Galeria insolvent: Sorgen um die Attraktivität der Innenstädte. ©CorinnaL
Galeria Karstadt Kaufhof versucht, sich durch ein Schutzschirmverfahren beim Insolvenzgericht zu retten. Schon als der Konzern vor zwei Wochen um Staatsgelder ersuchte, befürchteten Juweliere im Blickpunkt, einen (weiteren) Verlust der Attraktivität der Innenstädte.
Jetzt ist es offiziell. Der letzte deutsche Warenhauskonzern ist pleite – nachdem in den letzten Jahren bereits 680 Millionen Euro Staatsgelder an Galeria Karstadt Kaufhof geflossen sind. Ob ein erneutes Schutzschirmverfahren genehmigt wird, ist noch offen.
Erst vor knapp zwei Wochen hatte der Konzern um weitere staatlich Hilfen nachgesucht. „Kaufhäuser soll man retten und der Einzelhandel wird sich selber überlassen?!“, so brachte Goldschmied Markus Müller in der Facebook-Gruppe von Blickpunkt Juwelier auf den Punkt, was viele dachten.
Nun wollen Galeria-Geschäftsführer Miguel Müllenbach, Sanierer Arndt Geiwitz und Sachwalter Frank Kebekus ohne weitere Staatshilfen neue Strukturen schaffen. Experten sind skeptisch – nachdem das erste Schutzschirmverfahren 2020 jetzt in der nächsten Insolvenz mündete.
Die Debatte geht in die nächste Runde: Was Juweliere betrifft, haben sich die zentralen Diskussionspunkte nicht geändert: „Bei diesem Thema schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, räumte Roland Kaulfuß offen ein. „Niemand will weitere Leerstände in den Innenstädten,“ sagt der Geschäftsführer der Kraemer GmbH (Juweliere Kraemer), beklagte aber gleichzeitig das Fehlen neuer, zukunftsorientierter Konzepte. Statt dessen Investitionen in ein Geschäftsmodell, das nicht mehr funktioniert: Für das Ende September abgelaufene, letzte Geschäftsjahr rechnete die Galeria-Führung erneut mit einem Jahresfehlbetrag „im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich“.
Wie geht es weiter mit Galeria und den Innenstädten?
„Die Städte sind wegen drohenden weiteren Schließungen von Filialen bei Galeria alarmiert,“ sagte Thomas Kufen, Vorsitzender des Städtetages NRW, heute: „Die großen Kaufhäuser ziehen nach wie vor viele Menschen in die Innenstädte und Stadteilzentren.” Der Städtetag setze sich deshalb dafür ein, rasch Lösungen zu finden, um Schließungen soweit wie möglich zu verhindern: „Der Kampf um jede Filiale lohnt”, so Thomas Kufen.
Roland Kaulfuß hatte bereits vor zwei Wochen die Bedeutung für den Schluck- und Uhrenfachhandel auf den Punkt gebracht: „Wir brauchen die Attraktivität der Innenstädte. Wir brauchen ein Umfeld – beispielsweise mit Textil-, Accessoire- und Schuhgeschäften, aber auch mit Gastronomie und anderen attraktiven Erlebnisangeboten.“ (Mehr dazu)
Wie genau es nun weitergeht? Offen. Die 131 Warenhäuser, die Galeria Karstadt Kaufhof noch betreibt, müßten im Zuge eines Schutzschirmverfahrens „um mindestens ein Drittel reduziert werden”, sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach der FAZ. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz kündigte sogar an, dass nur „ein harter Kern” der bisherigen Warenhäuser mit ihren rund 17.000 Mitarbeitern erhalten bleiben werde.
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