Nach einem außergewöhnlichen Jahr 2022, verzeichnet der Auktionsmarkt im ersten Halbjahr 2023 einen Rückgang um 18 Prozent. © FXQuadro/shutterstock.com
Ein glanzloses erstes Halbjahr 2023: Das außergewöhnliche Wachstum bei Uhrenauktionen scheint vorbei. Das Jahr 2023 wird wohl kein weiteres Ausnahmejahr werden.
Der Auktionsmarkt für Uhren tritt auf die Bremse. Er verzeichnet einen Rückgang um 18 Prozent im Halbjahresvergleich. Das berichtet der aktuelle Hammertrack Report. Bemerkenswert: Die Verkäufe blieben hinter jenem des Schmuckmarktes zurück, der um 45 Prozent zulegte.
Katerstimmung nach Ausnahmejahr?
Ausschlaggebend für den Rückgang waren weniger Auktionen sowie ein Rückgang der verkauften Lose pro Veranstaltung, analysiert der Report. Der Gesamtwert im ersten Halbjahr lag bei 312 Millionen CHF.
Das lässt auf eine Katerstimmung nach einem Ausnahmejahr 2022 schließen. Jedoch: Während die Zahl der verkauften Lose sank, überstieg der durchschnittliche Wert pro Verkauf den Vorjahreswert, wenn auch nur dezent um 100 CHF von 49.901 auf 50.000 CHF. Es lohnt sich daher ein Blick in die Detaildaten.
Hochpreisige Luxusuhren stützen Auktionsmarkt
Es ist der starke Anstieg bei verkauften Losen im Millionen-Bereich, der den Gesamtauktionsmarkt stützt und entscheidend für den gestiegenen durchschnittlichen Verkaufspreises ist. Der Auktionsumsatz in diesem Segment stieg im Vergleichszeitraum um 38 Prozent auf 77,2 Mio. CHF und unterstreicht einmal mehr das hohe Sammlerinteresse für seltene Zeitmesser etablierter Marken.
35 außergewöhnliche und manchmal einzigartige Lose übersprangen im ersten Halbjahr 2023 die 1-Millionen-Marke. Nach 29 im Vergleichszeitraum des Vorjahres eine klare Tendenz nach oben. Im Gegensatz zu den Vorjahren sind überraschenderweise nur zwei unabhängige Unternehmen – Roger Smith und F.P. Journe – in den Top 10 vertreten. Patek Phillip bestätigte mehr als sonst seine Dominanz bei den Uhr-Losen im Millionen-Bereich: Die Marke kam auf sieben Lose in den Top-10.
Kerngeschäft sinkt dramatisch
Die Situation im Kerngeschäft zeigt ein anderes Bild. Die Lose für Auktionen im sechsstelligen Bereich weist einen dramatischen Rückgang auf. Der Anteil des Kerngeschäftsbereichs reduzierte sich von rund 57 Prozent in den Vorjahren auf nun mehr 45 Prozent des gesamten Uhr-Auktionsmarktes. Ähnlich die Situation im niedrigen Preissegment (unter 100.000 CHF). Der Auktionsverkauf ging um 12 Prozent zurück und macht aktuell einen 30 Prozent des Auktionsmarktes aus.
Christies entthront Phillips
Und nicht nur bei den Uhr-Losen gab es Verschiebungen. Auch bei den Auktionshäusern selbst hat sich einiges getan. Phillips (in Zusammenarbeit mit Bacs & Russo), der starke Marktführer im Bereich der Uhrenauktionen, belegte in der ersten Jahreshälfte den zweiten Platz und wurde von Christie's übertroffen. Christie‘s Umsatz stieg um 7 Prozent auf 110,5 Millionen CHF.
Vor dem Hintergrund rückläufiger Umsätze verzeichneten die Konkurrenten allesamt geringere Ergebnisse: Phillips mit -16 Prozent und einem Gesamtumsatz von CHF 103,3 Millionen, Sotheby's mit -34 Prozent und CHF 66 Millionen, Antiquorum mit -51 Prozent und CHF 18,8 Millionen und Bonhams mit -5 Prozent und CHF 12,7 Millionen. Polyauction, die in der ersten Hälfte des Vorjahres abwesend war, führte nur eine Veranstaltung mit einem Gesamtumsatz von CHF 0,7 Millionen durch.
Ausblick mit Fragezeichen
Das zweite Halbjahr wird zeigen, ob es den Auktionshäusern mit neuen Strategien und einem größeren Angebot an hochwertigen zeitgenössischen Uhren gelingt, zu überzeugen.
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