Goldnachfrage: Neues Rekordniveau in 2022

© Anglo Gold Ashanti

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Das 18-prozentige Plus auf 4.741 Tonnen resultiert vor allem aus verstärkten Käufen der Zentralbanken und Investoren, der Schmucksektor verzeichnete dagegen ein leichtes Minus.



Angesichts geopolitischer Unsicherheit und galoppierender Inflation haben die Zentralbanken 2022 ihre Goldreserven nochmals kräftig aufgestockt. 1.136 Tonnen bedeuten mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 2021 und den höchsten Wert seit 55 Jahren. Der Großteil der Käufe entfiel auf die Zentralbanken von China und der Türkei sowie jenen von Entwicklungsländern.

Im Regionenvergleich halten die USA mit 8.133,46 Tonnen, auf Platz 2 liegt Deutschland mit 3.355,14 Tonnen gefolgt von Italien (2.451,84 Tonnen), Frankreich (2.436,75 Tonnen), Russland (2.298,53 Tonnen), China (2.010,51 Tonnen) und der Schweiz (1.040 Tonnen).

Gold als sicherer Hafen

Hoch im Kurs stand Gold auch bei den Anlegern in vielen Ländern, allerdings nur in physischer Form. Die Käufe von Barren und Münzen stiegen von einem bereits hohen Level um zwei Prozent auf 1,217 Tonnen, wobei mehr als ein Viertel auf das Konto westeuropäischer Länder, vor allem Deutschlands, ging. Besonders hoch war die Nachfrage im Nahen Osten (+42 Prozent), in China dagegen wurden deutlich weniger Goldbarren und -münzen gekauft (-24 Prozent) als 2021, geringer fiel das Minus in Indien aus (-7 Prozent). Weiterhin schwach, wenn auch etwas höher als 2021, war die Nachfrage nach börsegehandelten Goldfonds. Insgesamt weist die Statistik des World Gold Councils für den Anlagesektor ein Plus von 10 Prozent auf 1.106,8 Tonnen aus.

Vor allem Anleger in Europa und dem Nahen Osten setzten 2022 verstärkt auf Goldbarren und Goldmünzen. © Philoro
Vor allem Anleger in Europa und dem Nahen Osten setzten 2022 verstärkt auf Goldbarren und Goldmünzen. © Philoro

Leichter Rückgang bei Schmuck

Die Nachfrage aus der Schmuckindustrie, dem größten Abnehmer von Gold, verzeichnete 2022 einen leichten Rückgang von drei Prozent auf 2.086.2 Tonnen, was allerdings nur knapp unter dem Vorkrisen-Niveau 2019 liegt. Allerdings zeigten sich deutliche regionale Unterschiede.

Die Käufe der europäischen Schmuckhersteller stiegen 2022 um 4 Prozent auf 71 Tonnen und erreichten fast wieder das Niveau vor der Pandemie. Das Minus von fünf Prozent im 4. Quartal ging fast zur Gänze auf das Konto von Großbritannien, wo die schwache Konjunktur und die hohen Lebenshaltungskosten die Konsumfreude stark dämpften.

Die US-amerikanische Schmuckindustrie kaufte 144 Tonnen Gold, um vier Prozent weniger als 2021, aber dennoch deutlich über dem Wert von 2019. Ein Großteil des Rückgangs entfiel auf die zweite Jahreshälfte, in der die staatlichen Corona-Hilfen ausliefen und sich die Verbraucherausgaben von Luxusgütern zu Dienstleistungen verlagerten. Dämpfend auf die Konsumlaune der US-Bürger wirkte sich auch die steigende Sorge vor einer Rezession aus, das Weihnachtsgeschäft beeinflusste die Goldnachfrage im 4. Quartal dagegen positiv.

Der Goldbedarf der Schmuckindustrie lag mit 2.086.2 Tonnen etwas unter dem Niveau von 2021. © Shutterstock
Der Goldbedarf der Schmuckindustrie lag mit 2.086.2 Tonnen etwas unter dem Niveau von 2021. © Shutterstock

Die Goldkäufe der Schmuckindustrie im Nahen Osten stiegen um 15Prozent auf 190 Tonnen, Treiber waren vor allem die Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien. Im 4. Quartal schwächte sich die Dynamik wegen des hohen und weiter steigenden Goldpreises etwas ab. In der Türkei erreichte die Goldnachfrage mit einem Plus von 8 Prozent auf 37 Tonnen wieder das Niveau vor der Pandemie. Mit 30 Prozent fiel die Zunahme der Goldkäufe Australiens auf 11 Tonnen zwar sehr kräftig aus, allerdings lag der Vergleichswert 2021 bedingt durch die strengen Corona-Restriktionen ungewöhnlich niedrig.

Die Nachfrage der chinesischen Schmuckindustrie sank aufgrund der Beschränkungen durch die Zero Covid-Politik sowie den hohen lokalen Goldpreises um 15 Prozent auf 571 Tonnen. Mit minus 18 Prozent zeigte sich in Südkorea eine vergleichbare Entwicklung. In fast allen anderen asiatischen Ländern wurde von den Schmuckherstellern 2022 dagegen mehr Gold als 2021 angekauft.

© Metal Focus, Refinitv GFMS, World Gold Council

Höhere Goldproduktion

Nach zwei Jahren mit rückläufigem Volumen ist das Angebot 2022 leicht gestiegen, und zwar um zwei Prozent auf 4.754.5 Tonnen. Die Menge des frisch geschürften Goldes erreichte mit 3.612 Tonnen (+2 Prozent) fast den Höchstwert aus dem Jahr 2018. Regionale Gewinne und Verluste beim Recycling aufgrund von Basiseffekten und Goldpreisschwankungen in lokaler Währung glichen einander weitgehend aus, daher legte die Menge von Altgold, das wieder auf den Markt kam, nur um knapp ein Prozent auf 1.144 Tonnen zu.

Ausblick 2023

Angesichts der weiter bestehenden wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten bleibt Louise Street, Senior Markets Analyst beim World Gold Council, in ihrer Prognose wage: „Wenn die Inflation zurückgeht, könnte dies Gegenwind für Goldbarren- und Münzinvestitionen bedeuten. Umgekehrt könnten die anhaltende Abschwächung des US-Dollars und das nachlassende Tempo der Zinserhöhungen positive Auswirkungen auf die Nachfrage nach goldgedeckten börsengehandelten Fonds haben. Der Schmuckkonsum wird wahrscheinlich stabil bleiben, unterstützt durch die aufgestaute Nachfrage in China, aber möglicherweise auch durch den Druck auf die Verbraucherausgaben, falls es zu einem stärkeren Abschwung kommen sollte, beeinträchtigt. Auch wenn es mehrere mögliche Entwicklungen gibt, hat sich Gold in turbulenten wirtschaftlichen Zeiten bewährt, was seinen Wert als langfristiger, strategischer Vermögenswert unterstreicht.“

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