Christian Schaffrath: „Geschäfte, die sehr lange ausschließlich über den Uhrenumsatz gelebt haben, haben dann scherzhaft den Schmuck als die ,Dekoration neben der Uhr‘ bezeichnet. Das kann aber irgendwann auch fatale Folgen mit sich bringen.“ © SCHAFFRATH
Haute Joaillerie im Vordergrund: An einem August-Urlaubstag nahm sich Christian Schaffrath die Zeit, mit PREMIUM über Zusammenspiel oder „Was mehr?“ beim Schmuck- und Uhrenangebot zu diskutieren. Es ging auch wesentlich darum, wie Juweliere wieder an Boden im Schmuckbereich gewinnen können und warum es dafür nicht unbedingt Metropolen braucht.
BLICKPUNKT JUWELIER: Große Uhren- Marken reduzieren nach und nach ihre Vertretungen bei Juwelieren, Großstädte wie Stuttgart verlieren damit prominente Juweliere, die schließen müssen. Andererseits bieten kleinere Städte wie Aschaffenburg oder Reutlingen Top-Juweliere mit einem top Uhrenmarken- UND Schmuck-Angebot – daher die Frage: Wie viel Uhr braucht ein Schmuck Angebot noch?
CHRISTIAN SCHAFFRATH: Da sind wir genau bei der Frage: Wie sehr hat der Juwelier gelernt, selber für seinen Erfolg zu arbeiten? Wieviel hat er sich diktieren lassen und wieviel Abhängigkeit davon besteht für ihn oder bestand in der Vergangenheit?
Wenn wir jetzt von Juwelieren sprechen, die nicht in Metropolregionen liegen, sondern in Städten mit Einwohnerzahlen unter 100.000 und noch weniger – die müssen etwas für ihre Attraktivität tun, damit der Kunde zu ihnen kommt. Wenn da nicht Marken wie Rolex oder Patek in der Auslage präsent sind, dann fehlt der Konsument, der automatisch über dieses Angebot in das Geschäft kommt. Biete ich diese Marken nicht an, muss ich zwangsweise etwas dafür tun, um meine Attraktivität nach außen zu kommunizieren: Das kann dann im Prinzip nur die eigene Authentizität und das Schmuck-Portfolio sein. Sei es in eigener Ateliersanfertigung oder sei es ausgewählter Premium-Schmuck. Als Beispiele möchte ich Laufer-Klitsch in Bad Hersfeld oder Sandra Wagner in Limburg als exzellente Standorte, Geschäfte und Kunden, auch von SCHAFFRATH, nennen. Diese Beispiele könnte ich an anderen Orten und in kleineren Städten fortsetzen, in denen Juweliere tolle Umsätze machen – und das nicht nur über One-Hit-Wonders, sondern über stetige Umsätze mit SCHAFFRATH oder auch mit anderen gut gängigen Schmuckmarken.
Die Attraktivität eines Geschäfts nur daran auszumachen, ob es in einer Metropolregion liegt oder nicht, halte ich für sehr fatalistisch.
BPJ: Sehen Sie da ein Game-Changing, dass SCHAFFRATH es sich aussuchen und auch ablehnen kann, ein Anhängsel der Uhr zu sein?
SCHAFFRATH: Ja, aber die zwei Angebote ziehen zwei ganz unterschiedliche Kunden an, das muss man strategisch klar sagen. Daher sind für mich Events, bei denen Uhr und Schmuck gekoppelt sind, kein Thema. Ich möchte einem Partnerunternehmen auch nichts vorgeben, sondern wir gestalten das so, dass wir Events auf Augenhöhe vorbereiten, die am Ende perfekt funktionieren, weil unsere Partner aus sich heraus wissen, was zu tun ist.
BPJ: Wie funktioniert da Ihre Kooperation mit den Juwelierfachhändlern?
SCHAFFRATH: Das ist mit einem Satz zu beantworten: Es ist einfach echt. Das ist jene Authentizität, die wir bei unserer Marke durch und durch leben, und das ist auch ein wesentliches Verkaufsargument für SCHAFFRATH: Egal welcher Kunde auf der Welt irgendwo ein Premiumprodukt von uns kauft, er hat jederzeit den unmittelbaren Draht zu unserer Manufaktur, wenn er das möchte. Der Kunde kann sehen, wo kommt das Produkt her, wer hat das Produkt gemacht und wie ist der Beschaffungswerdegang der Ressourcen – all das ist bei uns transparent im Unterschied zu anderen großen Marken.
BPJ: Wie sehen Sie die Entwicklung der Städte: Was bringt die Metropole, was die Kleinstadt?
SCHAFFRATH: Ich nehme wahr, dass die Metropolregionen mit Verwahrlosung und Leerständen kämpfen, selbst in einst hoch frequentierten Einkaufsstraßen. Die Attraktivität eines Ladengeschäfts nur daran auszumachen, ob es in einer Metropolregion liegt oder nicht, halte ich für sehr fatalistisch. Wenn man das Beispiel Aschaffenburg nimmt, dort ist der Ausbau von Vogl durchaus als eindrucksvoll zu beschreiben. Der kommt bei dem Strategen Marius Schafelner nicht daher, weil er Vogl größer machen will. Sondern weil er die Notwendigkeit und das Potenzial sieht, in Aschaffenburg ein Publikum bis weit über die Region von Hanau oder bis weit hinter Würzburg hinaus anziehen zu können. Aschaffenburg bietet ein wahnsinniges Potenzial für das Thema Schmuck und Uhren, weil dort kaum Konkurrenz gegeben ist. Das Gleiche gilt für Städte wie Limburg, wo das Einzugsgebiet sehr groß und die Kaufkraft sehr hoch sind.
BPJ: Welche Herausforderungen haben Sie an Ihren Repräsentanzen in China?
SCHAFFRATH: Generell sind das ganz andere Herausforderungen, als es die Binnenmärkte mit sich bringen: die große Entfernung einerseits als auch die sprachliche Barriere. Wir versuchen aber auch dort genau so aufzutreten wie hier bei uns zu Hause. Natürlich haben wir in den eigenen Stores ganz andere Möglichkeiten als bei unseren Partnern hier in Deutschland, Österreich oder der Schweiz: Im Flagship-Store in Peking wird durch und durch die DNA von SCHAFFRATH gelebt! In diesem Kontext ist auch erfreulich, dass wir vor kurzem das Soft-Opening unseres dritten Geschäfts in China, in Shenzhen, feiern konnten.
Markenprofil
Schaffrath
SCHAFFRATH Ursprüngliche Handwerkskunst in all ihren Facetten trifft bei der Schmuckmarke Schaffrath auf brillante Materialien und einzigartige Designideen. Das Zusammenspiel aus Leidenschaft, Hingabe, Kreativität, Einfühlungsvermögen, innovativem Denken und Perfektionsbesessenheit, lässt...
Mehr lesen