Richemont mit drei Baustellen

In einer interessanten Analyse hat die Neue Zürcher Zeitung dem Richemont-Konzern einige größere Baustellen für die kommenden Monate und Jahre bescheinigt.


Die Neue Zürcher Zeitung sieht dem Richemont-Chef Johann Rupert derzeit einen eisigen Wind entgegenwehen. Neben der aktuellen Baustelle, dem zweistelligen Umsatzrückgang im wichtigsten Absatzmarkt Hongkong, würden den Aktionären zwei weitere Probleme Sorgen machen. Das „Hauptproblem“ seien nach wie vor die hohen Uhrenbestände der Juweliere. Einige von ihnen versuchten die Waren am Graumarkt zu verkaufen. Deswegen hatte Richemont mit kostspieligen Uhrenrückkäufen reagiert. Gleichzeitig versuche man gegen die „unautorisierten Verkäufe“ von Händlern (on- und offline) sowie Agenten vorzugehen. Dazu sollen konzernweit die Daten der gelieferten und tatsächlich beim Juwelier verkauften Uhren erfasst werden.

Zudem kostet die Online-Strategie des Konzerns viel Geld und Gewinn. Die Digitalisierung habe man mit den vollständigen Übernahmen von Yoox Net-a-Porter (YNAP) und Watchfinder sowie der Gründung des Jointventures Tmall Luxury Pavilion mit Alibaba (hier) vorantreiben können. Inzwischen liegt der Anteil online verkaufter Produkte bei Richemont bei 17%. Trotzdem aber sind die Aktionäre mit der Profitabilität nicht zufrieden. Die Ebit-Marge sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 16,6 auf 15,5%.

Richemont blickt nach Analystenmeinung auf ein schwaches Halbjahr zurück (hier). Die Erwartungen der Aktionäre seien enttäuscht worden. Die Verkäufe zwischen April und September hätten zwar um 9% auf 7,4 Mrd. Euro zugelegt, ohne den Onlinehandel habe es aber nur ein Plus von 2% gegeben. Der Gewinn liege bei bescheidenen 3%. Die Uhrenumsätze hätten mehr oder weniger stagniert. Laut Medienberichten soll Richemont für seine Uhrenmarken einen Einstellungsstopp verfügt haben (hier). Positiv werten die Aktionäre das robuste Schmucksegment sowie den boomenden Onlinehandel, der etwa um ein Drittel zulegen konnte.

Laut NZZ äußerten sich die meisten Analytiker zuversichtlich zu den langfristigen Perspektiven des Konzerns. Kurzfristig wirke sich die verstärkte Fokussierung auf das Onlinegeschäft zwar negativ auf den Gewinn aus. Doch längerfristig werde sich dies bezahlt machen, lautet die Einschätzung.

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