Diskussionsbedarf Diamant

Die Preisangabe von Diamanten für Privatpersonen der Firma Ph. Hahn Söhne KG hat in Juwelierkreisen eine hitzige Debatte ausgelöst. Denn das Geschäft mit dem Diamanten als ureigene Disziplin des Juweliers wird zusehends schwieriger.


Die Brisanz des Falls und die damit einhergehende Schärfe der Debatte haben mit dem Zeitpunkt der Online-Information von Ph. Hahn Söhne KG zu tun. Denn dem ohnehin schon vom Online-Verkauf stark torpedierten klassischen Fachhandel steht mit dem Aufkommen von synthetischen Steinen erneut Ungemach ins Haus. Mittendrin auch noch das verwirrende Signal aus Idar-Oberstein. Ph. Hahn Söhne KG, die nach eigenen Angaben älteste Diamant-Schleiferei Deutschlands aus dem Jahre 1886, bietet auf seiner Homepage nun auch Privatpersonen detaillierte Preisinformationen von einzelnen Diamanten an – und zwar nicht nur für schwere Steine, sondern auch für die bei Juwelieren gängigen Steingrößen ab 0,20 ct. und einem Verkaufspreis (an Konsumenten) ab rund 600 Euro. Diese Preistransparenz schmeckt vielen Juwelieren nicht.

Im Kern geht es in dieser Diskussion um die Festlegung des Preises von Diamanten. Aus Sicht vieler Diamantgroßhändler (und Onlinehändler) kalkuliert der stationäre Handel zu hoch. Die sich daraus ergebenen Preisunterschiede sind den Juwelieren spätestens seit dem Großstein-Engagement von 123gold bekannt. Eben um mit den Online-Händlern preislich mithalten zu können hat 123gold größere Steine auffallend niedrig kalkuliert. Der mittlerweile verstorbene 123gold-Gründer Alexander Ferch hatte im Herbst 2015 im Gespräch mit „Blickpunkt Juwelier“ Zahlen genannt. „Wir werden auch weiterhin große Steine mit 5 % Aufschlag kalkulieren“, so Ferch. Bei vielen stationären Händlern dagegen sieht man noch heute große Steine im Schaufenster, die mit standardisierten 2.5 kalkuliert sind. Auch Lieferanten berichten immer wieder von derlei Kalkulationen bei Rückläufern von Auswahl-Kollektionen.

Erschwerend kommt hinzu, dass vermehrt „weiche“ Graduierungen oder schlicht falsche Formulierungen wie „stellenweise lupenrein“ oder „95% lupenrein“ im Markt auftauchen. Dies ist mitunter ein entscheidender Grund für die starken Preisunterschiede von angeblich genau definierter Steine im Vergleich zum Online- oder TV-Handel.

Damit der stationäre Handel auch künftig am Verkauf von Diamanten teilhaben kann (in den USA ist dies traditionell nicht der Fall, dort kaufen die Konsumenten ihre Diamanten lose ein und lassen sie vom Goldschmied fassen), braucht es Transparenz am Markt. Dem „gefährlichen Halbwissen“ des googelnden Konsumenten muss der Händler sein fundiertes Fachwissen entgegensetzen. Um dem schlecht informierten Konsumenten die passenden Argumente liefern zu können bieten Lieferanten wie beispielsweise der österreichische Großhändler Paukner Seminare für Chefs und Verkäufer an. Auch die Offenlegung von Marktpreisen mittels einer Preisliste ist immer wieder im Gespräch – denn oftmals sind Juweliere nicht auf dem neuesten Stand und haben ihre Ware mit veralteten Preisen ausgezeichnet.

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