Die Tarifverhandlungen für den Einzelhandel in Baden-Württemberg laufen. © nitpicker/Shutterstock.com
Die Tarifverhandlungen mit ver.di in Baden-Württemberg gingen am Donnerstag in die erste Runde. Zu einer Einigung kam es noch nicht. Die Forderungen und Reaktionen im Überblick.
Vorerst vertagt. Die Tarifverhandlungen, die am 13. April gestartet sind, haben bisher noch zu keiner Einigung geführt. Am 17. Mai soll es weitergehen. Verhandelt werden die Tarife für 490.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg
Startgebot: 5 Prozent über 2 Jahre
Von der Seite der Arbeitgeber wurde bereits ein Angebot vorgelegt. Demnach soll es eine tabellenwirksame Erhöhung von insgesamt fünf Prozent über einen Zeitraum von zwei Jahren geben. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro, jeweils in zwei Schritten.
Philipp Merten vom Handelsverband Baden-Württemberg wird im SWR zitiert: „Wir sind uns unserer Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel bewusst und steigen daher mit dem schnellsten und höchsten Angebot seit Jahrzehnten in die Tarifrunde ein. Wir zeigen damit, dass wir ernsthaft nach einer Lösung suchen, die die Bedürfnisse der Beschäftigten und die wirtschaftlichen Zwänge von Unternehmen in unserer Branche zum Ausgleich bringt.“
ver.di lehnt ab und fordert 15 Prozent
Die Gewerkschaft ver.di hat das Angebot des Handelsverbands unterdessen abgelehnt und fordert weit mehr. Der verhandlungsführende Wolfgang Krüger erklärte, Einzelhandelsunternehmen konnte sich durch eigene Preiserhöhungen von den gestiegenen Kosten erholen. Nach seiner Ansicht steht den Beschäftigten, die ja ebenfalls der Inflation ausgesetzt sind, eine kräftige Entgelterhöhung zu. Ver.di fordert 15 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um monatlich 200 Euro. Dadurch soll eine Verdoppelung der Sozialzulagen erreicht werden.
Handelsverband Deutschland: Forderungen zu hoch!
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat in einer Pressemitteilung erklärt, die Forderungen von ver.di seien zu hoch und nicht tragbar.
„Allein die Entgeltforderungen der Gewerkschaft würden im Einzelhandel bundesweit zu einer Kostensteigerung für die Arbeitgeber um rund 6,3 Milliarden Euro pro Jahr führen. Die Unternehmen können das im aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld schlicht nicht stemmen“, so HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. Die Branche bekomme derzeit eine deutliche Konsumzurückhaltung zu spüren, so der HDE.
„Neben der hohen Inflation trüben Krieg, schlechte Wirtschaftsprognosen sowie die Turbulenzen im Bankensektor die Stimmung“, sagt Haarke. Auch müssten Unternehmen im Einzelhandel ständig weiter investieren, um sich am Markt zu behaupten. Die Folgen der Inflation auszugleichen, könne nicht allein Aufgabe der Tarifpolitik sein.
Es drohen Warnstreiks
Ein Blick auf die unterschiedlichen Positionen macht klar, dass die Verhandlungen zäh verlaufen dürften. Der SWR schreibt, Warnstreiks im Einzelhandel seien wahrscheinlich. Laut Tarif-Expertenmeinungen ist es im Einzelhandel besonders schwierig, Druck auf die Seite des Arbeitgebers auszuüben.
Tarifgespräche werden üblicherweise geführt. Die längste Tarifrunde der vergangenen Jahre im Handel wurde in Baden-Württemberg im Jahr 2008 beendet. Damals dauerte es 18 Monate, bis es zu einer Einigung kam. Auch damals wurden die Gespräche von einigen Streikaktionen begleitet.
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