Edelmetall-Preise: Geht die Rallye weiter?

Edelmetalle

Die Preise für Palladium, Gold, Silber und Platin sind zuletzt stark gestiegen.

Der Ukraine-Krieg trieb die Preise für Edelmetalle massiv in die Höhe. Aktuell gibt es drei Szenarien, wie es mit den Preisen für Platin, Palladium, Gold und Silber weiter gehen könnte.



Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sorgt nicht nur für menschliches Leid. Dieser Krieg hat auch große Auswirkungen auf die Wirtschaft. Denn Anleger flüchten in solchen Situationen in sichere Geldanlagen. Und die Edelmetalle werden nach wie vor ihrem Ruf als Krisenwährung gerecht. Dementsprechend schnellten seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine die Preise für Edelmetalle in die Höhe.

Die drei Szenarien

Wie es jetzt mit den Edelmetall-Preisen weitergeht, hängt im Wesentlichen von der Entwicklung in der Ukraine ab, führt Edelmetall-Experte Thorsten Proettel im Edelmetall-Blog der Scheideanstalt C. Hafner aus.

Rohstoff-Börse
Die Ukraine-Krise trieb die Edelmetall-Preise an der Börse in die Höhe.

1. Szenario: Lösung des Konfliktes

Kommt es zu einer Verhandlungslösung zwischen Russland und der Ukraine, werden vermutlich die Risikoaufschläge bei den Edelmetallen sinken. Gleichzeitig würde der Euro gegenüber dem US-Dollar aufwerten. Dies würde die Edelmetallpreise für Anleger in Europa nochmals verbilligen. Allerdings müssten die Zugeständnisse Russlands so weitreichend sein, dass die Sanktionen gegen Russland gelockert werden.

2. Szenario: Längere Krise

Kommt es nicht zu dieser Lösung, ist mit einem längeren und blutigeren Krieg zu rechnen. Der Westen müsste bei einer schwächeren Konjunktur weiterhin mit einer hohen Inflation und mit hohen Edelmetall-Preisen rechnen. Dafür würde wahrscheinlich die Nachfrage nach Schmuckgold und industriellem Silber sinken.

3. Szenario: Krieg ufert aus

Das dritte Szenario geht davon aus, dass der Ukraine-Konflikt ausufert und weitere Staaten hineingezogen werden. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass Russland die Erdgaslieferungen nach Westeuropa einstellt. Dies führt zu einer Energiemangelkrise. Die unausweichliche Folge wäre eine Rezession. Aufgrund dieser politischen Situation würde der Goldpreis weiter anziehen. Aber auch die Preise für die anderen Edelmetalle würden weiter steigen.

Palladium
Das für Katalysatoren wichtige Palladium ist prozentuell am meisten gestiegen.

Hintergründe des Preisanstieges

Daher geraten die Aktienkurse an den Börsen unter Druck. Hinzu kommt die hohe Inflationsrate: Im Februar lag diese in den USA bereits bei 7,9 Prozent, in Europa bei 5,8 Prozent. Durch den Krieg in der Ukraine stiegen die Öl- und Gaspreise kräftig an. Daher ist mit einer weiterhin hohen Inflation zu rechnen.

Für die Edelmetall-verarbeitende Industrie stellt sich die Frage, ob die Preise für Gold, Platin, Palladium und Silber weiter hinauf gehen werden. Schließlich verteuerte sich Gold seit Anfang Februar um rund 19 Prozent. Silber wurde mitgezogen und stieg sogar um mehr als 20 Prozent. Palladium verteuerte sich am Stärksten: Der Preis stieg seit Februar auf bis zu 3440 US-Dollar je Unze. Umgerechnet kostet das Gramm rund 100 Euro. Dies entspricht einem Anstieg um 50 Prozent. Aber auch der Platin-Preis zog parallel zu den anderen Edelmetall-Preisen an, führt Proettel im Edelmetall-Blog an.

Nicht nur die Anleger kaufen derzeit physisches Gold in Barren von einem Gramm bis hin zu 1.000 Gramm. Auch die physisch besicherten Edelmetallfonds sind derzeit bei den Anlegern beliebt. Daher müssen diese Fonds ihre Goldbestände aufstocken.

Bei Palladium kommt ein wesentlicher Punkt hinzu: Schließlich entfallen rund 45 Prozent der Palladium-Förderung auf Russland. Dabei gibt es schon jetzt einen Palladium-Mangel. Schließlich wird das hellgraue Metall für die Katalysatoren benötigt. Daher werden Unternehmen in den nächsten Jahren auf das preiswertere Platin umsteigen, ist Proettel überzeugt.


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