Glashütte-Siegel: Warten auf Berlin

Wer darf „Glashütte“ aufs Zifferblatt schreiben? Der Versuch, dies durch eine Verordnung zu definieren, gerät ins Stocken. Die Berliner Politik-Mühlen malen langsam. Foto: Th. Bock/shutterstock.com

Wer darf „Glashütte“ aufs Zifferblatt schreiben? Der Versuch, dies durch eine Verordnung zu definieren, gerät ins Stocken. Die Berliner Politik-Mühlen malen langsam. Foto: Th. Bock/shutterstock.com

Unter der süffisanten Überschrift „Wer in der Glashütte sitzt“ berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ über Glashütter Firmen, die um die Marke „Glashütte“ fürchten. Aus Berlin käme keine Unterstützung.


Erstmals kam es wohl 1911 zu einer Gerichtsentscheidung, wer wie das Wort „Glashütte“ aufs Zifferblatt schreiben darf.

Nach der Wende erstritt sich Nomos die „Glashütte-Regel“, nach der mindestens 50 Prozent der Wertschöpfung aus Glashütte stammen muss. Vor eineinhalb Jahrzehnten kam es darüber sogar zu einem Streit zwischen Nomos und Mühle Glashütte, weil Nomos behauptet hatte, dass sich Mühle nicht daran halte und es beispielsweise bei Mühle-Sondereditionen, bei denen das Schweizer Chronographenwerk  Valjoux 7750 benutzt wurde, nicht zur notwendigenWertschöpfung gekommen sei. Kurzum: Die Definition, wer „Glashütte“ benutzen darf, steht seit langer Zeit auf der Agenda einiger Glashütter Firmen. Sie wünschen sich einen gesetzlichen Schutz der Herkunftsbezeichnung Glashütte. Zwar sah es 2019 danach aus, als ob eine solche Verordnung schnell umgesetzt werden könnte, doch nun malen die Politik-Mühlen von Berlin langsam.

Auch Glashüttes Bürgermeister Markus Dreßler ist in dieser Sache aktiv und begleitet den Werdegang des gesetzlichen Entwurfs, der seit 2019 formuliert ist.  Ähnlich der „Solingenverordnung”, die nur Messer aus Solingen zu Solinger Messern macht, soll die Verordnung Uhren aus Glashütte und „traditionell eng verbundenen Orten“ schützen. Doch bereits in diesem zweiten Punkt gibt es Probleme. Zwar hat der Bundesrat die Verordnung bereits angenommen, doch das nun zuständige Bundesjustizministerium stellt sich quer. Unter anderem, weil die Definition der „traditionell eng verbundenen Orte“ zu wenig konkret sei. Die Stadt und Industrie aus Glashütte, die eben noch ein großes Jubiläum feiern konnten, warten weiter auf ein Signal aus Berlin.

Auf ein Problem allerdings weißt die „SZ“ hin. Es gibt seit 2012 eine „Fördergesellschaft der Glashütter Uhrenindustrie mit beschränkter Haftung“, die sich die Rechte an der Marke „Glashütte“ gesichert habe. Gegenstand des Unternehmens ist laut Handelsregister der Schutz der Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ für die Uhrenindustrie in der Uhrenstadt Glashütte, Schutz der Kollektivmarke „Glashütte“ sowie Abwehr etwaiger Rechtsverletzungen im Hinblick auf diese Kollektivmarke. Das Problem nur, angeblich steckt die Swatch Group hinter dieser Fördergesellschaft, berichtet die „SZ“. Das Handelsregister bestätigt diesen Verdacht. Gründungsgeschäftsführer 2012 waren Adrian Bosshard und Günter Wiegand, damals die Chefs der Uhrenfirmen Union Glashütte und Glashütte Original, beides Unternehmen der Swatch Group. Heute sind die Geschäftsführer zum einen Frank Kittel, Co-Geschäftsführer von Glashütte Original und Union Glashütte in Personalunion, zum anderen ein nicht namentlich aufgeführter Geschäftsführer.

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