
Unter dem Deckmantel vermeintlicher Räumungsverkäufe locken Fake-Shops mit unrealistischen Rabatten. © Bergmann
Viel Aufregung und zahlreiche Anfragen erreichten in den vergangenen Tagen die Redaktion von Blickpunkt·Juwelier. Auslöser war der Artikel „Räumungsverkauf“ ohne Laden: Wie Abverkauf-Fakes seriöse Juweliere unter Druck setzen”, in dem aufgezeigt wurde, wie unseriöse Online-Anbieter den guten Namen der Branche für ihre Zwecke missbrauchen. Abverkaufs- und Räumungsprofi Alexander Schmidt gibt Auskunft.
Unter dem Vorwand eines Räumungsverkaufs eines traditionsreichen Goldschmiede-Ehepaars bewerben asiatische Online-Shops Schmuck mit bis zu 80 Prozent Rabatt. Auf den ersten Blick wirkt alles seriös: ein vermeintlich reales Ehepaar, Werkstattfotos, Abschiedsgruß, emotional inszenierte Texte. Doch: Das Geschäft existiert nicht. Weder gibt es ein Ladengeschäft noch eine reale Adresse. Die gesamte „Räumung“ ist erfunden – ein Täuschungsmanöver, um Konsumenten unter dem Deckmantel einer Geschäftsaufgabe zum Kauf zu bewegen.
Diese Methode gefährdet nicht nur Verbraucher, sondern auch das Vertrauen in echte Juweliere, die tatsächlich einen Abverkauf oder eine Geschäftsauflösung durchführen. Der Begriff „Räumung“, der eigentlich mit Wertschätzung, Handwerk und einem ehrlichen Abschied verbunden ist, wird so missbraucht und entwertet.

Interview mit Alexander Schmidt
BLICKPUNKT·JUWELIER: Herr Schmidt, wie sehen Sie diesen Fall – ist das nicht alarmierend?
ALEXANDER SCHMIDT: Ja, in der Tat. Es ist unschön und auch zu ahnden. Rechtlich wird man dagegen kaum vorgehen können – wo kein Kläger, da kein Richter. Fakt ist: Verbraucher werden getäuscht. Positiv ist immerhin, dass diese Produkte qualitativ deutlich abfallen und nicht den Geschmack der jeweiligen Region treffen. Der lokale Juwelier prägt seit Jahren das ästhetische Empfinden seiner Kundschaft – das lässt sich online nicht einfach imitieren.
BPJ: Viele Fachhändler haben sich bei uns empört gemeldet.
SCHMIDT: Das ist verständlich. Diese dreiste Vorgehensweise zeigt aber auch, dass der Wettbewerb aggressiver wird. Wir müssen professioneller agieren, insbesondere im Online-Bereich. Mein Team und ich sprechen täglich über neue Notwendigkeiten – der Mitbewerb schläft nicht.

BPJ: Erstaunlich bleibt, dass man unter dem Begriff „Räumung“ Produkte bewirbt, die nie existierten.
SCHMIDT: Ja, das war auch für mich neu. Wir hatten bisher Ruhe vor solchen Methoden. Aber es ist ein Signal an die Branche: Echte Räumungen müssen professionell vorbereitet und glaubwürdig kommuniziert werden – idealerweise mit Begleitung erfahrener Partner. Online ist dabei nur ein Teil. Der Erfolg entsteht durch den richtigen Mix aus allen Medien und Kanälen.
BPJ: Sie sprechen vom „Match“ – was meinen Sie damit?
SCHMIDT: Ein Match bedeutet, die Erfahrung des Juweliers mit unserer Erfahrung zu verbinden. Wir entwickeln daraus ein Konzept, das über sechs bis acht Monate auf den individuellen Betrieb abgestimmt wird. Ziel ist, den Abschluss eines Geschäfts so zu gestalten, dass er wirtschaftlich erfolgreich und zugleich würdig abläuft.
BPJ: Wird es solche Fake-Räumungen weiter geben?
SCHMIDT: Davon ist auszugehen. Solange anonyme Anbieter ohne stationären Bezug agieren und Geschichten erfinden, bleibt das Thema aktuell. Umso wichtiger ist, dass echte Juweliere ihre Abverkaufsaktionen professionell planen – damit Verbraucher den Unterschied zwischen echt und fake klar erkennen.
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Alexander Schmidt
ALEXANDER SCHMIDT Ob ein Umbau, eine Nachfolgersuche oder ein Neustart, Alexander Schmidt und sein Team fokussieren auf den finanziellen Erfolg Ihres Projekts. Als erster der Branche setzte er auf die...
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