Die meistverkaufte Computerzeitschrift Europas, „Computer Bild“, hatte den ersten unabhängigen Test zur Uhr 2015 veröffentlicht. Note: 3,54, „ausreichend“, war die vergebene Schulnote. Sogar bei der Bedien-Note schnitt das Apple-Gerät mit 2,88 schlechter ab als die meisten bisherigen Smartwatches. (Später wurden die Testkriterien verändert und die Apple Watch erhielt eine 3,0, „befriedigend“.) Was war denn da los? Ist die Apple Watch ein Rohrkrepierer, der an seinen Kinderkrankheiten zugrunde geht?

Nein, ganz sicher nicht. Schon der Ressortleiter Telekommunikation & Internet von „Computer Bild“ kam zu dem Fazit: „Die erste Apple-Watch wirkt noch erstaunlich unfertig. Ich warte lieber auf Version 2.“

Auch Frank-Michael Müller, der Macher des Uhren-Monitors erinnert im Gespräch an ein Apple-typisches Phänomen: „Bei neuen Apple-Produkten gibt es oft wilde Spekulationen über Flops. Und dann kommen die Quartalszahlen“, so Müller. Mehr noch: „Wenn sich Apple nicht äußert, ist das noch lange kein schlechtes Zeichen.“ Bislang waren keine Verkaufszahlen durchgesickert. Von einem Verkaufsflop hatte man noch nichts gehört, wohl aber war die Zahl von 2,5 Millionen verkauften Stück in den ersten Wochen durchgesickert. Zum Vergleich: Sony hatte zu dieser Zeit wohl noch nicht annähernd sechsstellige Verkaufszahlen mit seiner Smartwatch realisieren können.

Die ersten Irritationen bei der Apple-Watch gab es bereits kurz nach der Markteinführung. Die Uhr funktioniert nicht richtig bei Nutzern, die an der Auflagefläche am Unterarm tätowiert sind. Apple hatte eingeräumt: „Permanente oder temporäre Änderungen der Haut, zum Beispiel einige Tätowierungen, können die Leistung des Sensors beeinflussen. Die Tinte, das Muster und die Sättigung mancher Tattoos blockieren unter Umständen das Licht des Sensors und erschweren die Ermittlung verlässlicher Ergebnisse.“ Uhrenfachmann Frank-Michael Müller erinnert daran, dass es schon bei früheren iPhones Probleme mit der Antenne bei Linkshändern gegeben hatte. Ebenso Antennenprobleme beim Mac-Book. Doch diese Schwierigkeiten wurden in der Regel schnell behoben. Bei Software-Problemen gehe das ganz schnell, sagt Müller. Und sollte Apple das „#Tattoogate“ nicht in den Griff bekommen, trägt vielleicht auch der tätowierte Nutzer seinen Teil dazu bei.

Müller selbst fand die Präsentation des neuen Smartphones überzeugend, einige Punkte sogar sensationell. „Die Apple-Watch kann den Schlüssel ersetzen und durch die ohnehin schon am Markt etablierte Fingerprint-Erkennung künftig Hoteltüren oder vielleicht auch Autotüren öffnen? Wenn das funktioniert, hätte Apple das Schlüssel-Problem gelöst, das uns wohl alle beschäftigt“, so Müller. Bedenklich hierbei: Ist der Kunde durch die Schlüssel-Funktion an seine Apple-Watch gebunden, wird er dann noch eine zweite Uhr tragen?

Das Fazit von „Computer Bild“ fällt eindeutig aus. Noch sei das Gerät nicht ausgereift. Die Apps seien zwar gut, die Bedienung aber zu kompliziert, die Akkulaufzeit zu kurz und die Uhr ohne Handy zu dumm. Positiv wurden bewertet die innovative Krone, die sehr gute Verarbeitung, das gute Display und die leistungsfähigen Apps. Negativ wurden bewertet die sehr kurze Akkulaufzeit, die zu komplexe Bedienung, die langsame Funkverbindung zum iPhone, die wenig hilfreiche Funktion ohne gekoppeltem Handy und der zu teure Preis. Schulnote: 3,54, ausreichend. „Im Testvergleich aller Smartwatches muss sich Apple zunächst ganz hinten anstellen“, resümiert die Fachzeitung und kommt zum Schluss: „Jetzt heißt es: Warten auf das Update.“

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Serie:
Game Changer: Die Apple Watch stellt die Uhrenwelt auf den Kopf. Mittlerweile verkauft der Tech-Konzern mehr Uhren als die gesamte Schweiz – gerade einmal fünf (!) Jahre nach Markteinführung. Wie kam es dazu? Und wie geht es weiter? Lesen Sie unsere Serie „Apple Watch – Chronologie eines Mega-Erfolgs“. Bisher sind folgende Beiträge erschienen:

• Der Beginn: Was die Schweiz 2014 zur Apple Watch sagt.
• Erste Tests: Die Apple Watch Series 1 fällt durch.