Immer mehr russische Diamanten gelangen, trotz Sanktionen, über Umwege in den Westen. ©Shutterstock
Kurz nach Kriegsbeginn wurde der Import russischer Edelsteine massiv heruntergefahren. Nun liegt das Niveau wieder auf Vorkriegszeiten. Wie ist das möglich?
Eine Flut an Sanktionen überrollte die russische Regierung nach Putins Einmarsch in die Ukraine. Durch einheitliche Maßnahmen zeigte der Westen eine starke Gemeinschaft und Entschlossenheit. Dagegen breitete sich in der Diamantenbranche langsam, aber sicher Panik aus. Denn auch der Handel mit den Rohdiamanten wurde mit Sanktionen verhängt- eine ganze 80-Mrd.-Dollarbranche kam ins Schwitzen.
Zum Hintergrund: etwa ein Drittel des weltweiten Rohdiamantenangebots geht auf die russische Unternehmensgruppe Alrosa zurück. Sie ist eine der wichtigsten Diamantenproduzenten der Welt und spezialisiert sich auf kleinere, günstigere Diamanten. Tätigkeiten wie Lagerstättenerkundung, Förderung, Bearbeitung und Vertrieb von Rohdiamanten stehen dabei im Vordergrund. Mit der Sanktionierung des russischen Marktes, kam es durch den entstandenen Mangel zu einem rasanten Anstieg der Preise für die kleinen Steinchen. Zahlreiche Schleifer, Polierer und Händler suchten folglich nach Alternativen, um dennoch an die russischen Steine zu kommen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Die Alternative war dann auch schnell gefunden. Durch Zwischenhändler in Indien, die meisten davon kleine Familienunternehmen, die die Rohdiamanten zu fertigen Produkten zurechtschleifen und polieren, gelangen die begehrten Edelsteine in den europäischen Raum. Zudem fanden sich indische Banken, die sich bereit erklärten, Transaktionen nicht in US-Dollar, sondern in Rupien abzuwickeln. Mit dem Rohdiamant-Handel durch die Hintertür nahm in Folge das Geschäft von Alrosa wieder Fahrt auf. Der monatliche Umsatz des Giganten beläuft sich auf über 250 Mio. Dollar. So liegt der Umsatz pro Monat nur knapp unter dem Vorkriegsniveau.
Auf dem Diamant-Markt gilt es also höchste Vorsicht walten zu lassen. Nicht zuletzt wegen Alrosas Nähe zur russischen Regierung. Das Unternehmen ist zu rund 20 Prozent im Besitz des russischen Staates. In Insiderkreisen werden Vorstandsmitgliedern zusätzlich eine enge Verbindung zum Kreml nachgesagt. Fazit: Einnahmen von Alrosa könnten in die russische Staatskasse fließen und Putins Krieg gegen die Ukraine mitfinanzieren.
Für den Kunden, der sich beim Juwelier nach passenden Verlobungsringen oder diamantbesetzten Uhren umsieht, ist der dunkle Maschinerie hinter der glänzenden Auslage wenig transparent und dadurch kaum nachzuverfolgen. Durch eine gezielte Kundenkommunikation und Echtheitszertifikaten, in denen das Herkunftsland der Diamanten verzeichnet ist, können Juweliere den Kunden mögliche Zweifel nehmen und sich zudem als seriöser, kompetenter Schmuckhändler profilieren.