Die Importe von Schmuck und Uhren nach Deutschland steigen deutlich – letztlich ein Gradmesser dafür, was die Juweliere und der Fachhandel hierzulande aktuell umsetzen. Die Exportzahlen der deutschen Hersteller steigen sogar noch stärker.
Die Zahlen, die der Bundesverband Schmuck-, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e.V. (BVSU) heute veröffentlicht, könnten ein Anlass sein, die ein oder andere Flasche Champagner zu köpfen – bei den Herstellern wegen des Exports-Hochs, im Handel wegen des Import-Hochs. Für die nahe Zukunft zeigt sich der Branchenverband allerdings weniger optimistisch; hält eine Konsolidierung im zweiten Halbjahr für wahrscheinlich.
Die sehr (!) guten Nachrichten
Der Import von Schmuck nach Deutschland lag im 1. Halbjahr 2022 bei einem Wert von 1,023 Milliarden Euro – eine Steigerung von fast einem Viertel (plus 23 Prozent) gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Uhren und Uhrenteile wurden im Wert von 1,129 Milliarden Euro importiert (plus 17 Prozent). Die Zahlen spiegeln wider, was viele Juweliere und Fachhändler hinter vorgehaltener Hand einräumen: Das Geschäft läuft bei vielen blendend. Denn wenn Schmuck und Uhren in Deutschland keine Abnehmer fänden – wer würde dann so viel mehr importieren?
Export-Hoch bei Schmuck und Uhren
Top-Nachrichten auch für die deutschen Hersteller – was viele allerdings wohl schon an ihren Auftragsbüchern ablesen konnten. Insbesondere in der Schmuckindustrie zeigt der Export von Produkten einen starken Aufwärtstrend, die Zahlen steigen seit Jahresbeginn kontinuierlich: Wurden im 1. Quartal 2022 Produkte im Wert von 652,8 Millionen Euro exportiert, so waren es im 2. Quartal bereits 746,5 Millionen Euro. Insgesamt wurden im 1. Halbjahr Schmuckwaren im Wert von 1,399 Milliarden Euro exportiert, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2021 ein Plus von 35 (! )Prozent. Auch bei den Uhren und Uhrenteilen ist der Aufwärtstrend deutlich – plus 19 Prozent auf 790,8 Millionen Euro.
Sehr gebremste Euphorie
Der Verband kommentiert die Zahlen sehr nüchtern (keine Spur von Champagner-Laune). Insgesamt könne die Branche mit dem 1. Halbjahr 2022 sehr zufrieden sein, heißt es beim BVSU: “Die Werte liegen allesamt auf einem höheren Niveau als im Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie.” Aber: Da insbesondere bei der Inflation kein Ende in Sicht sei und im 2. Halbjahr 2022 die Auswirkungen der Energiekrise den Endverbraucher vor neue Herausforderungen stellen wird, geht der BVSU von einer Konsolidierung im 2. Halbjahr 2022 und im Jahr 2023 aus. Auch für die Betriebe seien starke Kostensteigerungen beim Einkauf von Rohmaterialien, Zulieferteilen und Energie zu erwarten. Daher warnt der Verband: “Möglicherweise einhergehende Preissteigerungen bei den eigenen Produkten werden bei sinkender Kaufkraft des Endverbrauchers je nach Zielgruppe einen Effekt mit sich bringen. Es gilt für alle Marktteilnehmer wachsam zu bleiben. “
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