
CEO Raphael Gübelin muss mit wirtschaftlich bedingtem Personalabbau reagieren. © HZ
Die Schweizer Traditionsbijouterie Gübelin muss sich den Realitäten eines zunehmend angespannten Luxusmarkts stellen: In Luzern werden 30 Mitarbeitende – vorwiegend aus dem administrativen Bereich – das Unternehmen verlassen. Die Maßnahme ist Teil einer strategischen Anpassung, mit der das seit 1854 bestehende Familienunternehmen auf wirtschaftliche Herausforderungen und strukturelle Marktveränderungen reagiert. Präsident und CEO Raphael Gübelin betont, dass keine internen Fehlentscheidungen zum Personalabbau geführt hätten, sondern ausschließlich externe Marktbedingungen ausschlaggebend seien.
Luxusbranche im Umbruch: wirtschaftliche Gründe hinter den Maßnahmen
Die Entlassungen bei Gübelin sind symptomatisch für eine tiefgreifende Transformation innerhalb der internationalen Luxusgüterindustrie. Der weltweite Markt für Uhren und Schmuck steht unter Druck: Der hohe Goldpreis, ein starker Schweizer Franken und eine global zurückhaltende Konsumlaune bei Luxusgütern setzen auch renommierten Marken zu. Insbesondere der Einbruch der Nachfrage aus China und den USA – den wichtigsten Exportmärkten – sorgt für sinkende Umsätze. Hinzu kommen politische Unsicherheiten wie etwa drohende US-Zölle.
Gleichzeitig verschärft sich die Lage durch eine strategische Neuausrichtung großer Uhrenmarken. Immer mehr Luxusmarken setzen bekanntermaßen auf den Direktvertrieb über eigene Monobrand-Boutiquen und ziehen sich aus dem Multibrand-Fachhandel zurück. Auch Gübelin ist davon betroffen: Ab Februar 2026 darf das Haus Patek Philippe nicht mehr in Lugano und St. Moritz führen – ein schwerer Schlag für den stationären Vertrieb hochpreisiger Uhren.

Verändertes Konsumverhalten: Von Boom zu Bremse
Die Marktdynamik, die jahrelang durch einen scheinbar grenzenlosen Luxusboom getragen wurde, hat sich spürbar gewandelt. In der Hochphase stieg der Preis mechanischer Uhren im Schnitt um 88 % – eine Entwicklung, die nun auf Käuferseite zu wachsender Zurückhaltung führt. Selbst vermögende Kunden reagieren sensibler auf Preiserhöhungen und achten in volatilen Zeiten stärker auf Wertbeständigkeit und Preis-Leistung. Das Resultat: Der Boom kehrt sich um – selbst renommierte Häuser müssen Personal abbauen und sich neu positionieren.

Fazit: Die Luxusbranche bleibt zwar grundsätzlich attraktiv – aber nur für jene, die bereit sind, sich laufend an neue Marktbedingungen anzupassen. Der Fall Gübelin zeigt eindrucksvoll, dass selbst traditionsreiche Häuser keine Ausnahme darstellen. Für die Branche heißt es daher: Jetzt ist die Zeit, strategisch zu handeln. Markenbindung allein reicht nicht mehr – gefragt sind Alleinstellungsmerkmale, individuelle Beratung und eine selektive Sortimentsstrategie.

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