Yvonne Abeler spricht mit Blickpunkt Juwelier über ihre Rolle bei Carl Engelkemper Münster
Bei Carl Engelkemper Münster hat Yvonne Abeler in Marketing und Kommunikation das Heft in der Hand. Wie es dazu kam und warum ihrer Meinung nach eher weniger Frauen im Vordergrund stehen, lesen Sie in unserem heutigen Interview.
Herausforderungen annehmen und Dinge einfach mal machen: Das ist etwas, das manchen Frauen fehlt, wenn es nach Yvonne Abeler geht. Die Marketing-Chefin von Carl Engelkemper Münster ist den Schritt gegangen und hat gemeinsam mit Ehemann und Geschäftsführer Guido Abeler die Balance gefunden. Ein Gespräch über ihren Werdegang, Ablenkungen im stressigen Alltag, Job und Familie und warum starke Frauen im Alltag weniger auffallen.
Blickpunkt Juwelier: Frau Abeler, wie beschreiben Sie Ihren Werdegang von Ihren Anfängen in der Branche bis jetzt?
Yvonne Abeler: Ich bin tatsächlich schon seit über 20 Jahren im Unternehmen. Ich habe Jura studiert und habe auch als Volljuristin in der Firma angefangen, Verträge überarbeitet, beraten und mich um das Forderungsmanagement gekümmert. Alles andere war begleitend.
Im Verlauf der Jahre haben wir dann festgestellt, dass die drei Verkaufsabteilungen des Unternehmens – Schmuck, Uhren, Fachtechnik – untereinander Kommunikationsbedarf hatten und deren Darstellung nach außen koordiniert werden musste.
Da habe ich zum ersten Mal die „Marketingkappe“ aufgesetzt bekommen. Ab diesem Zeitpunkt war es eigentlich ein Selbstläufer. Wir haben angefangen, neu zu justieren, die Kataloge neu aufzustellen… Ich habe mich immer tiefer eingearbeitet und nach und nach kamen andere Projekte dazu. Ich bin nach wie vor juristisch tätig, aber das Marketing macht mittlerweile schon einen großen Anteil meiner Arbeit aus.
BPJ: Welchen Herausforderungen sind Sie dabei begegnet?
Abeler: Vieles ist einfach Learning by Doing. Die Grundvoraussetzungen und die nötige Kommunikationsfreude und- bereitschaft sind da, würde ich jetzt mal sagen. Aber die Herausforderung war tatsächlich einfach, unser Unternehmen und die Branche ausreichend kennenzulernen. Es hat tatsächlich ein bisschen gedauert, bis ich da richtig drin war.
BPJ: Wie würden Sie Ihren Einfluss auf das Unternehmen konkret beschreiben?
Abeler: Ich würde sagen, ich bin die Mitarbeiterin, die am nächsten an meinem Mann, also der Geschäftsleitung dran ist. Durch den regelmäßigen Austausch, den wir haben, entwickeln wir uns gemeinsam weiter. Und ich bin diejenige, die zur Stelle ist, wenn es brennt, und versuchte zu unterstützen, wo ich kann. Es gibt eine klare Arbeitsteilung. Mein Mann macht das ganze kaufmännische und leitet die Firma als Geschäftsführer, ich kümmere mich um den Kommunikationsbereich. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang.
BPJ: Wie motivieren Sie sich, wenn sie einen schlechten Tag haben?
Abeler: Soll ich Ihnen was sagen? Ich habe ein Hobby und dieses Hobby rettet mich: Ich habe ein Pferd. Dafür geht viel Zeit drauf, aber Reiten ist etwas, bei dem ich den Kopf wirklich freibekomme. Ich kann noch so schlechte Laune haben – ich fahre in den Stall, miste die Box aus, reite und danach geht es mir wieder gut! (lacht)
Und, was mich noch motiviert, ist die Gemeinschaft, die wir im Unternehmen haben. Wir sind ein Familienbetrieb, und das leben wir auch. Wir haben zu unseren Mitarbeitern ein gutes Verhältnis. Ich hoffe, dass unsere Mitarbeiter das auch umgekehrt behaupten können – zumindest höre ich das immer wieder. Und auch Verantwortung zu haben, ist etwas, das ein Stück weit motiviert.
BPJ: Gibt es eine andere Frau innerhalb oder außerhalb der Branche, die Ihnen als Vorbild gedient hat?
Abeler: Es gibt sehr viele Frauen in der Branche, denen mein Respekt gilt und die sehr aktiv sind. Und es gibt viele starke Frauen, die manchmal ein bisschen unter dem Radar fliegen. Oft kommen sie ebenfalls aus inhabergeführten Unternehmen und unterstützen, aber stehen selbst nicht so stark im Fokus. Und vielleicht müssen sie das auch gar nicht.
BPJ: Warum nicht?
Abeler: Ich möchte es nicht Bescheidenheit nennen, aber ich glaube, vielfach haben Frauen dieses Ego nicht so. Eine gewagte Aussage, ich weiß. Ich meine das aber in keiner Weise böse. (lacht)
BPJ: Warum gibt es Ihrer Meinung nach so wenige weibliche Außendienstmitarbeiter?
Abeler: Bei uns im Unternehmen gibt es schon welche und sie alle machen einen hervorragenden Job. Aber wir haben eine Riesenkollektion. Da reist man nicht mit einem Koffer, sondern mit mehreren. Das muss man körperlich erst einmal stemmen. Das könnte eine Hemmschwelle sein.
Wir bieten auch im Innendienst Frauen die Chance aufzusteigen, haben aber den Eindruck, dass es die Frauen gar nicht so sehr interessiert. Leider habe ich derzeit nur eine Kollegin in leitender Funktion. Wissen Sie, es gibt da einen Unterschied: Wenn Männer mit einer neuen Aufgabe konfrontiert werden, denken sie oft: Super, das kann ich! Wenn Frauen mit einer neuen Aufgabe konfrontiert werden, hinterfragen sie ihre eigenen Fähigkeiten sofort im Sinne von: Kann ich das? Ich glaube, das ist das Problem.
BPJ: Wie haben Sie Familie und Beruf miteinander vereinbart?
Abeler: Wir haben drei Kinder. Die Jüngste macht jetzt gerade ihr Abitur. Die Älteste ist mit dem Bachelorstudium durch und macht jetzt noch ihren Master. Unsere mittlere Tochter studiert in Berlin. Alle haben ihren Weg also schon eingeschlagen. Ich habe aber bei allen drei Kindern wieder begonnen zu arbeiten, als sie 10 Monate alt waren. Das muss man natürlich wollen und organisieren können. Und auch loslassen können.
Ich habe also nahezu durchgehend gearbeitet, wenn auch nicht immer in Vollzeit. Das war der Part meines Mannes. Er ist natürlich auch näher am Unternehmen dran, dadurch dass es aus seiner Familie kommt. Entsprechend durfte und musste er aber auch jede Messe, Einkauftour und jedes Event mitnehmen. Ich hätte das nicht gekonnt, selbst, wenn ich gewollt hätte. Trotz aller Gleichberechtigung wird es immer so bleiben, dass Frauen die Kinder bekommen. Es ist immer eine Frage, wie man sich als Familie dann damit arrangiert. Ich glaube aber, es gibt einfach noch zu wenig Frauen, die den Mut haben, sich dieser Aufgabe zu stellen und zu sagen: ich probiere das jetzt einfach aus.
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