Verkaufsverbot von Luxusgütern an Russen: Juweliere betroffen?

Verkaufsverbot für russische Kunden. Nur -woran erkennt man sie? © shutterstock

Blickpunkt Juwelier fragt nach, wie Juweliere und Marken das Gesetz verstehen. Interessant: Juwelier Jensen ist auf russische Touristen nicht angewiesen – er macht so viel Geschäft wie nie. Wenig Humor hingegen zeigt der BVJ.



Die Bedeutung des russischen Marktes hat bereits vor Pandemiezeiten nachgelassen. Für das große Geschäft im touristischen Bereich sorgten vor allem Bürger aus China. Dennoch werden Russen nach wie vor als die kaufkräftigsten Kunden angesehen. Das ist in vielen Köpfen auch heute noch so verankert, obwohl es so nicht zutrifft, wie Erfahrungswerte von Blickpunkt Juwelier ergeben. Sanktionen wie Verkaufsverbote von Luxusgütern sind aber dennoch Diskussionsthema in den sozialen Medien, wie Facebook.

Die Frage stellt sich nun: Inwieweit darf oder soll ein Juwelier einem Kunden den Einkauf verweigern? In erster Linie sind Unternehmen betroffen, die ihre Produkte nach Russland ausführen. Aber auch viele Juwelier fragen sich, ob sie sich nun strafbar machen, wenn Sie einem russisch sprechenden Menschen ein teures Stück verkaufen. So steht es im Gesetz: „Es ist verboten, Luxusgüter unmittelbar oder mittelbar an natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen in Russland oder zur Verwendung in Russland zu verkaufen, zu liefern, zu verbringen oder auszuführen.“ Das Gesetz, dass es bereits seit März des Jahres gibt, soll russischen Oligarchen die Grundlage nehmen. Aber wie wirkt sich dieses Gesetz nun einige Monate später in der Praxis aus? Unklarheit herrscht nicht nur bei der Strafbarkeit von Sanktionsbrüchen, sondern auch ob und inwieweit der stationäre Handel betroffen ist.


Svenja und Norbert Jensen. © Jensen Juweliere

„Sanktionen gehören in das betroffene Land

Norbert Jensen aus Grünwald bei München glaubt nicht, dass ihn dieses Gesetz betrifft. Der Juwelier vertreibt unter anderem Nanis und  – neu im Sortiment – auch Recarlo. Das sind also durchaus Marken, die russische Kunden interessieren dürften. „Sanktionen gehören in das betroffene Land, dort sollen sie stattfinden, nicht bei uns. Ich kann nicht wissen, ob meine Produkte, die ich verkaufe, tatsächlich nach Russland gebracht werden. Mich betrifft dieses Gesetz definitiv nicht. Auch wenn jemand ins Geschäft kommt, sehe ich der Person ja nicht an der Nasenspitze an, welcher Nationalität sie angehört. Als Händler interessiert mich das nicht.“ Er findet aber, dass sich die Wirtschaftssanktionen in vielen Bereich spürbar machen würden. Seine Branche zählt aber definitiv nicht dazu.

Joachim Dünkelmann ist Geschäftsführer vom Bundesverband der Juweliere (BVJ). ©

BVJ: Russischen Kunden darf kein Schmuck verkauft werden

Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer vom Bundesverband der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte (BVJ), sieht die Sachlage allerdings anders: “Das Gesetz besagt, dass, wenn Sie als Juwelier den begründeten Verdacht haben, dass es sich bei einem Kunden um einen Russen handelt, Sie ihm tatsächlich nichts verkaufen dürfen. Auch keinen Schmuck unter 300 Euro.” Denn Schmuckwaren seien sogar unterhalb der Luxus-Grenze von 300 Euro von den Sanktionen betroffen. Man müsse den Kunden zwar nicht fragen, aber die Empfehlung des BVJ geht klar in diese Richtung. Bei einem Einkauf ab 10.000 Euro müsse der Juwelier aufgrund des Geldwäschegesetzes nach dem Ausweis fragen. Da gibt es dann keine Ausrede mehr. Über Strafen kann sich Dünkelmann nichts sagen, betont aber, dass der Zoll dahingehen “humorlos” sei.

„So viel Geschäft wie nie“

Juwelier Jensen ist jedenfalls entspannt. „Wir machen so viel Geschäft wie nie und dabei entspannter denn je. Denn, die Frequenz ist gesunken, aber der Kunde, der bei mir reinkommt, kauft für einen höheren Betrag.“ Lediglich die den Sanktionen geschuldeten Lieferzeiten seien „abartig“. Acht bis zwölf Wochen müsse man rechnen. Dafür sorgt Jensen aber vor. „Ich habe immer einen Ein-Karäter vorrätig, das muss sein. Denn, wenn dann jemand rein kommt, kann ich ihn auch gleich verkaufen. Ein Bild bringt da gar nichts.“ Auch bei teuren Uhren hat er zugeschlagen und statt einem Exemplar gleich acht auf Lager gelegt.

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