AMOR-Insolvenz abgewendet: Neuer Investor für Sanierungsverfahren an Bord

Hans Schmitt (CEO) und Andreas Klotz (CFO) müssen AMOR restrukturieren und sanieren. © AMOR

Die AMOR Group hat erfolgreich ein Sanierungsverfahren eingeleitet, um ihren Fortbestand zu sichern. Diese Maßnahmen wurden notwendig, nachdem die Übernahme von CHRIST durch MORELLATO und der massive Rückgang von GALERIA-Standorten erhebliche Probleme für das Unternehmen mit sich gebracht hatten. AMOR hatte sich zunehmend auf Filialisten als Abnehmer eingestellt, die entweder keine Dienstleistungen mehr in Anspruch nehmen (wie CHRIST) oder stark am Schrumpfen sind (wie GALERIA). Blickpunkt Juwelier berichtet hier über die Hintergründe der Sanierung. Braucht AMOR eine neue Ausrichtung zum freien Fachhandel?



Die Hintergründe der Sanierung

Die AMOR Group mit Sitz in Hanau zählt zu den erfolgreichsten, vertikal integrierten Schmuck-Systemanbietern im Einstiegs- und Mittelpreissegment in Europa. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 beschäftigt die Gruppe rund 750 Mitarbeiter und ist weltweit in 27 Ländern im stationären Einzelhandel sowie im Internetgeschäft tätig. In den vergangenen Jahren sah sich AMOR, wie viele Unternehmen in der Konsumgüterindustrie, erheblichen Herausforderungen gegenüber, die eine finanzielle Restrukturierung erforderlich machten.

Da eine Einigung mit allen Finanzgläubigern nicht erzielt werden konnte, musste die AMOR Group am 14. August 2024 für zwei ihrer Gruppengesellschaften jeweils ein StaRUG-Verfahren beim Amtsgericht Frankfurt am Main anzeigen. Im Erörterungs- und Abstimmungstermin am 25. September 2024 wurden die Restrukturierungspläne mit den erforderlichen Mehrheiten der Planbetroffenen angenommen. Diese Pläne sehen einen weitgehenden Schuldenschnitt sowie einen signifikanten Eigenkapitalbeitrag durch den Investor Robus Capital Management vor, der die beiden Gesellschaften unter den Restrukturierungsplänen als Investor übernimmt. Die AMOR Group wird von den Sanierungs-Unternehmen Dentons, Brinkmann & Partner und Norton Rose Fulbright beraten.

Amor Group Drehvitrinen
AMOR ist in der Branche vor allem als Lieferant von GALERIA und CHRIST bekannt, zudem liefert das Unternehmen mit den Lizenzmarken JOOP! und S'Oliver Silberschmuck an Fachhändler. © AMOR

Logistik und digitale Stärken

„Herr der stummen Verkäufer”: AMOR ist ein wesentlicher Anbieter von Schmuck, insbesondere in Drehvitrinen, und belieferte seit Jahren große Einzelhändler wie CHRIST und GALERIA. Die logistische und digitale Aufstellung von AMOR ist gut, jedoch wird die Ausrichtung auf große Abnehmer, die nun Schwierigkeiten haben, zum Nachteil des Unternehmens. AMOR hat eine eigene Generation von Vitrinen entwickelt, die aufgrund ihrer Größe hauptsächlich in den großen Verkaufsflächen von CHRIST und GALERIA zum Einsatz kamen. Diese Vitrinen sind jedoch weniger geeignet für Fachhändler, die im Durchschnitt in kleineren Geschäftsflächen operieren.

Bessere und größere Umsätze mit Wandvitrinen, die mit Basic Schmuck gefüllt sind: Die AMOR-Schmuckkollektion ist grundsätzlich mit 1,8 kalkuliert, somit besticht der Erfolgsquotient von AMOR durch die hohe Lagerdrehung, die gebündelt mit der automatischen Nachversorgung gewinnbringender ist. Geht es also um den Rohertrag, führen strukturschwache Standorte zu geringerem Umsatz, was sowohl für Abnehmer als auch Anbieter des Systems Rohertragsprobleme verursacht, die zu einem Wechsel des Anbieters führen können.

Amor Group Logistik
Glänzende Logistik und automatische Nachversorgung ergaben Umsatz. © AMOR

Herausforderungen im Fachhandel

In Deutschland sind im Basic Schmuckbereich auch andere Anbieter wie CEM, Stütz, Koch und Max Fröhlich aktiv. Der Geschäftsfall GALERIA gilt in der Branche für viele Lieferanten als bezeichnend. Viele Anbieter verloren in den letzten Jahren durch Insolvenzen Geld an Masseverwalter. GALERIA stand in einem Dauerschuldverhältnis mit AMOR, was zu einem ständigen Zahlungsverkehr führte und entstandene Schäden in Grenzen hielt. Dennoch können Masseverwalter im Rahmen von Insolvenzverfahren, wie sie bei der letzten großen Warenhauskette in Deutschland seit 2020 stattfanden, erhebliche Auswirkungen auf die Marktteilnehmer haben.

Fazit: Die Sanierung von AMOR macht die Folgen der letzten beiden Jahre deutlich. Das Unternehmen stand vor Jahren im Eigentum der 3Si Group, die zeitgleich auch CHRIST besaß. Mit dem Verkauf von CHRIST und später AMOR gab es unterschiedliche Eigentümer – der Vorteil, die Nähe zu CHRIST, ist somit entfallen. AMOR steht für perfektes Marketing und Logistik, aber der Aufwand wird in den Verkaufspreis eingerechnet. Der Aufschlag wurde grundsätzlich unter 2 kalkuliert, was die neuen CHRIST-Eigentümer zu einem Wechsel des Lieferanten ihrer Drehvitrinen mit-veranlasste. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen und des Wettbewerbsumfelds wird AMOR gezwungen sein, sich neu zu positionieren, um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können.

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