HDE prognostiziert ein preisbereinigtes Umsatzminus von 4,0 Prozent. Konsument:innen üben sich in Kaufzurückhaltung ©frantic00/Shutterstock.com
Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert der HDE preisbereinigt ein Umsatzminus von 4,0 Prozent. Nominal steigen die Umsätze um 3,0 Prozent. Real verliert laut Prognose der stationäre Handel 5,0 Prozent, der Onlinehandel 2,0 Prozent.
Angesichts der nach wie vor hohen Inflation passt der Handelsverband Deutschland (HDE) seine Umsatzprognose für den Einzelhandel an. Die neue Prognose geht im Vorjahresvergleich von einem nominalen Plus von drei Prozent für 2023 aus. Das entspricht einem realen Minus von vier Prozent. Zudem macht der Verband anhand aktueller Daten aus seinem Konsummonitor Preise deutlich, wie die Verbraucherinnen und Verbraucher mit der ungewohnt hohen Inflation umgehen.
„Deutlich höhere Kosten für Energie und Wareneinkauf sowie ein schwacher privater Konsum haben den Einzelhandel im ersten Halbjahr unter Druck gesetzt. Die Rahmenbedingungen bleiben insgesamt schwierig. Über die gesamte Branche hinweg ist das kein schöner Zwischenstand. Insbesondere die nach wie vor hohe Inflation sorgt dafür, dass die Branche nicht richtig ins Laufen kommt“, so HDE-Präsident Alexander von Preen.
Einzelhandel im ersten Halbjahr 2023 unter Druck
43 Prozent der vom HDE befragten Unternehmen berichten von einer schwächeren Geschäftslage im ersten Halbjahr. Somit setzten höhere Kosten für Energie und Wareneinkauf sowie ein schwacher privater Konsum den deutschen Einzelhandel im ersten Halbjahr 2023 unter Druck.
Bei den Gewinnen im zweiten Halbjahr ist der Ausblick ähnlich düster. So hat sich bei 55 Prozent der Händlerinnen und Händler die Situation verschlechtert. Dies gilt insbesondere für den Nonfoodhandel. Jedoch gerieten auch die Onlineaktivitäten der Multichannel-Unternehmen in schwieriges Fahrwasser. Während es im Onlinehandel durchwegs Lieferschwierigkeiten das Geschäft bremsten, so kämpfte der stationäre Handel unter sinkenden Kundenfrequenzen.
35 Prozent erwarten Umsatzrückgänge
Diese schwierigen Rahmenbedingungen bleiben nicht ohne Folgen für die Erwartungen der Handelsunternehmen, wie eine aktuelle HDE-Umfrage unter rund 900 Handelsunternehmen zeigt. Demnach rechnen 35 Prozent der Händlerinnen und Händler für das zweite Halbjahr mit Umsatzrückgängen. Für das Gesamtjahr geht nur gut jeder dritte Händler von im Vergleich zum Vorjahr steigenden Erlösen aus. Als eines ihrer absoluten Top-Themen nennen die Handelsunternehmen die hohen Energiepreise.
Hohe Inflation wirkt auf Kaufverhalten
Die Situation zeigt, dass sich die Inflation nun auf das Kaufverhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern durchschlägt. Zwar erholt sich die Verbraucherstimmung nach einem Allzeittief im Oktober des vergangenen Jahres etwas, dennoch zeigen die aktuellen Daten des HDE-Konsummonitors Preise, dass ein Viertel der Konsumentinnen und Konsumenten Angst hat, nicht mehr mit dem Geld auszukommen.
„Die Konsumenten beobachten die Preisveränderungen und passen ihr Einkaufsverhalten an. Oft kaufen sie weniger, in vielen Fällen weichen sie auf günstigere Produkte aus“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Insgesamt geben 45 Prozent der Bevölkerung an, sich aufgrund der hohen Lebensmittelausgaben in irgendeiner Weise einzuschränken.
Gleichzeitig macht Genth deutlich, dass der Einzelhandel kein Interesse an drastisch steigenden Preisen hat: „Der Handel lebt vom privaten Konsum. Dieser leidet massiv unter hohen Verbraucherpreisen und sinkenden Realeinkommen.“ Laut HDE-Konsummonitor Preise sehen knapp 60 Prozent der Kundinnen und Kunden denn auch die Hersteller als größte Profiteure der Preissteigerungen.