Dahlingers Corona-Portrait: Produktion auf Hochtouren

Gute Nachrichten von Bernd Dahlinger, Verpackungsspezialist aus Lahr: Die Produktion in China läuft wieder auf Hochtouren. Die Fabriken sind wieder voll lieferfähig. Ein Corona-Portrait.


Das erste Problem hat sich für den Geschäftsführenden Gesellschafter Bernd Dahlinger gelöst. Die Produktionsprobleme, die den Verpackungsspezialisten Ch. Dahlinger aus Lahr / Schwarzwald vor allem nach dem verlängerten Chinese New Year im Januar und Februar beschäftigt haben, sind gelöst. Wie Bernd Dahlinger im Gespräch mit „Blickpunkt Juwelier“ sagte, haben seine Lieferanten aus China komplette Lieferfähigkeit zugesichert. Größtenteils seien die Arbeiter aus dem vom Staat verlängerten Neujahrsurlaub zurückgekehrt und wieder an der Arbeit – auch aus der Region Wuhan, aus der etwa 10 bis 15 % der Mitarbeiter von Dahlingers Lieferanten kommen.

Dahlinger, der 2002 seine Produktion fast komplett nach Asien ausgelagert hatte, hat in China eine Tochterfirma, die aus 14 Mitarbeitern besteht und sich um die Supply Chain für ganz Asien kümmert. Die Mitarbeiter begleiten die Lieferanten, bauen eine enge Verbindung zu ihnen auf und sorgen dafür, dass die von Dahlinger geforderten europäischen Qualitätsansprüche und Termin-Anforderungen eingehalten werden. „Die Auftragslage ist gut“, sagt Bernd Dahlinger. Die Ware wird demnächst produziert sein, schätzt er. Dann aber kommt die Frage, ob die Ware von den Großkunden, die etwa Zweidrittel des Umsatzes bei Dahlinger ausmachen, auch abgenommen wird. Erste Markenhersteller haben signalisiert, dass sie die Ware in den nächsten Wochen nicht benötigen.

Ein weiteres Problem ist aktuell hinzugekommen. Die Ware ist zwar fertig, aber nicht da! Denn die Transportsituation für die Ware aus Asien hat sich geändert. Die Preise für Luftfracht seien um bis auf das Vierfache gestiegen, berichtet Dahlinger. Die Gründe: Da früher auf den Touristen- und Businessflügen immer auch Luftfracht in den Passagiermaschinen mitgeliefert wurde, diese Flüge jedoch nun praktisch komplett gestrichen sind und zudem nicht mehr Frachtflugzeuge zur Verfügung stehen, ist ein massiver Engpass für die Luftfracht entstanden. Auch wenn der überwiegende Anteil der Ware per See angeliefert wird, wirkt sich diese Situation auch auf Ch. Dahlinger aus.

Die gute Nachricht für Dahlinger-Juwelierkunden: Die Lager des Lahrer Verpackungsspezialisten sind noch gut gefüllt und werden wohl die nächsten fünf Monate noch reichen. Durch die behördlich angeordnete Schließung der Ladengeschäfte Mitte März sind viele Kunden verunsichert und zögern mit Bestellungen. Schwieriger ist es für Dahlinger, die Lage für die Industriekunden einzuschätzen. Etwa 30 % der Dahlinger-Ware wird an Juweliere und Goldschmiede geliefert, 40 % davon nach Deutschland, der Rest geht an Großkunden. Hierbei sind es neben Schmuck- und Uhrenfirmen auch die Hersteller von Schreibgeräten, Kosmetikartikeln oder Spirituosen. Elementar wichtig für diese Kunden ist das Duty-Free-Geschäft, das derzeit durch das Ausbleiben der Touristen und der Geschäftsreisenden stark eingeschränkt ist. Wie kann dies kompensiert werden? Wie sehen die Märkte der Zukunft für Dahlinger aus? „Für eine Standort-Bestimmung ist es noch zu früh“, sagt Bernd Dahlinger. Doch klar ist für ihn, dass der Sektor Schmuck und Uhren vor allem wegen des Aspektes der Wertanlage schnell wieder stärkere Nachfrage haben wird. Zumal in Zeiten, in denen der Niedrigzins immer noch andere Anlagenalternativen unattraktiv bleiben lässt, so Dahlinger. Davon werden die Juweliere im Facheinzelhandel profitieren. Die Menschen wollen wieder rausgehen und gemeinsam nach den Wochen der eingeschränkten Kontakte die zurückgewonnene Freiheit genießen und dabei auch konsumieren.

Als Unternehmens-Chef von derzeit 70 Mitarbeitern und ca 1.500 in den Zuliefererfirmen hat Bernd Dahlinger derzeit Verantwortung zu übernehmen und Grundsatzfragen zu klären. Seine Strategie für die kommende Zeit ist klar nach vier Maximen definiert: Erstens: Die Gesundheit der Mitarbeiter und ihrer Familien. Zweitens: Das operative Geschäft muss aufrechterhalten werden. Dazu ist sichergestellt, dass das Unternehmen lieferfähig und servicebereit ist. Drittens: Cash is King. Es muss alles unternommen werden, um Zahlungseingänge zu maximieren und Zahlungsausgänge zu minimieren. Viertens: Der Erhalt der Arbeitsplätze aller Mitarbeiter soll gesichert werden. Dazu werden neben Bordmitteln alle Instrumente des Staates genutzt.

Im Vergleich zur Finanzmarktkrise ab 2007 schätzt Dahlinger die Corona-Situation komplexer ein. Damals hätten die Geschäfte Rückgänge von 15 oder 20 % gehabt, einige Juweliere sogar gar keine. Jetzt aber sei der Rückgang deutlich drastischer und der Zeithorizont der Andauer der derzeitigen Situation nicht sichtbar. „Je länger der Shutdown dauert, desto mehr Schaden richtet er an, desto mehr Arbeitslosigkeit entsteht, desto mehr Konsumverzicht gibt es. Es sind andere Dimensionen als damals“, sagt Bernd Dahlinger. Trotzdem will er nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern fordert einen kreativen Umgang mit der Krise. „Jeder Einzelne muss sich nun kümmern. Einige unserer Kunden bestellen weiterhin Ware und nutzen die Zeit, die Ladeneinrichtung und ihren Online-Verkauf auf Vordermann zu bringen, oder kommen auf neue Ideen in Bezug auf Service-Dienstleistungen. Wahrscheinlich wird sich der Fokus der Verbraucher wieder stärker auf die Familie richten – hier kann der Juwelier und Goldschmied gute Antworten liefern.“

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