Christian Schaffrath: „Die Marke nimmt das große Risiko, nicht der Juwelier!”

Christian Schaffrath Manufaktur

Handwerkskunst. Als echte Manufaktur tritt Schaffrath ohne automatisierte oder maschinelle Fertigung auf, sondern arbeitet klassisch wie eh und je. (Bild: CEO Christian Schaffrath) © Schaffrath

Die Marke steht für individuelles Design, Qualität – und Risikoannahme. Sie übernimmt dort Verantwortung, wo der Juwelier an seine Grenzen stößt, und schützt ihn vor hohen Verlusten. Das gilt für die Geschäftsvitrine gleichermaßen wie für Event-Schaufenster, wo dem Kunden die Schmuckstücke vom Fachhändler präsentiert werden. Christian Schaffrath gibt im Interview mit Blickpunkt·Juwelier Auskunft über seine Tätigkeit und erzählt, was passiert, wenn ein 5-Caräter in die Brüche geht.



Marke und Juwelier ergänzen einander als gleichwertige Partner, jeder mit seiner Stärke. Dadurch entsteht ein Erlebnis, das die Endverbraucher überzeugt. Besonders sichtbar wird dieses Zusammenspiel bei Events: Während der Juwelier organisiert und Kundschaft bringt, liefert die Marke außergewöhnliche Stücke, die für Aufmerksamkeit und vor allem eines sorgen: Absatz.

Für wenige Tage entsteht so ein Angebot, das ohne Markenunterstützung unmöglich wäre, da der Juwelier 30 oder 40 teurere Schmuckstücke nicht auf Lager hat. Dabei ist den wenigsten – und selbst dem Juwelier oft nicht – bewusst, wie hoch das Risiko für Marke und Lieferant tatsächlich ist. Blickpunkt·Juwelier hat bei Christian Schaffrath nachgefragt, welche Aufgaben und Herausforderungen mit der Marke Schaffrath verbunden sind und wodurch sich die Fertigung in seiner Werkstatt von jener des Juweliers im Atelier unterscheidet.

Alle wollen zwar gerne groß und viel verkaufen, nur haben die wenigsten das Portfolio dafür.

Christian Schaffrath, CEO, Schaffrath 1923

BLICKPUNKT·JUWELIER: Welche Prozesse können Juweliere nicht in ihrem Atelier abbilden? Und wie hebt sich Schaffrath durch Patente, Handwerk und technische Möglichkeiten vom Mitbewerb ab?

CHRISTIAN SCHAFFRATH: Wir sind keine Manufaktur, die mit automatisierter oder maschineller Fertigung auftritt, sondern arbeiten klassisch als Handwerksbetrieb. Und genau das macht die Besonderheit unseres Schmucks aus. Wir sind in unserer Arbeitsweise perfekt und konstant, sodass wir auch ohne massiven Maschineneinsatz replizieren können – wobei viele unserer Stücke mit Maschinen ohnehin gar nicht realisierbar wären. Ich glaube, es ist ein grundlegendes Verständnis für Schmuck, Fertigungsqualität und Exzellenz, die eine Manufaktur wie unsere von dem unterscheidet, was ein Wald- und Wiesengoldschmiede-Atelier bei einem Juwelier macht. Dort geht man natürlich den direkten Kundenwünschen nach, wodurch teils abstruse Dinge umgesetzt werden, die sich der Ästhetik entziehen. Auf der anderen Seite trauen sich viele Juweliere gar nicht zu, höherkarätige Anfertigungen zu machen. Denn dann müsste man Kapital binden und investieren und sich auf der Steinseite so gut auskennen, adäquat einzukaufen und in Folge zu bearbeiten. Dabei zeigt sich, dass gewöhnliche Juweliere nur selten jenseits der zwei Karat arbeiten.

BPJ: Den Kapitaleinsatz überlässt man also lieber der Schmuckmarke, könnte man das so sagen?

SCHAFFRATH: Gerade mit Blick auf Events kommt die besondere Rolle der Marke zum Tragen, wenn Schmuckstücke auf den Tisch kommen, die der Juwelier sonst gar nicht vorrätig hat. Denn wer 20 Marken im Portfolio hat, kann unmöglich volle Kompetenz aufbauen, die Kosten noch gar nicht miteingerechnet – weil bei 20 unterschiedlichen Lieferanten ist der Budgettopf irgendwann leer, es sei denn, man verfügt über sehr große finanzielle Mittel. Nur das ist nicht die Regel. Man könnte denken, manche haben gar Angst vor dem eigenen Lager und sind froh, wenn der Artikel endlich verkauft ist. Es geht daher weniger um die Fertigung selbst, sondern um die Bereitschaft, Risiken zu übernehmen – also darum, welche Produkte eingekauft und verarbeitet werden. Bestimmte Verarbeitungsverfahren sind so technisch, dass nur wir sie können. Der Calla Ring ist da ein gutes Beispiel ebenso wie die Libertè Kollektion, wofür in unserem Haus über ein Jahr lang exzessiv trainiert und geübt wird – ein delikater handwerklicher Prozess, bei dem der Stein auch kaputt gehen kann, wenn man es falsch angeht. Wir sind alle nur Menschen. Selbst uns ist es schon passiert, einen 5-Karäter zu himmeln beim Versuch, ein Schmuckstück für die Inhorgenta zu fertigen. Das sind Dinge, die in der risikobehafteten handwerklichen Bearbeitung eben passieren können. Das macht beziehungsweise kann außer uns ja auch niemand, da nur wir das technische Know-how besitzen. Der Händler weiß, dass wir eine gute Kundenbindung haben und er mit uns als Partner an seiner Seite geschützt ist. Alle wollen gerne groß und viel verkaufen, nur haben die wenigsten das Portfolio dafür. Natürlich, manche Juweliere verkaufen große Steine allein über den Preis – ohne Ästhetik, Story oder Qualität. Das Geschäft mit schlecht gefassten Karätern existiert immer, doch es gehört nicht zum höherwertigen Einzelhandel. Ich kann ja nicht auf der einen Seite Rolex oder Patek Philippe anbieten und von Qualität oder Stortyelling erzählen – und verkaufe auf der anderen Seiten einen schlecht gemachten 3-Karäter in gedrückter Farbe mit fragwürdiger Reinheit und altem Papier.

BPJ: Viele Juweliere sparen eigenes Fachpersonal ein und lagern diese Herausforderung aus – ist es am Ende die Marke, die Probleme löst und dennoch die fertige Ware liefert? Stichwort Versicherungsrisiko im Bereich Events.

SCHAFFRATH: Im Grunde funktioniert die gesamte Branche so. Vom Marketing über das Produktportfolio bis hin zur Fertigung – alles greift ineinander. Dabei liegt das Versicherungsrisiko oft noch bei der Marke, etwa bei Events. Letztlich wird vieles auf uns abgewälzt. Es ist eine Art Koexistenz: Der Juwelier bringt seine Klientel, das auch wir und andere für den Verkauf hochwertigen Schmucks benötigen. Kommt dann alles fair zusammen, entsteht eine Win-Win-Situation. Manchmal jedoch kippt das Gleichgewicht, und die Marke fühlt sich ausgenutzt.

BPJ: Welche Bedeutung messen anspruchsvolle Kunden echter Nahbarkeit bei Events bei?

SCHAFFRATH: Ein Event muss nicht groß oder aufwendig sein – oft liegt der Wert im ungezwungenen Austausch auf Augenhöhe. Authentische Gespräche schaffen Vertrauen, weit mehr als oberflächliche Präsentationen. Gerade im Luxussegment, wo Ringe 10.000 bis über 100.000 Euro kosten, zählt nicht allein der Diamant, sondern das Gesamtgefühl. Entscheidend ist, dass Kunden sich verstanden fühlen, ohne Druck, sondern mit Freude an ihrer Wahl. Genau diese Echtheit macht den Unterschied im hochwertigen Vertrieb.

BPJ: Bei dieser Gelegenheit möchten wir noch gerne wissen: Welche Events sind für das vierte Quartal geplant? Und mit wie vielen Terminen dürfen wir bei Schaffrath rechnen?

SCHAFFRATH: Ich rechne mit mindestens zwei Events pro Woche, womit ich insgesamt auf 20 bis 25 Termine bis Jahresende komme. Geplant sind Veranstaltungen in Holland, sicherlich auch in Belgien und ein oder zwei in Österreich. In der Schweiz habe ich derzeit keinen Termin im Kalender vermerkt, was die Planung am Ende einfacher macht. Zusätzlich steht noch eine Reise nach Miami an, und auch China ist bereits fixiert, wo wir eine neue Boutique eröffnen. Dabei handelt es sich streng genommen zwar um einen Standortwechsel, doch wir ziehen in die Top-Premium-Mall auf Hainan – dem „chinesischen Mallorca“. Dort waren wir bereits erfolgreich vertreten und nutzen nun die Chance, in eine noch exklusivere Lage zu wechseln.

Markenprofil

Schaffrath

SCHAFFRATH Ursprüngliche Handwerkskunst in all ihren Facetten trifft bei der Schmuckmarke Schaffrath auf brillante Materialien und einzigartige Designideen. Das Zusammenspiel aus Leidenschaft, Hingabe, Kreativität, Einfühlungsvermögen, innovativem Denken und Perfektionsbesessenheit, lässt...

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Christian Schaffrath Zitat

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