Echt oder synthetisch? Bei Diamanten herrscht nach wie vor zu wenig Aufklärung. Dies kann zu irreführender Vermartung führen. © Shutterstock
Die Vermarktung synthetischer Diamanten ist irreführend. Dank einer EU-Richtlinie soll das nun anders werden. Die Branche begrüßt den Schritt, fordert aber mehr.
In der Umstellung zu einer nachhaltigen Wirtschaft gibt es viele Faktoren, die beachtet werden müssen. Ein Teil dieser Umstellung ist die Stärkung der Rolle, die Verbraucher spielen. Aktuell arbeitet die EU an der Überarbeitung der Verbraucherpolitik. Hier gibt es die Richtlinieninitiative der EU-Kommission „Stärkung der Rolle der Verbraucher beim Übergang zu einer grünen Wirtschaft“.
Die Richtlinien sollen sicherstellen, dass Verbraucher zulässige und nützliche Produktinformationen erhalten, beispielsweise zur Lebensdauer und zu Reparaturmöglichkeiten bei einem Produkt. Des Weiteren setzt sich die Initiative gegen das „Greenwashing“ ein, also eine Vermarktung, bei der Umweltinformationen geschönt werden, etwa indem schädliche Umwelteinflüsse des Produktes heruntergespielt werden. Dazu sollen auch Mindestanforderungen für Nachhaltigkeitslogos und Gütesiegel festgelegt werden. Auch soll verhindert werden, dass Produkte mit einer verkürzten Lebensdauer verkauft werden, ohne dass dies erkennbar ist.
Positives Feedback aus der Branche
Der Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BSVU), der Bundesverband der Edelstein- und Diamantindustrie und auch der Bundesverband der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte (BVJ) begrüßen diese neue Richtline, die die EU vorgeschlagen hat.
Hier geht es vor allem darum, Verbraucher zu schützen, wenn die Umweltleistung des Produktes oder des Händlers nicht nachgewiesen werden.
Für die oben genannten Verbände ist die EU-Richtlinie auch deswegen so relevant, weil sie darauf hoffen, dass irreführende Praktiken beim Handel mit synthetischen Diamanten einzudämmen. Dazu äußerte sich Dr. Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes BSVU und Geschäftsführer der Vereinigung der Bundesverbände des Deutschen Schmuck- und Silberwarengewerbes: „Wir erkennen die Legitimität sowohl natürlicher als auch synthetischer Diamanten an, betrachten sie jedoch als unterschiedliche Produkte. Auch wenn sie die gleichen physikalischen und chemischen Eigenschaften haben, ist die Entstehung jedoch grundsätzlich unterschiedlich und sie haben nicht den gleichen Wert, weder in finanzieller noch in symbolischer Hinsicht. Synthetische Diamanten werden durch industrielle und standardisierte Produktionsverfahren künstlich hergestellt, während Diamanten eine einzigartige Schöpfung der Natur sind. Da beide Produkte ihren Platz auf dem Markt haben, müssen die Verbraucher über das, was sie kaufen, ausreichend informiert sein, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können und nicht Opfer betrügerischer Praktiken zu werden.“
„Fantasievolles“ Marketing bei Labor-Diamanten
Begriffe wie „nachhaltig“ und „ökologisch“ werden zunehmend verwendet, um synthetische Diamanten zu bewerben. In einem kürzlich erschienen Bericht aus Frankreich beschrieben die dortigen Behörden diese Praxis als „fantasievoll“, „tendenziös“ und „irreführend“.
Hier handelt es sich nach seriösen Einschätzungen um Greenwashing, da synthetisch hergestellte Diamanten im Durchschnitt eine deutlich höhere Umweltbelastung aufweisen, was hauptsächlich auf die hohen Emissionen und den hohen Energieverbrauch zurückzuführen ist.
Auch das Argument im Hinblick auf den sozialen Aspekt der Labor-Diamanten ist laut Aussage der Verbände nicht haltbar und damit irreführend. Synthetische Diamanten sind in ihrer Herstellung nicht ethischer, da bei der Förderung natürlicher Diamanten wirtschaftliche und soziale Aspekte eine ebenso wichtige Rolle spielen. Die Förderung natürlicher Diamanten bietet 10 Millionen Menschen in Indien und Afrika eine Lebensgrundlage. Der Kimberley-Prozess trägt zusätzlich dazu bei, dass 99,8 Prozent des weltweiten Angebots an Rohdiamanten von Mitgliedern, zu denen auch die EU gehört, gehandelt werden. So werden bewaffnete Konflikte beim Schürfen der Diamanten verhindert.
Die Verbände begrüßen den Schritt der EU, streben aber eine klare Definition von Diamanten nach belgischem und französischem Vorbild an, um einen echten Verbraucherschutz zu gewährleisten.
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