Cartier und seine Schwestermarken konnten Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr deutlich steigern. © Cartier
Luxus läuft auch in Krisenzeiten. Mit den kürzlich veröffentlichten Halbjahreszahlen glänzt der hochkarätige Schweizer Nobelkonzern auch am glatten Börseparkett. Analysten rechnen mit Kursgewinnen.
Von einem Abflauen der Geschäfte mit Luxusgütern, wie ihn Anfang des Monats eine Studie der Crédit Suisse prognostiziert hat, ist zumindest bisher nichts zu merken. Ganz im Gegenteil: Luxus läuft glänzend, wie der der Richemont-Konzern mit seinem jüngst präsentierten Halbjahresbericht zeigt. Der Gesamtumsatz stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 24% auf 9,4 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis weist mit 2,7 Mrd. Euro ein Plus von 26% aus.
Gold und Edelsteine
Der Schmucksektor mit den Marken Cartier, Van Cleef & Arples und Buccellati verzeichnete eine Umsatzsteigerung von 24% auf 6,344 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis erreichte 2,354 Mio. Euro (+22%). Überdurschnittlich erfolgreich waren die ikonischen Schmucklinien Clash und Trinity (Cartier), Alhambra und Fauna (Van Cleef & Arpels) sowie Opera Tulle und Macri (Buccellati). Zudem ist auch die neue Silberlinie von Buccellati sehr gut am Markt angekommen. Äußerst zufrieden ist man auch mit den überdurchschnittlichen Ergebnissen der Uhren-Linien Santos und Tank (Cartier) sowie Poetic Complications (Van Cleef & Arpels).
Zeit ist Geld
Die Uhrensparte mit A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, IWC Schaffhausen, Jaeger-LeCoultre, Panerai, Piaget, Roger Dubuis und Vacheron Constantin erzielte von Jänner bis September einen Gesamtumsatz von 2,043 Mrd. Euro, eine Steigerung um 22%. Das Betriebsergebnis liegt mit 506 Mio. Euro um 35% über jenem der Vorjahresperiode.
Die Abteilung Fashion & Accessoires/Others, zu der unter anderem Alaïa, Chloé, Montblanc, Dunhill, Purdey oder Watchfinder & Co gehören, steuerte 1,289 Mrd. Euro (+27%) zum Umsatz und 56 Mio. Euro (+33%) zum Betriebsergebnis des ersten Halbjahres bei.
Abgesehen von der Asia-Pazifik-Region, in der die Umsätze durch Pandemie-bedingte Handelsschließungen in China zu aktuellen Wechselkursen nur um drei Prozenten gestiegen sind, verzeichneten die anderen Regionen hohe zweistellige Zuwachsraten.
Fokus auf Endkunden
Die Konzentration des Konzerns auf die Direct to Consumer-Vertriebsschiene, mit der der Uhrenfachhandel klarerweise keine Freude hat, erweist sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht als sehr erfolgreich. Die Verkäufe über die mittlerweile 1.283 Monobrand-Boutiquen der Richemont-Marken legten zu aktuellen Wechselkursen um satte 30% auf 6,445 Mrd. Euro, was einem Anteil am Gesamtumsatz von 67% (1. HJ 21/22: 64%) entspricht. Im Großhandel inkl. Lizenzeinnahmen wurden 2,623 Mrd. Euro erzielt (+14%), die e-Commerce-Schiene lag mit 608 Mio. Euro zu aktuellen Kursen um 19% im Plus.
Einen Schönheitsfehler hat die Halbjahresbilanz aber – und zwar den Verlust in Höhe von 766 Mio. Euro. Verursacht wurde der durch die Wertberichtigungen im Zuge des Verkaufs der defizitären Onlineplattform Yoox-Net-A-Porter (YNAP) an Fartetch (47,5%) und Alabbar (3,2%). Diesen Sondereffekt, ohne den unter dem Strich ein Gewinn von 2,11 Mrd. Euro stünde, hatten die Analysten bereits eingepreist und die Mehrheit bewertet das weitere Entwicklungspotenzial der Richemont-Aktie positiv.
Johann Rupert, Vorstandsvorsitzender von Richemont, ist trotz der weiterhin schwierigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen optimistisch: „Die Gruppe ist in der glücklichen Lage, dass sie gesund ist, über eine klare Strategie, sehr begehrenswerte und dauerhafte Kreationen, starke Maisons, professionelle Teams und eine solide Bilanz verfügt. Diese Trümpfe werden es uns ermöglichen, unsichere Zeiten zu überstehen und mit einer Mischung aus Wachsamkeit und Zuversicht in die Zukunft zu blicken.“
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