Männerschmuck - längst nicht mehr nur Nischenprodukt © shutterstock
Das Verschwimmen der Geschlechtergrenzen ist in der Gesellschaft angekommen. Und die Schmuckindustrie springt auf den Zug auf. Männerschmuck ist in aller Munde: Eröffnen sich nun neue Käuferschichten? Blickpunkt Juwelier fragte nach.
Schmuck, Schminke und langes Haar: Das gehörte im Barock zum guten Ton angesehener und gut situierter Männer. Auch heute gibt es Vorreiter, die auf Männerschmuck setzen. Während schon in den 1990er Jahren Rapper wie Tupac Shakur oder Jay Z auf auffällige Ringe und Ketten setzten, zeigen heute auch Schauspieler und Sportler, wie Diversität geht. Nämlich mitunter etwas dezenter. Aber mit viel Mut zur femininen Seite. So ist der deutsche Schauspieler Lars Eidinger bekannt für sein extravagantes Äußeres. Neben dem Tragen von Röcken, setzt er auch auf Halsketten, gesehen etwa bei der Chanel-Show in Paris 2019. Sänger und Schauspieler Harry Styles setzt mit Männerschmuck ein Statement für das Verschwimmen der Geschlechtergrenzen.
Sportler Hamilton gegen Schmuckverbot
Und auch im Sport ist Schmuck ein gern gesehener Begleiter. In der Formel 1 geriet jüngst Lewis Hamilton in die Schlagzeilen, weil er das seit Anfang des Jahres auferlegte Schmuckverbot im Cockpit ignorierte. Hamilton trägt gern Schmuck in Nase und Ohren. Er wollte auch beim Fahren nicht darauf verzichten und beantragte eine Ausnahme. Inzwischen machte er einen Rückzieher und verzichtet nun während der Fahrt auf seinen Schmuck. Weniger streng, wenn es um das Tragen von Juwelen und Co geht, sind die Sportarten Tennis, Baseball oder sogar American Football, wie Juwelier Steven Stone jüngst eruierte.
Zielgruppe: Kreative und Sportler
In Deutschland wird es künftig ab 14 Jahren möglich, sein Geschlecht und seinen Vornamen in einem einfachen Verfahren beim Standesamt ändern zu können, berichtet die FAZ. Das sehen in Berlin vorgestellte Eckpunkte der Bundesministerien für Justiz und Familie für ein neues Selbstbestimmungsgesetz vor. Die Schmuckindustrie ist also mit Männerschmuck am Zahn der Zeit. Dem Handel eröffnen sich damit zusätzliche Käuferschichten, die bedient werden wollen. Abseits von männlich konnotierten Uhren und Manschettenknöpfen, bietet etwa das Schmucklabel „Anna Inspiring Jewellery“ eine Palette an Halsketten und Armbändern für Männer. Keine auffälligen „Klunker“, wie es in der Welt des Hip Hop üblich war. Heute darf „Mann“ Mut zu Filigranem zeigen. Bereits seit der Gründung setzt Anna auf die maskuline Seite. Sie findet, dass Männerschmuck nicht als Trend betrachtet werden sollte: „Die veralteten Grenzen zwischen Mann und Frau lösen sich auf – das Gelebte ist fluide und somit wird auch Schmuck unisex“, betont die Schmuck-Unternehmerin. Erlaubt sei was gefällt: „Blau, grau, grün und weiß – besonders Tahiti Perlen und Türkise kommen gut bei Männern an. Vor allem Kreative und Kunstschaffenden sowie sportliche Männer, „die eine Verbundenheit zum Wasser und Natur verspüren“ seien eine geeignete Zielgruppe für Schmuck. Außerdem sind junge Menschen, die gern Neues probieren und Freude am Experimentieren haben „eine spannende Zielgruppe“.
Männer: Mut zur Farbe
Ein Vorreiter der Branche ist auch Francisco Marchant von der Manufaktur Le Marchant mit seiner Marke „Black Baron“. Diese richtet sich vor allem an Rock´n Roll Fans: “Wir starteten bereist vor zwölf Jahren mit Schmuck für Männer. Wir waren vor unserer Zeit – der Trend startete erst fünf, sechs Jahre später. Ich möchte nun aber verstärkt auf Silber und Gold setzen.“ Seine Zielgruppe sei aufgrund der höheren Herstellungskosten älter und startet in einer Altersgruppe von 30/35 Jahren, erzählt Marchant. Er selbst ist ein begeisterter Schmuckträger. „Ich trage nun auch verstärkt filigranere, dünnere Ketten in kräftigen Farben.“ Laut Marchant beträgt der Lebenszyklus für einen Trend zwischen fünf und sieben Jahre. Dann sei wieder ein Wechsel angesagt. „Vielleicht kommen Reifen oder Leder, mal schauen.”
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