China droht schwächstes Wachstum seit Kulturrevolution

Die chinesische Wirtschaft wird nach Prognose von Ökonomen 2020 so langsam wachsen wie seit dem Ende der Kulturrevolution 1976 nicht mehr. 


Das Bruttoinlandsprodukt dürfte nur noch um 2,5 Prozent zulegen, sagen 57 von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte voraus. 2019 hatte es noch zu einem Plus von 6,1 % gereicht. Besonders schwach fällt demnach das erste Quartal aus, in dem die Epidemie sich von der Provinz Hubei aus im ganzen Land ausbreitete: Von Januar bis März dürfte die Wirtschaftsleistung um 6,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen sein, erwarten die Ökonomen. Es wäre das erste Minus seit mindestens 1992. Pessimisten unter den Analysten halten sogar einen Einbruch von fast 30 % für möglich. 

“Es ist schwierig, angesichts der Folgen der globalen Pandemie eine schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft zu erkennen”, sagte der Chefvolkswirt der Zhongyuan Bank mit Sitz in Peking, Wang Jun. “Das Wirtschaftswachstum wird auch von der Stärke der Konjunkturmaßnahmen abhängen.” Die Regierung hat beispielsweise ihre Ausgaben hochgefahren, Steuern gesenkt und Sonderanleihen der Kommunalverwaltungen für Großprojekte erlaubt. Die Zentralbank hat zudem Zinsen gesenkt und verlangt von den Geschäftsbanken weniger Rücklagen, so dass das dadurch frei werdende Geld in die Wirtschaft gepumpt werden kann.

Die Volksrepublik hatte wegen der Epidemie das öffentliche Leben massiv eingeschränkt, wobei viele Unternehmen nicht mehr arbeiten konnten. Mit dem Rückgang der Infektionszahlen wurden diese Beschränkungen wieder gelockert. Eine Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt liegt nicht zuletzt im Interesse der deutschen Wirtschaft: Die Volksrepublik ist ihr wichtigster Handelspartner. 2019 wurden Waren im Wert von mehr als 200 Mrd. Euro zwischen beiden Ländern gehandelt (Quelle: Reuters).

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