeit, das dadurch entstandene Angebots-Vakuum durch andere, neue Marken, ein abgeändertes Sortiment als auch einen möglicherweise neuen Standort zu füllen und erfolgreich auszunützen!    


Juwelier Schumann Schaufenster
Kleinstadt und Luxus sind kein Widerspruch, beweist auch Juwelier Schumann in Bad Godesberg, einer Vorstadt von Bonn. © Juwelier Schumann

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