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Chrono24-Chef Carsten Keller: Neue Struktur, weniger Mitarbeiter. © Chrono24
Chrono24, die führende Plattform für den Handel mit gebrauchten Luxusuhren, steht vor einer drastischen Umstrukturierung. Rund 110 Mitarbeiter, also ein Viertel der Belegschaft, müssen gehen. Die Gründe liegen in der aktuellen Marktsituation und einem notwendigen Effizienzschub.
Die Uhrenbranche sieht sich seit 2024 mit einer Krise konfrontiert, die jetzt auch die Onlineplattform Chrono24 erreicht hat. Im Januar 2025 gab das Unternehmen bekannt, dass es 110 Mitarbeiter entlassen wird, was etwa 25 % der Belegschaft entspricht. Nach der Reorganisation werden noch etwa 350 Angestellte in den Büros in Karlsruhe sowie in Europa, den USA und Asien tätig sein. Chrono24 versichert, die Entlassungen sozialverträglich mit fairen Abfindungspaketen zu gestalten.
Hintergründe der Umstrukturierung
Die Gründe für diesen massiven Personalabbau sind vielschichtig. Unter der neuen Führung von CEO Carsten Keller, der 2024 die Leitung übernahm, wurden zwei Hauptfaktoren identifiziert: Die Umstrukturierung des Unternehmens und die Auslagerung von Servicebereichen wie dem Kundendienst. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken.
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Marktsituation und Preisverfall
Die Herausforderungen im Uhrenmarkt sind gravierend. Die Umsätze im Luxusuhrenbereich sind zwischen 2023 und 2024 um bis zu zwei Prozent gesunken, während die Preise für gebrauchte Uhren um fast 30 % gefallen sind. Die Käufer, vor allem aus der weniger finanzkräftigen Zielgruppe, sind durch die wirtschaftliche Unsicherheit stark betroffen. Dies hat zur Folge, dass viele Verbraucher beim Kauf von Uhren auf günstigere Angebote ausweichen, was den Druck auf Chrono24 erhöht.
Konkurrenz und Marktveränderungen
Die Situation wird durch die zunehmende Kontrolle großer Uhrenmarken über den Vertrieb verschärft. Marken wie Rolex und Patek Philippe setzen verstärkt auf den Direktvertrieb, wodurch Zwischenhändler wie Chrono24 unter Druck geraten. Zudem haben einige Wettbewerber, wie Chronext und Watchmaster, bereits Insolvenz angemeldet, was die Marktlandschaft weiter destabilisiert. Doch trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Chrono24 profitabel und hat in der Vergangenheit von einer starken Finanzierung profitiert. Die Ebitda-Marge ist weiterhin zweistellig, und das Unternehmen wickelt jährlich Verkäufe im Wert von rund einer Milliarde Euro ab. Dennoch ist die Unsicherheit groß, obwohl Chrono24 pro-aktiv in einem sich wandelnden Markt agiert, der von Preisdruck und veränderten Konsumgewohnheiten geprägt ist.
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