Deutsche Mittelstädte sind die attraktivsten Einzelhandelsstandorte

Deutschland Einzelhandelskaufkraft

Mittelstädte profitieren von großen Einzugsgebieten: Viele Regionen im ländlichen Raum verlagern ihre Ausgaben in zentrale Versorgungsstädte. © NIQ

Die neue NIQ-Analyse zur Einzelhandelszentralität 2025 zeigt deutlich: Die tatsächlichen Einkaufsströme folgen längst nicht mehr dem Wohnort der Konsumenten, sondern der Attraktivität der Handelsstandorte. Für den deutschen Einzelhandel entsteht damit ein präzises Bild darüber, welche Regionen Kaufkraft anziehen und welche ihre Ausgaben an umliegende Standorte verlieren.



Regionale Kaufkraft: große Spannweite zwischen Norden und Süden

Mit durchschnittlich 6.226 Euro pro Kopf liegt das theoretisch verfügbare Budget für stationäre Einkäufe 2025 auf einem stabilen Niveau. Dennoch sind die regionalen Unterschiede erheblich. In Starnberg stehen den Einwohnern fast 8.000 Euro zur Verfügung, während Gelsenkirchen mit gut 5.200 Euro am unteren Ende rangiert. Diese Spannweite zeigt, dass die wirtschaftliche Ausgangslage vieler Regionen stark variiert. Dennoch bleibt die Kaufkraft nur ein Teil der Betrachtung, denn hohe Budgets führen nicht automatisch zu hohen Umsätzen am Wohnort.

Mittelstädte bleiben die stärksten Anziehungspunkte

Die höchsten Zentralitätswerte finden sich nicht in den Metropolen, sondern in mittelgroßen Städten. An der Spitze steht erneut Zweibrücken, das durch seine Outlet-Struktur deutlich mehr Kaufkraft anzieht, als es selbst aufbringt. Mit einem Zentralitätswert von 226 erreicht die Stadt mehr als das Doppelte ihres theoretischen Einzelhandelsvolumens. Passau, Straubing, Kaiserslautern und Koblenz folgen ebenfalls mit sehr hohen Werten. Viele dieser Städte fungieren als Versorgungszentren für weitläufige, ländlich geprägte Gebiete und profitieren von ihrer Rolle als Anlaufpunkte für ein breites Handelsangebot. Am unteren Ende der Zentralitätsskala steht der Landkreis Straubing-Bogen, dessen Konsumenten große Teile ihrer Ausgaben ins nahe gelegene Straubing verlagern.

Einzelhandelsumsatz Deutschland
Einzelhandelszentralität Deutschland 2025 l * Index je Einwohner (100 = Landesdurchschnitt ** Zentralität 100 = Zufluss und Abfluss von Kaufkraft halten sich die Waage. © NIQ

Großstädte generieren hohe Umsätze, aber wenig Zufluss

Bei den absoluten Umsätzen im stationären Einzelhandel dominieren erwartungsgemäß die großen Städte. Berlin führt mit über 19 Milliarden Euro, Hamburg und München folgen mit deutlichem Abstand. Diese Werte ergeben sich jedoch vor allem aus der hohen Bevölkerungszahl und weniger aus einer besonders starken Anziehung überregionaler Kaufkraft. Die Zentralitätswerte der Metropolen liegen überwiegend nur leicht über dem Bundesdurchschnitt, was zeigt, dass das Umland seltener in großem Umfang in die Städte strömt. Köln verzeichnet beispielsweise zwar hohe Umsätze, bewegt sich mit einer Zentralität von gut 112 jedoch nur im oberen Mittelfeld.

Pro-Kopf-Umsätze: die Mittelstädte erneut an der Spitze

Die pro-Kopf-Umsätze untermauern das Bild der Mittelstädte als starke Einzelhandelszentren. Zweibrücken, Passau und Straubing erreichen Werte, die weit über dem Bundesdurchschnitt liegen. Während der Durchschnitt der Deutschen rechnerisch rund 5.100 Euro im Jahr im stationären Handel ausgibt, kommt Zweibrücken auf über 10.000 Euro pro Kopf. Am unteren Ende der Skala finden sich Regionen, in denen sowohl Kaufkraft als auch Angebot limitierend wirken, wie etwa der Landkreis Kaiserslautern.

Wer in attraktive Mittelzentren investiert, profitiert in der Regel von niedrigeren Mieten, stabilen Umsätzen und einer hohen Kundenbindung.

Filip Vojtech, Einzelhandelsexperte im Bereich Geomarketing von NIQ

Oberbayern bleibt kaufkraftstärkste Region Deutschlands

Mit Blick auf die Einzelhandelskaufkraft pro Einwohner zeigt sich ein vertrautes Bild: Der Süden bleibt wirtschaftlich am stärksten. Sieben der zehn kaufkraftstärksten Kreise liegen in Bayern, angeführt von Starnberg, dem Landkreis München sowie der Stadt München. Diese Regionen verfügen über hohe Budgets und damit über ein großes potenzielles Nachfragevolumen. Am anderen Ende des Spektrums bestätigt sich die strukturelle Schwäche einzelner Kreise wie Gelsenkirchen, wo die Pro-Kopf-Kaufkraft um rund 16 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

Die Daten liefern damit einen klaren Überblick darüber, wo der stationäre Einzelhandel 2025 besonders stark performt und wo strukturelle Herausforderungen bestehen.

Kaufkraft Einzelhandel Deutschland Standort
Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

VORTEILSCLUB IST MEHR

Profitieren Sie jetzt von neuen Benefits: Aktionsplan für das ganze Jahr, BPJ-Zeitungsbezug, Reader’s Lounge, B2B-Kommunikation und noch viel MEHR!

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?

Registrieren Sie sich jetzt und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News und Insights, die es NUR im geschützten Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.